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Wie junge Leute aus aller Welt Hamburg erleben

| Lesedauer: 4 Minuten
Jessica Wenzel
Anastasia vor
ihrer liebsten
Sehenswürdigkeit in
Hamburg: dem
Rathaus.

Anastasia vor ihrer liebsten Sehenswürdigkeit in Hamburg: dem Rathaus.

Foto: Jessica Wenzel

Vieles ist anders als zu Hause – etwa der direkte Kommunikationsstil. Studenten finden zwar Kontakt, aber nicht so leicht Freunde.

Hamburg. Was bedeutet es, als Ausländer in Hamburg zu studieren? Wie findet man Anschluss und passt sich der neuen Kultur an? Laut einer Sozialerhebung des Studierendenwerks (2016), gibt es 8000 internationale Studierende an den Hamburger Hochschulen. Drei von ihnen haben uns ihre Geschichte erzählt.

Katherine aus Maine (USA) lebt seit fast zwei Jahren in Hamburg und arbeitet als Fremdsprachenassistentin an einem Gymnasium. Gleichzeitig studiert sie Soziologie in einem Master-Studiengang an der Universität Hamburg. Es sei wichtig, findet sie, sich den deutschen Kommunikationsstil anzueignen. „Ich schätze die deutsche Kultur und die Deutschen sehr“, sagt sie. „Sie sind oft ganz direkt, aber doch angenehm, freundlich und hilfsbereit. Keine Oberflächlichkeit. Ich finde es gut, genau zu wissen, was andere Leute eigentlich über mich denken.“

Große Unterschiede

Sie versuche, im Gespräch mit Freunden und Kollegen diese Direktheit und Ehrlichkeit zu übernehmen. Auch was das Studium betrifft, sieht Katherine große Unterschiede. Zum Beispiel würde man an einer US-Universität mehr Hausaufgaben bekommen. „In einem amerikanischen Master-Studiengang würden wir uns mehr als einmal pro Woche treffen, und es würde mehr „Study Sessions“ geben, aber hier ist es den Studenten selbst überlassen, wann und wie sie studieren möchten.“ Katherine trifft sich einmal pro Woche mit einer Tandempartnerin. Damit könne sie selbst ihr Deutsch verbessern und ihrerseits Englisch vermitteln.

Carla aus Barcelona (Spanien), ebenfalls als Fremdsprachenassistentin tätig, hat auch eine Tandempartnerin gefunden, mit der sie abwechselnd Katalanisch und Deutsch redet. Sie hat schon früher in Deutschland gewohnt. „Vor drei Jahren habe ich als Au Pair für eine Familie gearbeitet“, erzählt sie. Dieser bis heute bestehende Kontakt habe viel dazu beigetragen, dass sich Carla in Deutschland willkommen fühlt.

Teure Sprachkurse

Wenn Carla Deutschen erzählt, woher sie kommt, geraten diese oft ins Schwärmen. „Sie sagen mir immer ‚Oh, ich liebe Mallorca!‘, ,Ich liebe Barcelona!‘ Ich finde das superlustig.“ Trotzdem falle es schwer, feste Freunde unter den Einheimischen zu finden. „Die Deutschen sind nett. Man kann viele Bekannte haben, aber eine richtige Freundschaft aufzubauen ist kompliziert.“ Unter den anderen Fremdsprachenassistenten habe sie schon viele Freunde gefunden. „Ich habe noch Kontakt zu vielen Leute aus anderen Ländern, und wir reden auf Deutsch, aber wir machen Fehler.“ Carla hat Germanistik an der Universität in Barcelona studiert, möchte aber hier in Hamburg ihr Deutsch perfektionieren.

Anastasia, eine Fremdsprachenassistentin aus Khabarovsk (Russland), erzählt, dass sie täglich Übungen mittels Grammatikbüchern macht, weil auch ihr Sprachkurse zu teuer seien. In ihrer Heimat hat sie Deutsch studiert; auch ihre Vorfahren kommen aus Deutschland – so entstand der Wunsch, hier zu leben und zu studieren. „Ich wollte die Kultur und die Sprache lernen“, sagt sie, dann sei sie auf ein Programm des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) gestoßen. Heute unterrichtet Anastasia Russisch an einer Hamburger Gesamtschule.

Russische Schulen sind strenger

Nächstes Semester möchte sie sich als Gasthörerin an der Universität bewerben. Über die Unterschiede zwischen dem russischen und dem deutschen Schulalltag erzählt sie: „Russische Schulen sind viel strenger, so müssen die Schüler Schuluniformen tragen und dürfen weder Essen noch Getränke während des Unterrichts konsumieren. In Deutschland hingegen sind Getränke erlaubt.“ Ein kultureller Unterschied, der ihr aufgefallen sei, betrifft das WLAN. „Es kommt mir vor, als ob viele hier Angst vor WLAN haben, sie schalten es jede Nacht aus. Ich kann ohne WLAN nicht leben.“

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