Hamburg. Im Frühjahr 1973 traf die Abendblatt-Reporterin Inge Pohl den Modestar Lagerfeld in dessen Pariser Wohnung.

Eigentlich war ich darauf gefasst, einen „Modeschöpfer“ zu treffen. Dem war jedoch nicht so. Was ich traf, war von einer Gattung, die heute langsam wieder nachzuwachsen scheint – ein Dandy, der sich hervorragend auf moderne Industrietechniken versteht und damit viel Geld macht, ein junger Mann von durchaus internationaler Klasse, sich seiner Vorzugssituation bewusst und daraus das Vergnügen ableitend, nicht nur starr auf seine Bankauszüge zu blicken.

„Hier sieht’s aus wie auf der ­,Bremen‘ in ihren besten Tagen“, sagte ich statt einer Begrüßung. Das portugiesische Hausmädchen hatte mich eine halbe Stunde lang in einem Raum warten lassen, dessen Palisander, Ebenholz, ­fliederfarbig lackierte Wände, Spiegelparavents und zahlreiche Lampen, die aus dem Fundus der alten UFA hätten kommen können, an die Salons eines Ozeanriesen aus den 20er-Jahren erinnerten. Und überdies hatte sie mir eine Coca-Cola angeboten. Ich war gar nicht heiter.