Tom Franz, ein Rheinländer, der in Israel zum gefeierten MasterChef wurde, kochte an der Karolinenstraße und spielt mit dem Gedanken, auch in Hamburg ein Restaurant zu eröffnen.

Der dünne, lang gewachsene Mann mit dem Zopf und einem gewinnenden Lächeln steht bescheiden-lässig am Herd der offenen Küche. Um ihn herum eilen Frauen, die mit bunten Speisen in Pfannen und Auflaufformen hantieren. Im Gastraum sagt eine Frau, deren Beruf es ist, über Food zu schreiben: „Ein Koch mit richtig viel Charisma, wie schön…“

Der Koch heißt Tom Franz, in Israel ist er nach einem märchenhaften TV-Erfolg zum Pop-Star geworden – an diesem Abend kocht er im Restaurant „Kochkontor“ von Martina Olufs an der Karolinenstraße. Fleißig ist er gewesen, seit 9 Uhr morgens, und alles um sein Kochbuch „So schmeckt Israel“ vorzustellen: Zwölf Rezepte gibt es zu probieren. Von Grill-Auberginen über den Zackenbarsch in Chraime (ein typisch jüdisches Fischgericht) bis zu seinen mittlerweile berühmten Quarkbällchen. Ist das nicht ein bisschen üppig für eine Buchpräsentation? „Nein, das ist my way. So habe ich auch gewonnen; ich mache das immer so“, sagt er.

Gewonnen hat der Rheinländer in Israel die Kochshow „MasterChef“. Nach mehr als 20 Folgen mit den höchsten Einschaltquoten der israelischen Fernsehgeschichte wurde er zum Liebling der Massen. 52,3 Prozent sahen das Finale im Januar. Professionell hat er vorher nicht gearbeitet. „Es war ein Kaltstart; ich habe nur meinem inneren Kompass gelauscht.“

Der 39-Jährige wurde bei Köln geboren, war in Israel Zivildienstleistender, studierte, zurück in Deutschland, Jura und arbeitete als Anwalt. 2004 wanderte er nach Israel aus, konvertierte zum Judentum und heiratete Dana, die aus einer Familie von Holocaust-Überlebenden stammt. Mit ihr und zwei Söhnen lebt er heute in Tel Aviv. Seine große Leidenschaft? Das Kochen. Seit nunmehr 20 Jahren.

An der Karolinenstraße sehen die Damen des Kochkontors zu, dass die Testspeisen in kleinen Portionen unter die Gäste kommen. Ein unscheinbarer, heller Dip, der zum jüdischen Schabbatbrot Challa gereicht wird, erregt mit pikantem Raucharoma die Aufmerksamkeit. Ist das geräuchert?

„Nein, gegrillt“, sagt Tom Franz. Auberginen würden in Israel häufig einfach neben ein Feuer gelegt, bis sie außen schwarz sind. „Danach ist das Fruchtfleisch wundervoll weich und kann ausgekratzt werden.“ Am heimischen Herd geht es auch – bei 220 Grad (Grillstufe) und 45 Minuten (Auberginen einstechen und beim Backen mehrfach wenden).

Zu den Besonderheiten des Kochkontors gehören 3000 Kochbücher in deutscher und englischer Sprache, die Besucher dort kaufen können. Und natürlich die Gerichte von Martina Olufs, die wochentags ein Rezept aus einem der Bücher kocht und es schafft, dass es auch genauso ausschaut wie im Buch. Tom Franz schafft das auch, zum Beispiel mit den „Süßkartoffeln mit süßscharfer Kräuterbutter“. Schnell sind diese ausgelöffelt. „Auch das ist einfach zuzubereiten“, sagt er. Im Kochbuch empfiehlt er, die Süßkartoffeln in einem Salzbett im Ofen zu grillen, damit ihnen Wasser entzogen wird und sie leicht karamellisieren.

Mit seinem Rezepten will er die „verloren gegangene koschere deutsch-europäische Küche nach Israel zurückbringen“. „Im Judentum spielt das Essen eine große Rolle. Beim Kochen mit religiösem Bezug nach der Kuschrut, den jüdischen Speisegesetzten, entscheidet man sich, ein Gottesgebot zu erfüllen.“ Anlass seien auch die vielen jüdischen Feiertage, wie der wöchentliche Schabbat. „Das wird immer exzessiv vorbereitet.“ Und der israelisch-rheinische Sauerbraten, den er im Kochbuch hat – wie erfüllt der ein Gottesgebot?

„Ich habe dazu ein paar Dinge ausgetauscht“, sagt er und fügt stolz hinzu: „Vor Kurzem hat die größte israelische Tageszeitung meinen Sauerbraten auf einer Doppelseite gebracht…“

Als Hauptgericht im Kochkontor gibt es Zackenbarsch in Chraime. „Danach kann man süchtig werden“, sagt der Erfolgskoch. Bei manchen Familien werde es jeden Schabbat gekocht. In einer kräftig gewürzten Paprika-Tomaten-Pfanne werden die Fischstücke sanft gegart. Mit Koriander und Knoblauch entsteht ein orientalischer Geschmack.

„Fruchtig, intensiv und handwerklich gut“, urteilt Thomas Sampl, Chefkoch im Restaurant Vlet in der Speicherstadt, der auch schon im Kochkontor Gastkoch war und sich für die koschere Zubereitung interessiert.

Das Buch „So schmeckt Israel“ bietet nicht nur leichte Rezepte, sondern auch Hintergründiges zu Land und Leuten: Viele Menschen würden sich an die Vorschriften der Kuschrut halten, weil „das minutiöse Regelwerk eine gute Übung in Selbstbeherrschung ist, die zu einer Besserung der Gesellschaft beiträgt“. Denn gütliches Zusammenleben beruhe auch darauf, dass man sich nicht allen Gelüsten augenblicklich hingebe.

Im Kochkontor tischt der Masterchef indessen ein halbes Dutzend Nachspeisen auf und gönnt sich selber ein paar davon. Bei den Quarkbällchen stehen die Frauen Schlange, anschließend lassen sie sich die Bücher signieren.

Und wie geht es jetzt weiter? Innerhalb des kommenden Jahres will Tom Franz ein Restaurant in Tel Aviv oder Jerusalem aufmachen. „Auch in Hamburg wäre es möglich, die ersten Gespräche habe ich geführt“, sagt er.