Hamburg. Vor 125 Jahren wurde er geboren. In seinen Büchern nahm der Politiker mit spitzer Feder Hamburgs Großbürgertum aufs Korn.

Schon der Name schien ihn automatisch für den Kulturbetrieb zu prädestinieren: Ascan Klée Gobert. Manche erinnern sich heute in Hamburg vor allem deshalb an diesen Schriftsteller und Kulturpolitiker, weil er der Vater des langjährigen Intendanten des Thalia Theaters, Boy Gobert, war. Dass Gobert senior, der am 19. März vor 125 Jahren geboren wurde, in der Stadt noch nicht ganz vergessen ist, liegt aber auch an seinem schriftstellerischen Werk. Vor allem seine Trilogie „Kindheit im Zwielicht“, „Zacke und Loch“ und „Der Stundenplan“ liest sich auch noch Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen informativ und sehr amüsant.

Viele seiner Beschreibungen hatte man vorher so noch nie gelesen – und danach auch nicht mehr. Entsprechend war Gobert vermutlich der letzte Chronist einer mit der Kaiserzeit untergegangenen mondänen Gesellschaftsschicht, die das Hamburg der Zeit um 1900 ganz entscheidend prägte. Wer seine Schilderungen liest, versteht auch, warum Hamburgs Großbürgertum die krisenhafte Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg kaum wahrnahm und im Sommer 1914 buchstäblich aus allen Wolken fiel. „Die Gesellschaft Hamburgs zu Beginn des 20. Jahrhunderts“ wollte er laut Untertitel abbilden, allerdings liegt der Schwerpunkt naturgemäß auf dem Großbürgertum, dem er selbst entstammte.