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Hamburg für Profis: Die Sehenswürdigkeiten

| Lesedauer: 9 Minuten

Die Abendblatt-Serie für alle, die Hamburg schon gut kennen, aber immer wieder neu oder anders entdecken wollen. Teil 10.

Bilder einer großen Stadt
Hamburgs Stadtentwicklung in einzigartigen Bildern – mit dem opulenten Bildband „Hamburg – Bilder einer großen Stadt“ erschließt sich dieses Thema jedem Betrachter. Es zeigt Fotos des bekannten Fotografen Michael Zapf mit lebendigen Eindrücken von Architektur, Tradition, Natur und dem Leben in der Großstadt – überragend, überraschend, überwältigend. Ein Buch zum Staunen!
Buchtipp: Hamburg – Bilder einer großen Stadt, ca. 200 Seiten, Format: 29,7 cm x 42 cm, 148,90 Euro, zzgl. Versandkosten, zu bestellen unter www.abendblatt.de/shop oder unter Telefon 040/333 66 999

Wasserkunst Kaltehofe
Ende des 19. Jahrhunderts, als die schlimmste Choleraepidemie in Hamburg wütete, gab der Senat eine der modernsten und schönsten Wasseraufbereitungsanlagen Europas in Auftrag. Nachdem sie jahrzehntelang sich selbst überlassen war, entstand daraus 2011 ein einzigartiges Ensemble aus Industriedenkmal, Museum und Naturlehrpfad. Für den Betrieb haben Hamburg Wasser und die Stadt Hamburg die Stiftung Wasserkunst Kaltehofe gegründet. Ein besonders attraktiver Ausflugsort ist Kaltehofe natürlich im Frühjahr und im Sommer: Durch die neue Radwegeanbindung ist die Elbinsel Kaltehofe von der Innenstadt gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Doch auch an weniger schönen Tagen lohnt sich ein Besuch. In dem geschichtsträchtigen Laborgebäude gibt es viele Infos zur Geschichte des Wasserwerks und der Elbinsel sowie ein Café mit Außenterrasse.

Durch einen unterirdischen Gang gelangt man in einen modernen Anbau. Dort wurde ein Museum zur Geschichte der Wasserkunst eingerichtet: mit nachgebildeten Brunnen, Fontänen und Kaskaden, die zum Teil schon aus dem Stadtbild Hamburgs verschwunden sind. Auf dem Außengelände kann man zwischen den historischen Wasserbecken und den pittoresken wilhelminischen Schieberhäuschen entlangschlendern. Ein ökologischer Lehrpfad zeigt die vielen Tier- und Pflanzenarten, die sich auf der Elbinsel Kaltehofe während ihres Dornröschenschlafs angesiedelt haben.
Kaltehofe Hauptdeich 6–7, www.wasserkunst-hamburg.de, Tel. 788 84 99 90, geöffnet März bis Sept.: Di bis So, 10–18 Uhr, Okt. bis Feb.: Di bis So 10–17 Uhr, montags nur an Feiertagen

Michel-Krypta
Der Turm des Michel, der Hauptkirche St. Michaelis, ist als Hamburger Wahrzeichen entsprechend berühmt. Weniger bekannt ist die Gruft darunter: die Krypta, eine weltweit einmalige Sehenswürdigkeit. Sie ist eines der größten Gewölbe Europas und wurde 1750, nach dem großen Brand, von Ernst Georg Sonnin bei dem Wiederaufbau der Kirche angelegt. Unter den Grabplatten der Krypta liegen neben vielen Hamburgern auch Carl Philipp Emanuel Bach und Baumeister Sonnin begraben. Sie können auch Vitrinen mit Ausgrabungsgegenständen besichtigen oder eine Filmzeitreise durch mehr als 1000 Jahre Hamburger Kirchengeschichte machen.
Englische Planke 2, www.st-michaelis.de, Nov. bis Apr.: tägl. 10–17.30 Uhr, Mai bis Okt.: 9–19.30 Uhr, Erw. 4 Euro , Kinder von 6 bis 15 Jahren 2,50 Euro

Mineralien
Im Mineralogischen Museum kann man irdische und außerirdische Schätze bestaunen. Wie eine Kunstgalerie präsentieren sich dem Besucher leuchtende Kristalle in allen Farben, metallisch schimmernde Erze und funkelnde Edelsteine, Gold, Silber und Diamanten, aber auch geheimnisvolle Meteoriten aus den Weiten unseres Sonnensystems.
Grindelallee 48, www.museen.uni-hamburg.de/mineralogie, Mi 10–18 Uhr, So 10–17 Uhr, Eintritt frei

U-4-Lichtshow
Für diese Attraktion müssen Sie hinab in die Unterwelt – und zwar in die U-4-Haltestelle HafenCity Universität. An Wochenenden und Feiertagen erwartet die Besucher dort zwischen 10 und 18 Uhr jeweils zur vollen Stunde eine einzigartige Komposition aus Licht und Klang. Zwölf imposante Lichtcontainer, die an die Nähe des Hamburger Hafens erinnern sollen, erstrahlen in unterschiedlicher Farbenpracht und in faszinierendem Einklang mit klassischer Musik. Den besten Blick auf die Installation hat man von den Zwischenebenen der Haltestellen. Die Lichtshow wurde extra für diese U-Bahn-Station konzipiert. Sie wurde 2012 nach fünf Jahren Bauzeit eingeweiht und ist Hamburgs jüngster Bahnhof. Über den Prozess von der Planung bis zur Inbetriebnahme der neuen U-4-Strecke informieren sechs große Schautafeln in der Station.
U-4-Haltestelle HafenCity Universität, Endhaltestelle der Linie U 4, zwei Stationen nach Jungfernstieg oder mit dem Auto bis Versmannstraße/ Überseeallee

