Am tolerantesten ist die Gruppe der 50- bis 64-Jährigen – im Gegensatz zu den Ältesten

Hamburg. Viele Menschen stellen sich bereits nachts in der Zentralen Erstaufnahme für Flüchtlinge in der Harburger Poststraße an, weil sie so hoffen, im Laufe des Tages registriert zu werden. Doch häufig ist auch langes Warten vergeblich, und die Flüchtlinge müssen es am nächsten Tag erneut versuchen. „Die Innenbehörde reagiert nicht angemessen auf den derzeitigen Flüchtlingsstrom. Überlastetes Personal und tagelang wartende Flüchtlinge sind das Ergebnis“, sagte die Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Antje Möller. Die Grünen fordern deswegen per Bürgerschaftsantrag eine kurzfristige Aufstockung des Personals.

Möller schilderte Fälle, bei denen sich Schwangere mehrere Tage in Folge vergeblich zur Registrierung anstellen mussten. „Ohne Registrierung bekommt ein neu ankommender Flüchtling keine Gesundheitskarte, die zum Beispiel einen Arztbesuch ermöglicht“, sagte Möller. Wer sich vergeblich angestellt hat, erhält üblicherweise einen Stempel von dem am Gebäude eingesetzten Wachdienst. „Bislang galt: Wer fünf Stempel hat, bekam für den sechsten Tag einen Termin zur Registrierung“, sagte Möller. Das könne nun wegen des großen Andrangs nicht mehr gewährleistet werden. Laut Frank Reschreiter, Sprecher der Innenbehörde, ist das Personal bereits intern verstärkt worden. Zudem seien mehrere Sachbearbeiterstellen extern ausgeschrieben.

Die große Abendblatt-Umfrage zur politischen Stimmung in der Stadt weist auf eine zunehmend kritischere Haltung der Hamburger zum Thema Flüchtlinge hin. Die Mehrheit der Befragten ist gegen die Aufnahme weiterer Flüchtlinge (siehe Grafik). Dabei sagen 47 Prozent der Frauen, aber nur 38 Prozent der Männer, dass die Kapazitätsgrenze mittlerweile erreicht ist. Am tolerantesten sind die 50- bis 64-Jährigen, von denen 46 Prozent sagen, dass Hamburg weitere Flüchtlinge aufnehmen kann und sollte. Bei den über 65-Jährigen sind es nur 26 Prozent.

Die Bereitschaft, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, nimmt mit dem Bildungsgrad zu. Im Lager der CDU-Wähler findet sich die geringste Akzeptanz: Für 53 Prozent der CDU-Wähler ist die Kapazitätsgrenze jetzt erreicht, noch einmal 22 Prozent finden, sie sei bereits überschritten. Den Gegenpol bilden die Grünen-Wähler, von denen 72 Prozent für die Aufnahme weiterer Flüchtlinge und 28 Prozent dagegen sind.