Erstmals durchbricht ein deutscher Hafen die magische Marke von mehr als 500.000 Passagieren. Drittes Terminal soll 2015 eröffnen. Bis Jahresende laufen noch einige Kreuzfahrtschiffe in Hamburg an, erstmals auch zu Silvester.

Hamburg . Hier oben, auf Deck 9 im Commodore Club, vorne auf der „Queen Mary 2“ hat er in den vergangenen Tagen mit Blick auf eine aufgewühlte See gern einmal an seinem Gin Tonic genippt. Am Sonntag nun hatte Ivar Hammerbeck am Ende seiner Reise mit dem gigantischen Kreuzfahrtschiff noch einmal Gelegenheit, dort zu sein. Diesmal bekam er jedoch keinen Drink, sondern Blumen und ein Überraschungspaket, unter anderem mit Eintrittskarten fürs Miniatur Wunderland.

+Der 38-jährige Hotelfachmann aus Rendsburg ist der 500.001. Kreuzfahrtpassagier, der in diesem Jahr in Hamburg gezählt wurde. Eigentlich wollte man den 500.000. Gast ehren, doch ein 75-jähriger Rentner aus Nordrhein- Westfalen, der eigentlich auserkoren war, musste krankheitsbedingt vorzeitig abreisen. Mit der Zahl von 500.000 Passagieren erreicht die Hansestadt in diesem Jahr einen Rekord, den bisher noch kein deutscher Hafen erreicht hat.

„Eine magische Marke“, wie Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sagte. Mit Stefan Behn und Gerd Drossel vom Branchenverein Hamburg Cruise Center stellte er am Sonntag den „Rekord-Passagier“ und neue Zahlen der Branche vor.

Die Zahl 500.000 hatte die Stadt schon seit Längerem mit ihrer Kreuzfahrtpolitik angepeilt, doch sie wurde Senator Horch zufolge jetzt zwei Jahre früher als geplant erreicht.

Sogar 600.000 Gäste sollen es im nächsten Jahr werden. Ein Ziel, das gemessen an der bisherigen Entwicklung erreichbar erscheint: Ende des Jahres werden etwa 555.000 Kreuzfahrtpassagiere über Hamburg gereist sein. Das sind fast 30 Prozent mehr Gäste als noch vor einem Jahr (430.000). Gemessen an dem Jahr 2010 hat sich nach Statistiken vom Hamburg Cruise Center die Zahl dann sogar verdoppelt. Bereits seit 2012 liegt der Kreuzfahrtstandort Hamburg in Deutschland damit auf Platz eins, gefolgt von Rostock, wo rund 365.000 Passagiere gezählt werden. Im europäischen Vergleich zählt Hamburg zu den zehn größten Kreuzfahrthäfen, mehr Passagiere reisen nur über Kopenhagen (800.000) oder Southampton in England (1,5 Million).

Warum das Hamburger Kreuzfahrtgeschäft so stark gewachsen ist, erklärt sich zum einen damit, dass die Stadt erst seit wenigen Jahren diesen Geschäftszweig massiv fördert. 2004 wurde beispielsweise erst das Kreuzfahrt- Terminal in der HafenCity in Betrieb genommen, später folgte die zweite Anlage in Altona.

Und es kommt noch eine andere Entwicklung hinzu, sagt Cruise Center- Vorstand Stefan Behn, der sonst bei dem Umschlagbetrieb HHLA für das Containergeschäft verantwortlich ist. So sei gerade der deutsche Kreuzfahrtmarkt im Vergleich besonders stark gewachsen in den vergangenen Jahren. Oder anders: Während schon immer besonders Engländer gerne mit Schiffen stilvoll und luxuriös reisten, entdecken erst jetzt immer mehr Deutsche diese Form des Urlaubs.

Genau wie Rekordpassagier Ivar Hammerbeck, für den der Törn nach Oslo mit der „Queen Mary 2“ auch die erste Kreuzfahrt gewesen ist. Der Rendsburger ist einer von rund 1,54 Millionen Deutschen, die mittlerweile Schiffsurlaub auf hoher See machen, 2010 waren es 1,2 Millionen.

„Der deutsche Markt wächst und Hamburg wächst mit“, sagt Behn. Zudem sei neben Ostsee und Mittelmeer das Fahrgebiet Atlantik-Nordsee erst seit wenigen Jahren verstärkt im Blick der Reedereien – wozu Hamburg ein idealer Ausgangshafen sei.

Wirtschaftlich zahlt sich dieser Boom für die Stadt offenbar aus – und das nicht nur für die Kernbranche. In Hamburg gibt es viele Unternehmen, die vom Kreuzfahrtgeschäft profitieren: Restaurants, Taxifahrer, Bordshow- Produzenten und sogar ein Unternehmen, dass sich auf künstliche Blumen spezialisiert hat.

Zusammen rund 270 Millionen Euro landen laut Handelskammer jährlich als zusätzlicher Ertrag durch Kreuzfahrer auf den Konten vieler Unternehmen in Hamburg. Und auch diese Summe soll noch weiter wachsen. So wird Hamburg im kommenden Jahr im Freihafen sein drittes Kreuzfahrtterminal bauen. „Anfang 2014 wird es dazu eine Entscheidung in der Bürgerschaft geben“, kündigte Wirtschaftssenator Frank Horch an. Im Jahr 2015 soll das Terminal in Betrieb genommen werden. Und vielleicht wird dort dann auch wieder Ivar Hammerbeck zusteigen , um mit einem Gin Tonic in der Hand den Blick auf die hohe See genießen zu können. An Bord eines Kreuzfahrtschiffes.