Der Musical-Betreiber plant, seinen Standort in Hamburg mit einem eigenen Theater zu festigen. Er ist glücklich über die Möglichkeiten hier.

Die Stadt Hamburg hat der Stage Entertainment das Operettenhaus am Spielbudenplatz auf St. Pauli zum Kauf angeboten. Der Musical-Betreiber hat das Gebäude von Hamburg bisher nur gepachtet und zeigt dort derzeit die Udo-Jürgens-Revue "Ich war noch niemals in New York". "Wir wollen die Immobilie erwerben, um das Theater langfristig betreiben zu können", sagt Stage-Sprecher Stephan Jaekel. Das rechne sich besser, weil man mit Eigentum einfacher planen könne. Und der Musical-Standort Hamburg sei für das Unternehmen so noch besser zu festigen.

Die Finanzbehörde bestätigt den Verkaufsplan. "Der interne Entscheidungsprozess ist jedoch noch nicht abgeschlossen", sagt Finanzbehördensprecher Daniel Stricker. Dieser Prozess ist wohl nicht so einfach. Der Stadt wird vorgeworfen, die Immobilie in allerbester Lage ohne Grund zu verkaufen und damit eine strategische Einflussmöglichkeit aus der Hand zu geben: nämlich beeinflussen zu können, was am Spielbudenplatz passiert.

Im Operettenhaus begann mit der Premiere von "Cats" im Jahr 1986 die einzigartige Erfolgsgeschichte der Musicals in Deutschland. Von 2002 bis 2007 wurde dort "Mamma Mia" gespielt, seit 2008 läuft "Ich war noch niemals in New York".

Beim Stichwort Hamburg kommen die Musical-Macher ins Schwärmen: "Wir sind glücklich, welche Möglichkeiten die Stadt in Verbindung mit dem Tourismus bietet", sagt Stephan Jaekel. Nirgendwo gebe es einen so großen Spannungsbogen von Sehenswürdigkeiten bis zu Musicals. Die Hamburger haben wohl auch ein besonders liebevolles Verhältnis zu dieser Art von Bühnen-Shows. So hätten Musicals in Berlin immer schon ein Image-Problem gehabt. Stephan Jaekel sagte kürzlich der Berliner Morgenpost: "Anders als in Hamburg, Stuttgart oder Köln haben die Berliner immer etwas herabgeblickt auf diese Kunstform, die sich schon immer an Massen richten musste."

Die Stage Entertainment soll, wie berichtet, auch am Hafen auf Steinwerder den Bau eines neuen Musical-Theaters planen. Weiterhin will Musical-Produzent Maik Klokow, der bis 2008 bei der Stage Entertainment als General Manager arbeitete, "Cats" in einem Zelt auf dem Heiligengeistfeld aufführen.

Die Kritik an dem geplanten Verkauf der Immobilie ist jedoch heftig. "Das kann für Hamburg zu einem großen Problem werden", sagt Andy Grote, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. "Denn für einen privaten Eigentümer wird die Verlockung groß werden, das Grundstück nach einer Wertsteigerung zu verkaufen." Eine Wertsteigerung sei "mit Sicherheit" zu erwarten, weil in ummittelbarer Nachbarschaft des Operettenhauses attraktive Neubauten entstehen. Darunter sind die Tanzenden Türme mit dem Mojo-Club und einem Hotel, aber auch Projekte, die auf den Grundstücken rund um die Esso-Tankstelle am Spielbudenplatz entstehen werden.

Andy Grote: "Es besteht für Hamburg kein Anlass, die Immobilie zu verkaufen." Stattdessen könnte man der Stage Entertainment langfristige Pachtverträge anbieten.