Hamburg . Staatsrat plädiert für Gebührenverzicht. Auch Trauernde sollten zahlen. Bürgermeister Tschentscher: “Das gehört sich nicht“.

Nach massiven Protesten gegen die Maut-Pläne für den Friedhof Ohlsdorf lenkt die zuständige Umweltbehörde jetzt ein. „Am praktikabelsten erscheint es uns, in der Mitte des Friedhofs eine Schranke einzurichten, die sich bei Bedarf für Gärtner, Bestatter oder Trauerzüge öffnen lässt. Eine solche Lösung wäre technisch schnell umzusetzen, einfach zu handhaben und günstig und gebührenfrei zu betreiben – und ist damit unser Favorit gegenüber einem Bezahlsystem.“ Das sagte Montagabend der grüne Umweltstaatsrat Michael Pollmann dem Abendblatt. Er ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Hamburger Friedhöfe, einer Anstalt öffentlichen Rechts.

Der Plan, auch von Trauernden eine Gebühr zu verlangen, dürfte damit vom Tisch sein. Der Friedhof muss nun prüfen, wie sich die von der Behörde favorisierte Lösung umsetzen lässt. Am Wochenende hatte das Abendblatt groß über den Widerstand gegen das Bezahl-System berichtet. CDU, FDP, Teile der SPD und Friedhofsbesucher hatten sich vehement gegen den Plan von Umweltbehörde und Verwaltung ausgesprochen, Besucher – und selbst Trauergäste – 50 Cent Gebühr für den Friedhofsbesuch mit dem Auto zahlen zu lassen. Hintergrund: Friedhofsbesucher sind genervt vom Durchgangsverkehr, zahlreiche Autofahrer nutzen die Straßen des Friedhofs wochentags als Abkürzung. Umweltstaatsrat Pollmann: „Der Friedhof soll ein Ort der Trauer, des Gedenkens und der Ruhe sein. Wir wollen und müssen daher den Durchgangsverkehr wirksam unterbinden.“ Auch Bürgermeister Peter Tschentscher bezog im Hamburg1-Interview mit Herbert Schalthoff am Montagnachmittag ganz klar Stellung: "Ich sehe da jetzt keine Friedhofs-Maut, so dass Leute, die die Gräber ihrer Angehörigen besuchen, zur Kasse gebeten werden, so Tschentscher. "So etwas gehört sich nicht, und das gibt es auch nicht."