Hamburg. An fünf Stadtteilschulen und einem Gymnasium beträgt die Durchschnittsnote in der schriftlichen Abiturprüfung 2014 in Mathematik (erweitertes Anforderungsniveau, frühere Leistungskurse) Vier minus oder schlechter. An weiteren 13 Stadtteilschulen erreicht der Mittelwert der Abi-Klausuren nur eine Vier (unter sechs Punkte). Das ist das Ergebnis der Antwort des Senats auf eine schriftliche Anfrage des fraktionslosen Bürgerschaftsabgeordneten Walter Scheuerl.
Auf der anderen Seite der Leistungsskala befinden sich unter den 20 Schulen mit den besten Durchschnittswerten im Mathe-Abitur 19 Gymnasien und nur eine Stadtteilschule. Spitzenreiter ist das Albert-Schweitzer-Gymnasium (Ohlsdorf) mit einem Mittelwert von 11,47 Punkten, was einer Zwei entspricht.
Wie berichtet, fallen die Vorzensuren der laufenden Kursarbeit vor allem an den Stadtteilschulen deutlich besser aus (Durchschnittsnote 2,73) als die Ergebnisse der für alle gleichen Klausuren des Zentralabiturs (3,63). Angesichts einer Differenz von fast einer ganzen Schulnote an den Stadtteilschulen hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) gesagt: „Der deutliche Unterschied zeigt, dass die Mathematiknoten im Unterricht an vielen Schulen zu gut ausfallen. Offensichtlich haben viele Stadtteilschüler in diesem Fach größere Lernrückstände.“
Scheuerl fordert jetzt ein Umdenken. „Wenn die Stadtteilschulen anders als durch ein Verschenken wohlwollend guter Vornoten aufholen und zu realistischen Ergebnissen kommen wollen, müssen sie endlich mit einer soliden Differenzierung in Realschul- und Gymnasialzweige beginnen“, sagte der Abgeordnete, der 2010 die Primarschule per Volksentscheid verhinderte.
Der größte Unterschied zwischen Vornoten und Abitur-Klausuren an einer Schule beträgt sogar fast zwei Schulnoten: An der Stadtteilschule Lurup wurden die Schüler der Mathe-Kurse im Durchschnitt mit Zwei vorzensiert, während der Mittelwert der Klausur bei Vier lag. Umgekehrt unterscheiden sich Vornoten und Klausurenergebnisse an den meisten der leistungsstarken Gymnasien kaum.
Die Senatsantwort zeigt auch, dass es an mehr als jeder dritten Stadtteilschule Mathematikkurse auf erweitertem Anforderungsniveau gibt, in denen weniger als fünf Schüler sitzen. Trotz dieses sehr günstigen Lehrer-Schüler-Verhältnisses bleiben die Leistungen in den meisten Fällen unterdurchschnittlich. Gymnasiale Unterrichtsmethoden schon von Klasse 5 an könnten die Stadtteilschüler besser auf das Abitur vorbereiten, sagt Scheuerl.
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