Udo Lindenberg beurlaubt seinen langjährigen Bodyguard Eddy Kante. Grund für den Bruch soll dessen Autobiografie sein, in der es auch um die kriminelle Vergangenheit des Leibwächters geht.

Hamburg. Wenn Eddy Kante über Udo Lindenberg redete, sprach er immer von „wir“. Der Bodyguard und der Star waren mehr als nur ein Star und sein Bodyguard. Eddy Kante, 54, wich dem Panik-Rocker nur zum Schlafen von der Seite, er beschützte ihn, mischte ihm die Farben, reichte ihm ein Kaugummi, wenn er eines brauchte. Kante und Lindenberg waren Freunde. Mutmaßlich lebenslänglich, wie eine Zeitung einmal schrieb. Doch nun scheint das „wir“ Geschichte, die lebenslängliche Männerfreundschaft nach 33 Jahren beendet zu sein.

Bei der Saison-Eröffnung des Hansa-Theaters im Oktober war Lindenberg schon ohne seinen Schatten gesehen worden. Jetzt berichtet die „Bild am Sonntag“, dass Eddy Kante und sein prominenter Chef offenbar getrennte Wege gehen. Während Lindenberg im Blatt noch etwas nebulös davon spricht, dass jeder sein Ding mache und er Eddy Kante längere Zeit nicht gesehen habe, redet sein nunmehr wohl Ex-Bodyguard Klartext. Demnach sei er beurlaubt worden. Es herrsche Funkstille. „Jede Ehe geht mal kaputt, das ist nun mal so“, wird er zitiert.

Grund des Zerwürfnisses soll die Autobiografie von Eddy Kante sein. Unter dem Titel „In meinem Herzen kocht das Blut“ war das Buch für den 1. Oktober angekündigt worden. Nun ist die Veröffentlichung der Lebensgeschichte, die Kante mit einer Abendblatt-Reporterin geschrieben hat, auf unbestimmte Zeit verschoben. Lindenberg soll inhaltlich Anstoß an dem Buch genommen haben und bestehe laut des Medienberichts auf Änderungen. Dabei gehe es dem Musiker nicht um die Darstellung seiner Person, sondern um die kriminelle Vergangenheit seines Bodyguards.

Anscheinend waren Lindenberg die Details aus einer Zeit, in der Eddy Kante in Diebstahl, Schlägereien und Schutzgelderpressung verwickelt war, zu pikant. Dagegen hat Kante, der aus Hagen stammt und mit bürgerlichem Namen Frank heißt, nie ein Geheimnis aus seiner verpfuschten Jugend gemacht. Noch am Anfang dieses Jahres erzählte er dem Abendblatt freizügig, wie sein Leben vor Udo Lindenberg ausgesehen hat: Wie er von seinem Stiefvater grün und blau geprügelt wurde, wie er deshalb früh sein Zuhause verließ, sich einer Rockergang anschloss, bald darauf auf die schiefe Bahn geriet und schließlich im Gefängnis landete.

Erst Udo Lindenberg, den Eddy Kante seit Jugendtagen anhimmelt, habe ihn aus dem halbseidenen Morast gezogen. Da war Kante schon Anfang 20, hatte sich den Namen seines Idols auf den Oberarm tätowieren lassen und eine Audienz beim Rockstar in Hamburg bekommen. „Und was machste jetzt?“, soll Lindenberg damals gefragt haben. Wenig später war Kante der Leibwächter des Musikers. Im Lauf der Jahre wurde die Beziehung immer enger und freundschaftlicher. Zuletzt sei selbst das Wort Freundschaft zu klein gewesen. Kante sagte, Udo und er seien „zusammen“.

Immer wieder betonte Kante, wie dankbar er dem Rockstar für diese zweite Chance im Leben sei. Zumal mit ihr auch sein gesellschaftlicher Aufstieg einherging. Im Sog des Stars wurde Kante selbst zur Kultfigur, spielte in TV-Serien wie dem „Großstadtrevier“ mit oder wurde für Theaterrollen (Lord von Barmbek) gebucht. Dabei kultivierte er sein Image als harter Typ mit trauriger Vergangenheit, der schwere Ringe trägt, auffällige Autos fährt und seine Mutter früh verlor.

Wann immer Eddy Kante seine bewegte Lebensgeschichte erzählte, hörten ihm die Menschen zu. Das Publikum mochte den Bruch in seiner Biografie, die Verwandlung vom Saulus zum Paulus. Das bestärkte ihn, an einem Buch zu arbeiten und mit seiner unschönen Vergangenheit schonungslos abzurechnen. Vielleicht zu schonungslos für einen Star wie Udo Lindenberg, der zwangsläufig mit Eddy Kante in Verbindung gebracht wird?

Auf Abendblatt-Anfrage wollten sich am Sonntag weder Lindenberg noch Kante zum kolportierten Bruch in ihrer Beziehung äußern. Doch das grenzenlose Vertrauen, das beide einander schenkten, scheint dahin. In der „Bild am Sonntag“ sagt Kante, die aktuelle Entwicklung sei „mehr als traurig“. Die Zeiten, in denen er Udo Lindenbergs Portemonnaie und Kreditkarte hütete, scheinen vorbei. Kante sagt: „Das tut weh, das tut richtig weh.“

Udo Lindenberg beteuerte einmal: „Ich kann mir ein Leben ohne Eddy gar nicht vorstellen.“ Nun haben sich die Zeiten anscheinend geändert. Ob es eine Trennung auf Probe oder das endgültige Aus ihrer Beziehung ist, ließen beide offen. Zunächst sind sie aber wohl ziemlich getrennte Freunde.