Hamburg/Düsseldorf. Die meisten Bundesländer sind gegen den engeren Zeitkorridor für die großen Ferien. Aber Bayerns Privileg ärgert auch andere.

Die Forderung aus Berlin und Hamburg nach einer Neuregelung der Sommerferien in Deutschland stößt auf breite Ablehnung. Das geht aus Anfragen bei mehreren Länderchefs hervor. Berlin und Hamburg dringen unter anderem darauf, dass die Sommerferien künftig in allen Ländern frühestens am 1. Juli beginnen und spätestens am 10. September enden. Derzeit ist der Korridor deutlich breiter, die Ferien beginnen teilweise schon im Juni und reichen weiter in den September hinein.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) warnte davor, die geltende Regelung zulasten der Schüler zu verändern. Ein verkürzter Ferienkorridor könnte die Probleme in den Schulen, im Reiseverkehr und in der Tourismusbranche noch verschärfen, sagte der Regierungschef des bevölkerungsreichsten Bundeslandes.

Niedersachsen attackiert Bayern

"Der Tourismus in Niedersachsen hat durchaus ein Interesse daran, dass es in allen Ferienzeiten eine möglichst gleichmäßige Auslastung über eine längere Zeitspanne gibt", sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). "Aber dass alle anderen rotieren müssen und nur die süddeutschen Länder ihren Stammplatz haben, das ist nicht akzeptabel." Nötig sei eine bundesweite Gesamtplanung zur Abstimmung der Ferienzeiten.

Auch Günther will dem Tourismus helfen

Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat einen engeren Korridor für die Verteilung der Sommerferien in Deutschland abgelehnt. „Aus touristischen, aber auch aus bildungspolitischen Gründen spricht viel für die bisherige Regelung“, sagte Günther. Wichtig sei, dass sich die Bundesländer weiterhin abstimmten. „Das hat in der Vergangenheit einigermaßen vernünftig geklappt, und ich bin zuversichtlich, dass das auch in Zukunft wieder klappen wird.“

Bremen will die Schuljahre einfacher planen können

Berlin und Hamburg wollen mit ihrem Vorstoß erreichen, dass die jährlichen Verschiebungen bei den Ferienterminen möglichst gering ausfallen. Bisher haben nur Bayern und Baden-Württemberg jedes Jahr im gleichen Zeitraum Sommerferien. Sie starten als letztes, in den übrigen Ländern wechseln die Termine permanent.

Hamburg und Berlin argumentieren, der enge Korridor bringe „mehr Kontinuität“ in den Schuljahresablauf. Außerdem bekämen Länder, die schon im Juni in die Ferien müssten, Zeitprobleme mit Prüfungen. Auch Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) hat gegen eine Straffung der Sommerferien-Termine nichts einzuwenden. "Für die Schulen würde ein einheitlicher Ferientermin die Planungen sehr vereinfachen. Allein schon dadurch, dass die Schuljahre bei einem einheitlichen Ferientermin immer gleich lang wären."

Schwesig fürchtet teurere Urlaube

Ähnlich wie Laschet und Günther äußerten sich eine Reihe anderer Ministerpräsidenten kritisch zu dem Vorstoß. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) betonte: "Wir wollen, dass es weiterhin einen weiter gefassten zeitlichen Rahmen gibt. Das ist gut für den Tourismus, vor allem aber hilft es Familien mit Schulkindern. Denn wenn sich der Zeitraum verkürzt und alle in Deutschland fast zur gleichen Zeit Ferien haben, dann wird der Familienurlaub ganz sicher teurer."

Ihr hessischer Kollege Volker Bouffier (CDU) erklärte: "Also ich glaube, dass das bisherige System alles in allem kein schlechtes ist." Aber Niedersachsens Weil will über den Erhalt des breiten Ferienkorridors hinaus die Sonderstellung der beiden südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg mit ihrem immer späten Ferienbeginn beenden. "Wir sind dafür, dass sich alle Länder untereinander abstimmen", meinte Weil. "Wenn ich alle Länder sage, dann meine ich auch alle Länder."

Bayern beharrt auf seinem Biorhythmus

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte für ein Festhalten an dem späten Sommerferientermin seines Landes sogar auf den Biorhythmus verwiesen. "Wir haben unseren Biorhythmus mit den Ferien – den wollen wir gern behalten."

Weil reagierte mit Sarkasmus: "Den bayerischen Biorhythmus in allen Ehren, aber die körperliche Konstitution der Bayern wird sich auch nicht wesentlich von der der Menschen in anderen Regionen unterscheiden."

Bis 2024 ändert sich noch nichts

Bis zum Schuljahr 2023/24 stehen die Sommerferientermine aber bereits fest. Sie werden immer für mehrere Jahre von den Ländern in der Kultusministerkonferenz festgelegt. Eine Entscheidung der Kultusministerkonferenz (KMK) über die Änderung des Ferienkorridors wird für Dezember erwartet.