Kinder als „Störungspotenzial“. Nachbarn der Sophienterrasse wollen die Unterbringung von Asylbewerbern verhindern

Hamburg. Der Umbau des Kreiswehrersatzamts an der Sophienterrasse (Harvestehude) zu einem Flüchtlingsheim soll in Kürze beginnen – doch jetzt versuchen drei Nachbarn per Eilantrag beim Hamburger Verwaltungsgericht die Unterbringung von bis zu 220 Flüchtlingen in dem Gebäude nahe der Außenalster zu verhindern.

„Die geplante Gemeinschaftsunterkunft ist auch mit einem erheblichen Störungspotenzial verbunden, das einem geschützten Wohngebiet fremd und unverträglich ist“, heißt es in dem 25-seitigen Eilantrag, der dem Abendblatt vorliegt und den die renommierte Kanzlei Klemm & Partner für die drei Nachbarn verfasst hat.

Die Kläger befürchten, dass es durch die Flüchtlinge zu „einer erheblichen Unruhe“ kommt. Grund: „Da die Bewohner zum größten Teil ohne Beschäftigung sind, muss damit gerechnet werden, dass ihnen die Decke auf den Kopf fällt. Für beträchtliche Zeiträume werden sie sich außerhalb des Gebäudes und in der näheren Umgebung aufhalten“, steht in dem Eilantrag. Weiter heißt es: „Insbesondere Kinder mit ihrem Bewegungsdrang werden zu einer erheblichen Unruhe führen.“ Befürchtet wird auch, dass es einen „erheblichen Kfz-Verkehr“ geben werde. In dem 25-seitigen Schriftstück geht es aber vor allem um baurechtliche Belange. Eine „Einrichtung für soziale Zwecke“ in dieser Größe ist für ein besonders geschütztes Wohngebiet nach Auffassung von Gero Tuttlewski (Klemm & Partner) „nicht gebietsverträglich“.

Das Verwaltungsgericht Hamburg wird voraussichtlich in den kommenden Wochen über den Eilantrag entscheiden: „Wenn das Gericht diesem Antrag stattgibt, hätte dies faktisch einen Baustopp zur Folge“, sagte Gerichtssprecher Andreas Lambiris. Natürlich könne die unterlegene Partei gegen die Entscheidung Beschwerde beim Hamburgischen Oberverwaltungsgericht einlegen, so Lambiris weiter.

Auch die Politik reagierte auf den Eilantrag der Nachbarn: „Es ist bedauerlich, dass einige den Ernst der Lage beim Thema Flüchtlingsunterbringung offenbar noch nicht erkannt haben“, sagte die SPD-Vizefraktionschefin Ksenija Bekeris dem Abendblatt. Es sei unsere Pflicht und Verantwortung, den Menschen in Not zu helfen.

Der Streit an der Sophienterrasse ist kein Einzelfall in Hamburg. Dem Verwaltungsgericht liegen zwei weitere Eilanträge von Nachbarn vor, die die geplante Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften an den Bahngärten in Wandsbek und der Brookkehre in Bergedorf stoppen wollen.