Frankfurt/Main. Die Vergleichsportale Check24 und Smava liefern sich einen Kampf um die niedrigsten Zinsen. Kunden zahlen mit ihren persönlichen Daten.

Der Wettbewerb um den vermeintlich günstigsten Kredit Deutschlands wird immer härter. Noch vor drei Jahren standen bei den Offerten null Prozent Zinsen. Inzwischen unterbieten sich die Kreditvergleichsportale mit Negativzinsen. Im Klartext: Der Kunde muss weniger Geld zurückzahlen, als er sich geliehen hat.

Bereits seit Tagen tobt zwischen den Vergleichsportalen Check24 und Smava ein erbitterter Kampf um den günstigsten Ratenkredit. Check24 hatte zunächst mit Negativzinsen in Höhe von 1,5 Prozent angefangen. Das Vergleichsportal Smava zog mit einem Angebot von minus drei Prozent nach.

Der Kredit ist auf 1000 Euro begrenzt

Mittlerweile steht das Angebot beider Portale bei minus fünf Prozent. Das bedeutet: Wer sich bei Check24 1000 Euro leiht, muss nach zwölf Monaten nur 972 Euro zurückzahlen. Bei Smava läuft der 1000-Euro-Kredit über 36 Monate – mit einer Rückzahlsumme von rund 923 Euro. Allerdings kann man sich bei beiden Portalen nur 1000 Euro leihen. Für größere Summen werden Zinsen zu marktüblichen Preisen fällig.

Was steckt hinter diesen skurrilen Negativzinsen? Verschenken die Unternehmen Geld? „Um neue Kunden zu gewinnen, muss man etwas bieten“, sagte Check24-Sprecher Daniel Friedheim. Das sei beim Girokonto nicht anders als beim Telefonvertrag. Nun werde diese Praxis auch auf Ratenkredite ausgeweitet. „Noch nie zuvor haben Kreditnehmer so stark von der Niedrigzinsphase und dem Wettbewerb profitiert“, meinte Smava-Chef Alexander Artopé.

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    Vergleichsportale können die Kundendaten nutzen

    Doch wo ist der Haken? Wie so häufig im Internet, gibt man mit seinem Kreditantrag seine persönlichen Daten weiter: Beruf, Einkommen, Name, ­Adresse, Geburtstag und vieles mehr. Und dies ist schließlich die Währung, mit der der Kunde bezahlt. „Die Daten gehen dann an andere Kreditvermittler oder andere Kreditinstitute“, warnt Kay Görner, Marktwächter Finanzen bei den Verbraucherzentralen. Auch die Vergleichsportale können die Kundendaten selbst und für ihre Werbung nutzen. „Wenn ich weiß, was ein Adresskauf kostet auf dem Markt – etwa bei Google –, dann weiß ich, dass ich irrsinnig viel Geld ausgeben muss, um 100 Kunden zu bekommen. Und hier kriege ich sie umsonst“, sagt Max Herbst von der FMH Finanzberatung in Frankfurt. Insofern sind die Lockangebote vor allem ein Marketinginstrument.

    „Kunden sollten sich von Internetkonditionen nicht blenden lassen“, warnt Hjördis Christiansen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn auch Filialbanken bieten niedrige Zinsen bei Ratenkrediten. Dennoch erfolgt die Kreditvergabe immer öfter über das Internet. Der Kreditnehmer identifiziert sich dabei mit seinem Personalausweis über ein Video-Ident-Verfahren. Dabei muss in der Regel auch der Zugang zum Gehaltskonto freigegeben werden.

    Bedenken vor einem gläsernen Bankkunden

    Rechtlich ist dies zulässig. Eine neue EU-Richtlinie erlaubt es Finanzdienstleistern, sich Einblick in persönliche Kontodaten zu verschaffen. Voraussetzung ist allerdings immer, dass der Kunde zustimmt. „Aus Datenschutzsicht sind diese neuen, digitalen Services problematisch, da sie eine bedenkliche Entwicklung hin zum gläsernen Bankkunden befördern“, bemängelt der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar.

    Wer in die Kontoauszüge blicken kann, erhält einen tiefen Einblick in Konsumgewohnheiten. „Der Kreditkunde sollte sich gut überlegen, ob er den Schlüssel zu seinem Konto aus der Hand gibt“, gibt auch der Vorstand der Hamburger Verbraucherzen­trale, Michael Knobloch, zu bedenken. „Sicherheitsrelevante Daten werden so nicht nur bei der Hausbank, sondern auch noch bei anderen Finanzdienstleistern gespeichert.“