Hamburg. Jahrelang wohnte die Erfolgsautorin in Altona. Hier beschreibt Dörte Hansen, warum Hamburg ihr vertraut und doch fremd geblieben ist.

Der Satz, der mir als Erstes in den Sinn kommt, wenn ich an Hamburg denke, ist dieser: Ich hatte eine Wand in Altona. Und zwar in einer Altbauwohnung, zweites Stockwerk, rechts. Sobald ich an sie denke, spüre ich ein Ziehen in der Herzgegend, vielleicht nicht so stark wie das, was Tania Blixen fühlte, wenn sie wehmütig an ihre Farm in Afrika zurückdachte. Aber doch stark genug, um jedes Mal, wenn ich heute durch Hamburg gehe, an diese Wand in Altona zu denken und mich für einen Augenblick zurückzusehnen in meine schmale Küche mit den alten Fliesen.

Es war ein Haus der Gründerzeit, zehn Parteien, vierstöckig, von denen es in dieser Stadt sehr viele gibt. Ganze Straßenzüge hat man in der Zeit um 1900 so gebaut: Etagenhäuser für die vielen Menschen, die zur Zeit der Industrialisierung plötzlich an die Elbe strömten. Arbeitskräfte für den Hafen und für die Fabriken der aufstrebenden Stadt. Es sind Häuser mit Fassaden, die sich zwischen Jugendstil und Neoklassizismus oft nicht ganz entscheiden können – und hinter den Fassaden Wohnungen, die knochenförmig aussehen mit ihren langen, schmalen Fluren, an deren Enden dann die Zimmer liegen.