Ein Kommentar von Hanna-Lotte Mikuteit

An Hamburger Hochschulen soll es künftig nicht nur eine Frauenquote, sondern auch eine für Männer geben. Voraussetzung für die Bevorzugung von Männern bei der Besetzung einer Professur ist, dass ihr Geschlecht an der Fakultät oder Hochschule unterrepräsentiert ist. Das klingt auf den ersten Blick sehr modern. Wer sollte schon etwas dagegen einwenden, wenn der Grundsatz lautet: Gleiches Recht für alle. Und schnell wirken die Gleichstellungsbeauftragten – natürlich in der Regel Frauen – wie blaustrümpfige Ewiggestrige, wenn sie sich gegen die geplante Änderung im Hochschulgesetz zur Wehr setzen.

Aber so einfach ist es nicht. Belegt ist, nicht nur vom Wissenschaftsrat, dass Frauen im Wissenschaftsbetrieb systematisch benachteiligt sind. Das ist nicht viel anders als in anderen Bereichen auch. Weil aber Forschung und Lehre nun mal in den meisten Fällen Sache des Staates sind, hat er in diesem Bereich eine Vorbildfunktion. Die bislang im Gesetz verankerte Frauenförderung zielt genau darauf ab. Auch wenn man ehrlicherweise sagen muss, dass es nur langsam vorangeht. In Hamburg sind ein Viertel aller Professoren weiblich.

Gerade deshalb muss die neue Gleichberechtigungsregel wie eine Umkehr vom bisherigen Weg wirken, auch wenn es der Wissenschaftsbehörde vielleicht tatsächlich nur um eine „geschlechtsneutrale Formulierung“ oder – Neu-Deutsch – um den modernen Gender-Ansatz ging. Mehr hoch qualifizierte Frauen bekommt man so nicht an die Hochschulen. Im Zweifelsfall schmälert man ihre Chancen sogar in den Bereichen, in denen sie sich bereits vorgearbeitet haben.