Schüler sollen auf dem Weg zum schnellen Abitur G8 entlastet werden. Höchstens zwei Klausuren pro Woche. Von der Opposition gab es ausnahmsweise einmal Lob für den Schulsenator.

Hamburg. Die Lern- und Arbeitsbelastung für Hamburgs Gymnasiasten soll künftig gleichmäßiger über das Schuljahr verteilt werden. Schulsenator Ties Rabe (SPD) will mit der Einführung von Obergrenzen für die Zahl der Unterrichtsstunden, für Hausaufgaben und Klausuren vermeiden, dass es Wochen der Überbelastung gibt. „Es geht nicht darum, dass die Schüler weniger lernen. Wir verringern das Arbeitspensum nicht, sondern verteilen es vernünftiger“, sagte der Senator.

Die Entlastung der Gymnasiasten steht im Zusammenhang mit der Diskussion um die Rückkehr zum längeren Weg zum Abitur (G9). Mit den Maßnahmen reagiert Rabe auch auf die Kritik, dass der um ein Jahr kürzere G8-Bildungsgang zu viel Stress für die Schüler bedeute und ihnen zu wenig Zeit für Hobbys, Sport und Muße lasse.

Die Zeit, die die Schüler für Hausaufgaben aufwenden, soll in Zukunft maximal fünf Stunden pro Woche betragen, also täglich nicht mehr als eine Stunde. Wie die Übungszeit auf die einzelnen Fächer verteilt wird, entscheiden die Schulen selbst. „Bis 2007 galten in Hamburg über 30 Jahre lang für jede Klassenstufe klare zeitliche Obergrenzen für die täglichen Hausaufgaben“, so Rabe. „An diese vernünftige Tradition knüpfen wir an.“ Allerdings werde darauf verzichtet, „detaillistische Vorgaben“ zu machen. Die Schulkonferenzen sollen eigene pädagogische Schwerpunkte setzen können.

Um den Lern- und Vorbereitungsstress zu verringern, dürfen künftig höchstens zwei Klausuren pro Woche geschrieben werden. „Das ist leicht zu schaffen“, sagte Rabe zuversichtlich. Je nach Klassenstufe würden zwischen 25 und 30 Klausuren pro Schuljahr geschrieben – bei 39 Unterrichtswochen. „Immer wieder wird beklagt, dass es in bestimmten Wochen zu einer Zusammenballung von hohen Lernanforderungen, Klausuren und Referaten kommt“, so der Senator.

So liefe der Unterricht nach den Sommerferien häufig schleppend an, und dann folge eine Phase, in der in kurzer Zeit viele Arbeiten geschrieben würden. „Dieser Wechsel von Unterforderung und Überforderung ist nicht vernünftig“, sagte Rabe. Voraussetzung für eine andere Praxis sei, dass sich die Lehrer untereinander absprechen.

Auch für die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden gibt es eine Obergrenze am Gymnasium: In den Klassen sieben bis zehn sind es 34 Stunden, in der fünften 30 und der sechsten 31 Stunden. Es wird wenige Ausnahmen zum Beispiel für die altsprachlichen Gymnasien geben, die die Schulbehörde künftig aber im Einzelfall genehmigen muss. Auch für Schüler, die freiwillig eine dritte Fremdsprache erlernen, können Ausnahmen gelten. „Ich bin allerdings sicher, dass man innerhalb der Obergrenzen hervorragend Schule machen kann, alle anderen Bundesländer schaffen das auch“, betonte Rabe.

Opposition lobt Rabes Entlastung für Gymnasiasten

Schulen müssen Vorgaben spätestens zum Schuljahr 2015/16 umsetzen

Die Entlastungen für die Gymnasiasten, die Schulsenator Ties Rabe (SPD) jetzt vorgestellt hat, sind der Schlusspunkt einer mehrmonatigen Diskussion. Als Rabe im März erstmals über seine Pläne berichtete, hatte er noch deutlich rigidere Vorstellungen: Damals sollten die Schüler in den Hauptfächern nur noch eine Hausaufgabe pro Woche, in den Nebenfächern sogar nur alle zwei Wochen aufbekommen. Die Opposition und mehrere Schulen hatten das als schwerwiegenden Eingriff in die vom Schulgesetz garantierte Selbstverwaltung der Schulen betrachtet. „Wir haben auf die Kritik reagiert. Unsere Vorgaben sind nicht mehr so kleinteilig wie ursprünglich vorgesehen“, räumte der SPD-Politiker denn auch ein.

Von der Opposition gab es daher ausnahmsweise einmal Lob für den Schulsenator. „Es ist gut, dass sich Senator Rabe dem öffentlichen Druck aus Schulen und Parteien beugt“, sagte die CDU-Schulpolitikerin Karin Prien. Die Unions-Fraktion hatte die zunächst vorgesehenen kleinteiligen Vorgaben scharf kritisiert und den Stopp gefordert. „Die Festlegung einer Wochen-Obergrenze für die Hausaufgaben halte ich für vertretbar“, sagte Prien jetzt. Eine starre Vorgabe von einer Stunde pro Tag sei dagegen überflüssig.

CDU hält eine Wochen-Obergrenze für die Hausaufgaben „für vertretbar“

Ähnlich klang es bei der FDP. „Der Schulsenator hört auf kritische Stimmen und zeigt sich lernfähig, was kaum noch einer glaubte“, sagte FDP-Schulpolitikerin Anna von Treuenfels. Das sei eine gute Nachricht für die selbstverantwortete Schule, für Eltern, Lehrer und Schüler, die „nun unter den Bedingungen ihrer Schule das Richtige tun können“.

Die Grünen haben einen anderen Ansatz: Sie fordern die Einführung des Ganztagsunterrichts auch an den Gymnasien. „Dann können die Hausaufgaben ganz abgeschafft werden, weil die Schüler alles in der Schule erledigen“, sagte die Grünen-Schulpolitikerin Stefanie von Berg. Dennoch: „Wir sind erleichtert, dass der Senator diese Maßnahmen jetzt umsetzt.“

Rabe wies darauf hin, dass die Obergrenzen für Klausuren, Hausaufgaben und die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden im Prinzip nichts Neues seien. So stehe die Obergrenze für die Klausuren in den Bildungsplänen. „Neu ist, dass sie künftig verbindlich eingehalten werden müssen“, so der Senator. Die Verordnung tritt zum nächsten Schuljahr in Kraft. Spätestens zum Schuljahr 2015/16 müssen die Gymnasien die Vorgaben umsetzen, sodass Zeit zur Umorganisation bleibt.