Junge Menschen zwischen 18 und 29 zieht es auch nach Wilhelmsburg und Harburg. Hamburg verzeichnet seit einigen Jahren einen stetigen Zuwachs an Einwohnern.

Hamburg. Junge Menschen, die nach Hamburg ziehen, sind bereit, auch in vom Stadtzentrum weiter entfernt gelegenen Stadtvierteln wie Wilhelmsburg, Hamm oder Horn zu leben. „Zuzügler von außerhalb, die den Markt tendenziell weniger gut kennen, können in der Regel ihre Idealvorstellung einer Wohnung nicht sofort umsetzen“, heißt es in einer Studie zur Nachfrage nach innerstädtischen Wohnstandorten, die von der Stadtentwicklungsbehörde und der Hamburger Wohnungswirtschaft in Auftrag gegeben und am gestrigen Mittwoch vorgestellt wurde.

Wenn die jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren dann allerdings eine gewisse Zeit in der Hansestadt gelebt haben, konzentriert sich ihre Wohnungssuche auf die „innere Stadt“, heißt es in der Studie weiter. Dann werden angesagte Stadtteile wie Winterhude, Eimsbüttel, Barmbek und Ottensen besonders nachgefragt.

„Es kann angenommen werden, dass die äußeren Stadtteile als Übergangslösung und nach einer Phase der Orientierung am Hamburger Wohnungsmarkt Gebiete der inneren Stadt als Wohnort gewählt werden“, schreiben die Autoren der Studie zur Begründung. Zuzügler würden – anders als „Binnenwanderer“ – oftmals Hamburg noch nicht so gut kennen und hätten häufig nur wenig Zeit, eine Wohnung zu finden. Deshalb machten sie Abstriche in Ausstattung und bei der Lage. Hinzu kämen die hohen Mietpreise in den angesagten Stadtteilen.

Vor allem Berufsanfänger, Studierende und Auszubildende zieht es hierher

Hamburg verzeichnet seit einigen Jahren einen stetigen Zuwachs an Einwohnern. Zwischen 2010 und 2012 lag der „Netto-Wanderungssaldo“ (Zuzüge minus Wegzüge) bei etwas mehr als 38.000 Menschen. Allerdings beruht der Bevölkerungsanstieg ausschließlich auf der Entwicklung in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen. Allein ihre Zahl stieg in diesem Zeitraum um mehr als 46.000. Vor allem Berufsanfänger, Studierende und Auszubildende, die vor allem kleine Wohnungen suchten, zieht es in die Hansestadt.

Werden die Menschen dann älter, scheint sich die Entwicklung umzukehren. In der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen steigt die Zahl jener, die zumeist nach Gründung einer Familie aus den hoch verdichteten und lauten Innenstadtquartieren entweder in Randgebiete der inneren Stadt wie Winterhude, Eppendorf und Bahrenfeld oder in die „grünen“ Viertel der äußeren Stadt zögen, heißt es in der Studie. Ein Umzug in südlich der Elbe gelegene Quartiere wie Wilhelmsburg oder Harburg ist in dieser Gruppe die Ausnahme. Die Ergebnisse dieser Studie korrespondieren mit den Erkenntnissen einer weiteren Studie, die Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) ebenfalls am Mittwoch vorstellte. Demnach trägt der seit einigen Jahren forcierte Bau von Wohnungen – die SPD hatte zur Bürgerschaftswahl 2011 die Errichtung von jährlich 6000 Wohnungen versprochen – erste Früchte. Neubauten würden verstärkt von Familien mit überdurchschnittlichem Einkommen bezogen, fanden die Autoren heraus. Das komme vor allem Familien mit Kindern zugute.

Mittelfristig entspanne sich die Lage auf dem Hamburger Wohnungsmarkt

Der positive Nebeneffekt: 85 Prozent der Menschen, die in einen Neubau zögen, machten eine Wohnung frei, sagte Blankau. Damit erhöhe sich das Angebot für Wohnungsuchende mit mittlerem Einkommen. Da Jahr für Jahr rund 2000 Sozialwohnungen errichtet würden, führten sogenannte Sickereffekte dazu, dass sich die Lage auf dem Hamburger Wohnungsmarkt mittelfristig für Wohnungsuchende aller Einkommensklassen entspannen werde.

Blankau verwies darauf, dass bereits jetzt bei hochpreisigen Wohnungen die Mieten kaum mehr stiegen. Zugleich räumte sie ein, dass es im mittleren Preissegment noch keine vergleichbare Stagnation der Mietpreise gebe. Die Studien waren sogar zu dem Schluss gekommen, dass in Randlagen der inneren Stadt wie Bahrenfeld und Hamm die Mieten zwar noch auf einem durchschnittlichen Niveau lägen, die Angebotsmieten jüngst jedoch sehr stark gestiegen seien. „Wir werden weiter Wohnungen bauen, um diese Entwicklung umzukehren“, sagt Blankau. Zudem kündigt sie an, dass der Senat soziale Erhaltensverordnungen nutzen werde, um angestammte Mieter vor Verdrängung (Gentrifizierung) zu schützen.

Problematisch ist die Situation für Menschen mit niedrigen Einkommen. Sie haben es häufig sogar schwerer als Empfänger staatlicher Hilfe, an eine Wohnung zu kommen, weil sie die Tragbarkeit der Miete nachweisen müssten. Senatorin Blankau verweist auf den Bau von Sozialwohnungen, die prekär beschäftigten Arbeitnehmern zugutekommen sollen.