Bester Blick
Auch bei typischem Aprilwetter ist ein Spaziergang an der Außenalster ein Vergnügen. Besonders schön ist es, wenn an klaren Tagen der Sonnenuntergang den Himmel färbt und einen goldenen Widerschein auf das stahlgraue Wasser wirft. Den besten Blick auf die Skyline der Stadt, deren Scherenschnittschwärze dann von funkelnden Lichtern erhellt wird, hat man vom östlichen Ufer aus. Ein Glühwein, etwa in der Alsterperle, rundet diese stimmungsvolle Unternehmung auch an kalten Tagen ab. Wer trotz Heißgetränks friert, kann sich bei einem Spaziergang um den 164 Hektar großen Binnensee wieder aufwärmen. Das Flanieren an seinen Ufern hat Tradition. An schönen Tagen hat man den Eindruck, als sei hier halb Hamburg unterwegs. Weil das Joggen um die Außenalster ebenso Kult ist, herrscht an Sonn- und Feiertagen auf den Wegen ein ziemliches Gewimmel. Der etwa zweistündige Spaziergang führt vorbei an Bootsanlegern, die auch im Winter Möglichkeiten zur Einkehr bieten: etwa die Kajüte, Bodo’s Bootssteg oder das Cliff. Eine Sehenswürdigkeit ist die Imam-Ali-Moschee an der Fährhausstraße: Das türkis gekachelte Bauwerk mit den zwei Türmen und dem Brunnen davor sieht aus wie aus 1001 Nacht.
Alsterperle (Eduard-Rhein-Ufer 1), Kajüte (An der Alster 10), Bodo’s Bootssteg, (Harvestehuder Weg 1b), Cliff (Fährdamm 13), Bobby Reich (Fernsicht 2)

Schloss Bergedorf
Hamburgs einziges Schloss steht im Südosten der Stadt: in Bergedorf. Die alte Wasserburg wurde 1429 ausgebaut und erhielt zwischen 1588 und 1610 ihre heutige Form. Hinter der mit Stufengiebeln gekrönten Backsteinfassade liegt das Museum für Bergedorf und die Vierlande. Im malerischen Schloss werden wechselnde Ausstellungen veranstaltet, im Innenhof gelegentlich Konzerte. Es gibt ein Café im Nordflügel und alle zwei Jahre im Schlosspark einen mittelalterlichen Markt.
Bergedorfer Schlossstraße 4, Tel. 428 91 25 09, geöffnet: Di bis So von 11–17 Uhr, Eintritt: 5 Euro (Besucher ab 18 Jahre)

Leuchtfeuer
An der Bunthäuser Spitze, wo sich die Elbe in Norder- und Süderelbe teilt, steht ein kleiner, grün-weißer Holzleuchtturm. Früher markierte er mit einem Rundumfeuer die Fahrwassertrennung, 1977 wurde er außer Dienst gestellt. Die etwas komplizierte Anreise mit längerem Fußweg lohnt sich: Vom Leuchtturm aus hat man einen schönen Blick über das Elbe-Delta und auf die großen Schiffe, die sich durch das glitzernde Wasser der Süderelbe schieben.
Moorwerder Hauptdeich 33, ab da Fußweg, Bus 351 ab S-Bhf-Wilhelmsburg bis zur Freiluftschule

Antik-Center
Nicht weit vom Hauptbahnhof, in den Katakomben unterhalb der Markthalle, befindet sich das Antik-Center, Hamburgs wohl skurrilstes Einkaufszentrum. Wie ein vergessenes Museumsdorf mutet es an: mit teilweise gepflasterten Gassen und einem kleinen Marktplatz, auf dem die Tische eines Cafés stehen. Ein Bummel durch die kleinen Länden gleicht einer Zeitreise in die Vergangenheit. Neben Schmuck, Gläsern, Silberbesteck, Gemälden, Büchern, Kleinmöbeln und Lampen findet man hier sogar prähistorische Werkzeuge, chinesische Jadearbeiten und Artefakte der Römer. Die Waren stapeln sich auch vor den Geschäften, es riecht nach Staub und Dachboden. Hier gibt es Ramsch und Schätze. Eine gute Alternative zum Flohmarkt – und auch an Regentagen absolut trocken.
Klosterwall 9–21, in der Regel geöffnet von Di bis Fr, 12–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr, So und Mo geschlossen. Parkplätze vor dem hinteren Eingang (Anfahrt über Amsinckstraße)

Die Expertin
Abendblatt-Redakteurin Friederike Ulrich ist seit zehn Jahren für den Hamburgteil unterwegs. In dieser Phase hat sie so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten der Stadt kennengelernt. „Besonders attraktiv finde ich diejenigen, die am Wasser liegen“, sagt die gebürtige Kölnerin, die seit 1974 in Hamburg lebt. Seit sechs Jahren wohnt sie auf der Uhlenhorst – und damit ganz nah an ihrem Lieblingsort auf dieser Seite: dem östlichen Alsterufer, von dem aus man abends auf die beleuchtete Stadtsilhouette und in den Sonnenuntergang blicken kann. Und der gleichzeitig eine Pole-Position für einen Rundgang oder einen Lauf um die Alster ist.

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