Hamburg. Rainer-Maria Weiss fand als Schüler seinen ersten Faustkeil – und vor fünf Jahren die Keimzelle der Hansestadt.

Spätestens am 5. Mai 1977 war die Berufsfrage geklärt. Da taperte der elfjährige Rainer-Maria über einen frisch gepflügten Acker in der Nähe vom Nassenfels in Oberbayern und fand einen Stein, der besonders aussah. Als ob er bearbeitet worden wäre. Ein Faustkeil? Der Sextaner ging mit reichlich Dreck unter den Fingernägeln zum „Kreisheimatpfleger“ bei ihm zu Hause in Neuburg an der Donau und präsentierte stolz seinen Fund. Und der fand ihn so spannend, dass er ihn nach Tübingen schickte: zu Prof. Hansjürgen Müller-Beck. „Es war tatsächlich ein Faustkeil, gefertigt von Neandertalern und rund 100.000 Jahre alt“, erzählt Prof. Rainer-Maria Weiss. Und dabei grinst der Leiter des Archäologischen Museums Hamburg so, wie er damals gegrinst haben muss, als er erfuhr, dass Müller-Beck den Fund des Steppkes sogar publiziert hat, weil er so bedeutend war. „Spätestens da wusste ich, dass ich Archäologe werden wollte.“

Der Ruf aus Hamburg enthielt falsche Versprechungen