Hamburg. Probleme beim Bau einer Leitung durch die Elbe könnten Vorhaben blockieren. Experte kritisiert “Tricks“.

Das größte und teuerste Reformvorhaben der Grünen in Hamburg droht immer stärker in Schieflage zu geraten. Der milliardenschwere Rückkauf und Umbau des Fernwärmesystems könnte sich weiter verzögern – was nicht nur den Verlust von Fördermillionen des Bundes zur Folge haben könnte, sondern auch ein Weiterlaufen des extrem klimaschädlichen alten Kohlekraftwerks Wedel über alle bisher genannten Termine hinaus. So jedenfalls stellt es ein Gutachten des Energienetzbeirates dar, der den Senat bei der Energiewende beraten soll. Zudem drohen demnach die Kosten aus dem Ruder zu laufen. Der Gutachter, HCU-Professor Dietrich Rabenstein, wirft dem zuständigen grünen Umweltsenator Jens Kerstan außerdem vor, bei der Veranschlagung des CO2-Ausstoßes zu tricksen, um das von ihm gewählte sogenannte Süd-Szenario durchzusetzen.

Nach den Kerstan-Plänen soll die Wärme für Hunderttausende Haushalte künftig aus industrieller Abwärme, Müllverbrennung und einer Gas-Kraft-Wärmekopplungsanlage auf der Dradenau gewonnen werden. Da die Wärme südlich der Elbe erzeugt, aber vor allem nördlich genutzt wird, muss eine Leitung unter der Elbe verlegt werden. Diese Leitung könnte nach Aussagen von Prof. Rabenstein, der auch Koordinator einer neunköpfigen Arbeitsgruppe des Energienetzbeirats zum Ersatz des Kraftwerks Wedel ist, deutlich teurer als die bisher kalkulierten 100 bis 120 Millionen Euro werden. Zudem könnten Klagen den Bau verzögern. So sammelt eine Gruppe um den früheren Altonaer Bezirksamtsleiter Hans-Peter Strenge (SPD) bereits seit Monaten Geld in einem Fonds, mit dem Klagen gegen den Leitungsbau finanziert werden sollen.