Der Panikrocker hält laut Stage Entertainment das Projekt finanziell für nicht umsetzbar. Stadt lässt Frist verstreichen. CDU will alle Beteiligten an einen Tisch bringen.

Hamburg. Stillstand – so könnte die Entwicklung der Planungen für ein Udo-Lindenberg-Museum treffend bezeichnet werden. Inzwischen stellen sich hinter den Kulissen viele die Frage, wie wichtig der Stadt und insbesondere der federführenden Kulturbehörde dieses Projekt ist – und ob sich Kultmusiker Udo Lindenberg überhaupt noch für eine Umsetzung in Hamburg interessiert.

Die Behörde ließ nach Abendblatt-Informationen jetzt sogar eine Frist des Kulturausschusses der Bürgerschaft verstreichen: Die Mitglieder hatten den Senat bereits im März einstimmig aufgefordert, bis zum 30. September ein Konzept zur Realisierung des Udo-Lindenberg-Museums vorzulegen. Auf Anfrage räumte Kulturbehörden-Sprecher Enno Isermann ein: „Es hat noch keinen Durchbruch bei den Planungen gegeben.“ Die Stadt stünde zu dem Projekt im Kontakt mit Vertreterinnen und Vertretern von Udo Lindenberg, der Stage Entertainment und der HHLA (Hamburg Hafen und Logistik GmbH). Dabei gehe es noch immer um verschiedene Räumlichkeiten in der Speicherstadt.

Die CDU fordert die Stadt auf, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen

Auch geht es um das Betriebskonzept und die Finanzierbarkeit, wobei auch eine städtische Beteiligung geprüft werde, so Isermann weiter. Die Kulturbehörde hatte Lindenberg ursprünglich Räumlichkeiten im Gebäude des Musicalkonzerns Stage Entertainment angeboten. Die Immobilie gehört der städtischen HHLA. Allerdings scheint Udo Lindenberg daran kein Interesse mehr zu haben. Stage Entertainment-Sprecher Stephan Jaekel (mit dem Unternehmen ist Lindenberg durch das Musical „Hinterm Horizont“ in Berlin eng verbunden) sagte auf Abendblatt-Anfrage: „Udo hat der Stadt vor wenigen Tagen aus der wirtschaftlichen Gesamtschau des möglichen Konstrukts heraus mitgeteilt, dass er das Projekt nicht umsetzen kann.“ Ob sich das auf die Raumplanung oder ein grundsätzliches Aus bezieht, bleibt unklar – Udo Lindenberg selbst reagierte bis Dienstagabend nicht auf eine Abendblatt-Anfrage.

Seit Jahren ist bekannt, dass der Kultmusiker seine Sammlung (Bilder, Platten, Plakate, Instrumente und vieles mehr) in einer „Panik-City“ präsentieren möchte. Einen Ort des Austausches will der Musiker schaffen, neben einer Dauerausstellung soll es Workshops, Lesungen und Konzerte geben. Christoph Stölzl, Präsident der „Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar“, hatte in einem Gutachten geschrieben, die Udo-Lindenberg-Sammlung sei ein „unverzichtbares Dokument der deutschen Kulturgeschichte“.

Eigentlich ist das Interesse in der Hansestadt an einem solchen Museum groß. Die CDU sieht die Stadt in der Pflicht. Kulturexperte Andreas Wankum: „Das, was der SPD-Senat hier veranstaltet, ist der von ihm ansonsten behaupteten Wichtigkeit dieser Angelegenheit in keiner Weise angemessen.“ Das Udo-Lindenberg-Museum könne zu einer weiteren Attraktion in Hamburg werden, doch die Senatsbemühungen „verlaufen offensichtlich im Nirvana“. Wankum fordert den Senat auf: „Es müssen alle Beteiligten an einen Tisch gebracht werden.“ Auf Geduld setzt SPD-Kulturexpertin Isabella Vértes-Schütter: „Die Suche nach einem Standort für das Museum nimmt vielleicht mehr Zeit in Anspruch, als zunächst erwartet. Aber wir sollten allen Akteuren die Möglichkeit geben, die Gespräche mit Sorgfalt zu einem guten Ergebnis zu führen.“ Die SPD-Politikerin: „Die Frage nach einem Standort ist mit Blick auf die Perspektive des Projekts von besonderer Bedeutung.“ Wenn das Vorhaben doch noch umgesetzt werden soll, brauche es wohl einen potenten Geldgeber.