Unternehmen aus St. Petersburg will Belegschaft aufstocken. Der deutsche Schiffbau genießt in Russland hohes Ansehen. Sietas ringt seit dem Jahr 2009 um eine wirtschaftliche Trendwende.

Hamburg. Die Zweifel waren zuletzt gewachsen, ob Deutschlands älteste Werft Sietas doch noch verkauft werden könnte. Nun aber scheint dies dem Hamburger Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann gelungen zu sein. Nach Abendblatt-Information wird am heutigen Montag der Verkauf an das russische Unternehmen Pella Shipyard mit Sitz in St. Petersburg bekannt gegeben. Pella hatte im Januar ein Angebot für Sietas vorgelegt.

Auch der chinesische Stahlbaukonzern ZPMC mit Sitz in Shanghai hatte sich jüngst für Sietas interessiert, der Weltmarktführer bei der Herstellung von Containerbrücken. Nun haben offenbar die Russen das Rennen gemacht. Pella Shipyard hat unter anderem schon für den Mineralölkonzern Rosneft und die russische Marine gearbeitet. Die Werft baut neben anderen Typen Schlepper und Lotsenboote. Auch Aufträge aus Norwegen, Litauen und Italien hat Pella Shipyard bereits abgearbeitet. Nach Information des Abendblatts will das russische Unternehmen die Belegschaft wieder aufbauen, die bis auf rund 100 Mitarbeiter bereits in eine Transfergesellschaft gewechselt war. Die Produktion bei Sietas in Neuenfelde soll zügig wieder hochgefahren werden. Mit welchen Aufträgen das geschehen soll, wird Pella Shipyard womöglich bei der Übernahme heute bekannt geben.

Der deutsche Schiffbau genießt in Russland hohes Ansehen. Insbesondere die Verbindungen der Werftindustrie in Mecklenburg-Vorpommern nach Russland sind, geprägt durch die DDR-Zeit, noch immer eng. Die Doppelwerft Nordic Yards in Wismar und Rostock, die seinerzeit noch Waden Yards hieß, wurde von der Kanzlei Brinkmann & Partner 2009 aus der Insolvenz an den russischen Investor Witali Jussufow verkauft. Nordic Yards ist heute das erfolgreichste deutsche Werftunternehmen beim Bau von Offshore-Umspannwerken für die Windkraftindustrie. Das Unternehmen fertigt obendrein eisgängige Spezialschiffe für den Einsatz im russischen Nordmeer.

Sietas ringt seit dem Jahr 2009 um eine wirtschaftliche Trendwende. Der Familieneigner Hinrich Sietas war seinerzeit, vor allem auf Druck seiner Hausbank HSH Nordbank, aus dem Unternehmen gedrängt worden, um den drohenden Untergang zu verhindern. Ende 2011 musste Sietas dennoch Insolvenz anmelden. Bis dahin hatte die lange Zeit auf Containerschiffe konzentrierte Werft ein neues Programm von Spezialschiffen aufgelegt.

Darunter ist auch das mehr als 120 Millionen Euro teure Windparkerrichterschiff „Aeolus“ für das niederländische Wasserbauunternehmen Van Oord. Es ist das bislang teuerste und aufwendigste Schiff, das bei Sietas je gebaut wurde. Die „Aeolus“ wird die Werft voraussichtlich im Februar verlassen. Ein Anschlussauftrag für ein zweites Errichterschiff konnte wegen der Zeitverzögerungen bei den deutschen Offshore-Windparkprojekten nicht realisiert werden. (o.p.)