Hamburg. Die Indie-Band Bastille spielte in der Reihe “Channel Aid“ für wohltätige Zwecke. Unter den Gästen waren viele Prominente.

Die beste Nachricht vorweg: Der Ton kommt – und wie. Zwei Tage nach dem ersten Konzert-Abbruch in der Geschichte der Elbphilharmonie steht Bastille-Sänger Dan Smith auf dem Bühnenparkett, vor einer Wand aus Orchester und Gospelchor, lässt klare Töne bis zur Decke wehen. Die Geigen entfachen mit harten Strichen langsam einen Sturm.

So sieht es aus, wenn Pop und Klassik beeindruckend verschmelzen. Die weiße Haut des Saals ist ein mächtiger Gehilfe. Und doch musste man die Elbphilharmonie an diesem Abend etwas zu ihrem Glück zwingen.

Nicht die Intendanz des Hauses, sondern das Hamburger Charity-Projekt "Channel Aid" hat mit den britischen Indie-Pop-Rockern Bastille eine der beliebtesten Bands des Streaming-Zeitalters für ein besonderes Benefizkonzert gebucht. Über Klicks bei YouTube (etwa auf dem Livestream des Konzertes) sammelt die Firma Geld für soziale Projekte.

Zuvor gaben sich dafür bereits Rita Ora und Panda-Rapper Cro in der Elbphilharmonie die Ehre. Das Konzert an diesem Sonnabend wurde aber zum bislang lautesten Plädoyer für mehr Mut zur Massentauglichkeit in der Elbphilharmonie.

Mit Europa-Flagge und Nervosität

Dan Smith kommt mit Europa-Flagge auf die Bühne, stapft zu "...All I think about is You" wie ein Rapper herum, bevor mit "Things we Lost in the Fire" der erste Hit folgt. Roter Lichtschein, beseelte wie blutjunge Musiker im "Baltic Sea Orchestra" unter Leitung von Kristian Järvi. Eine junge Zuhörerin im Abendkleid springt auf und tanzt vor der Bühne.

Die Hits von Bastille klangen schon immer so, als wären sie für die große Kulisse geschrieben worden: Chöre, treibende Beats, große Explosion im Refrain. Und am Schluss des Lärms ein wohliges Gefühl, dass im Leben doch alles gut wird, bestimmt. Man muss das nicht für Hochkultur halten, Frontmann Smith sagt selbst, er sei "fucking nervous" vor dem hohen Hause. Aber mit Orchester und Gospelsänger hat es schlicht eine Wucht, die die Zuhörer lächelnd davonreißt.

Nur selten ein Tusch zu viel

Nur in wenigen Momenten tappen Bastille in die Falle, es mit dem großen Tusch zu übertreiben, sodass Orchester und Chor gegeneinander ankämpfen ("Send them off"). Dagegen gelingt es etwa, ihren Über-Hit "Pompeii" – der allein bei Spotify und YouTube mehr als eine Milliarde mal abgerufen wurde – mit zartem Gospel-Hintergrund aus der Ecke für überdudelte Ohrwürmer ins Feinkostregal zu bringen.

Bei "Laura Palmer" steht und tanzt das Publikum wenig später das erste Mal geschlossen – die vielen Abiturienten, die Mittelalten und der Mittelstand mit Hemd und Rahmenbrille. Songs wie "Those Nights", bei dem Smith und der Gospelchor sich perfekt ergänzen, heben sich Bastille für die Zugabe auf

Fast triefender, aber brillanter Pop

Zuvor hatte die Bühne den Stars der "Generation YouTube" gehört: Der erst 15-jährigen Allie Sherlock etwa, Pferdeschwanz, wallendes weißes Oberteil, 2,5 Millionen Abonnenten auf ihrem Videokanal. Und eine Stimme wie ein in Schwermut getränkter Dolch, den sie in Gefühlswunden der Zuhörer sticht und sanft dreht.

Sie traute sich an "Back to Black" der großen Amy Winehouse und bestand, die Zuhörer applaudierten mit aufgestellten Nackenhaaren. Danach folgte Madilyn Bailey, einige Jahre älter, Auftreten und Klang noch klarer, geschliffener. "Is this cool or what", sagte sie zuerst nur und schielt die Ränge hinauf, beherrschte den Saal aber mühelos. LED-Armbänder, die alle Zuhörer bekommen haben, funkeln den ganzen Abend zum Takt. Es ist fast kitschtriefender, aber brillant vorgetragener Pop.

Groß angelegte Aftershowparty

Nach drei Stunden winkt Dan Smith zum Abschied in den Jubel, die Gesichter sind selig. Der letzte Applaus lässt der Elbphilharmonie die Frage da, ob sie ihre Möglichkeiten abseits von Klassik und Jazz oft genug ausschöpft.

Für die Zeugen des Benefizkonzertes ging es per Barkasse weiter – zur Aftershowparty in der Fischauktionshalle, die das Charity-Projekt genauso groß aufzog wie das Konzert selbst.

Zu dem Benefizkonzert am 4. Januar kamen zahlreiche namhafte Gäste:

  • Ironman-Sieger und Laureus-Sport-for-Good-Botschafter Jan Frodeno
  • Schauspielerin Gizem Emre
  • Influencerin und Model Marie von den Benken
  • Model und Bloggerin Elena Carriere
  • Influencer und Designer André Borchers
  • Model und Moderatorin Mirja du Mont
  • Moderatorin Susanne Böhm
  • Ex-Fußball-Profi René Adler mit seiner Frau und Schauspielerin Lilli Holunder-Adler
  • Schauspielerin Sandra Quadflieg
  • Hockey-Olympionike Moritz Fürste
  • Bloggerin Jolina Fust mit Freund Ex-„Mister Germany“ Dominik Bruntner
  • Fashion-Bloggerin Vicky Wancka
  • Fußball-Profi Matthias Ostrzolek
  • Hubert Neubacher, Chef von Barkassen-Meyer