An der Universität Hamburg gibt es 16-mal mehr Bewerber als Plätze. Die Jobaussichten für erfolgreiche Absolventen sind sehr gut. Die Ansprüche an die Wirtschaftsstudenten sind hoch.

Hamburg. Was für die einen ein Sechser im Lotto ist, das ist für die andere ein Studienplatz in Betriebswirtschaftslehre (BWL) an der Wunschuni. Denn BWL ist mit bundesweit rund 200.000 Studenten das beliebteste Studienfach an deutschen Unis. Allein in der Hansestadt gab es für dieses Semester 5800 Bewerber – für gerade einmal 359 Bachelor-Plätze in BWL und 1000 Bewerber für 177 Bachelor-Plätze in Volkswirtschaftslehre (VWL).

Bachelor? Andere mögen bei diesem Wort vielleicht zuerst an die gleichnamige Kuppelshow im Fernsehen denken, die Studenten an diesem Morgen im Audimax nicht. Sie wissen, dass damit ein akademischer Grad gemeint ist, die erste Stufe eines mehrstufigen Studiums an einer Universität. Und sie wissen, welches Glück sie hatten, einen Platz zu bekommen. Denn der Numerus Clausus (NC), also die Zulassungsbeschränkung zum BWL-Studium, liegt in diesem Semester bei 1,6 – im Jahr 2007 war es noch 2,7. In VWL ist der NC 2,0.

„Das sollte Sie motivieren“, sagt BWL-Professor Markus Nöth zur Begrüßung der neuen Studenten im Audimax. Voll ist es an diesem Morgen im größten Hörsaal der Uni. Nicht nur die BWLer werden diese Woche ins Studium eingeführt, an der Orientierungseinheit nehmen auch die Volkswirtschaftler, Handelslehrer und Studenten der „Wirtschaft und Kultur Chinas“ teil. Dieser Studiengang verbindet die Fächer BWL, VWL sowie Sinologie und wurde im Wintersemester 2008/2009 ins Leben gerufen, um angehende Experten für Chinas boomende Wirtschaft auszubilden. Experten, die wirtschaftswissenschaftliche Fähigkeiten mit Sprachkenntnissen und kultureller Kompetenz verbinden. Experten wie die 40 Studenten in Hamburg, die aus 189 Bewerbern ausgewählt wurden. Hamburg ist laut Uni der ideale Ort für ein chinaorientiertes Studium: Weil der Hafen der Hansestadt im China-Handel der größte Europas ist und sich mehr als 400 chinesische Unternehmen in Hamburg bereits niedergelassen haben, viele sogar mit ihrer Deutschland- beziehungsweise ihrer Europazentrale.

Die Ansprüche an die Wirtschaftsstudenten sind hoch. „Das Studium sollte der Schwerpunkt Ihres Alltags sein“, sagt Gerd Mühlheußer, Professor am Fachbereich VWL, und appellierte an die Studenten, von Anfang an mitzuarbeiten und zu lernen – und damit nicht erst vor den Prüfungen zu beginnen. Denn ein Studium ist hart, die Abbrecherquoten sind hoch. Das hat eine Befragung von Absolventen durch das Hochschule-Informations-System ergeben. Demnach haben bundesweit 27 Prozent der BWLer das Bachelor-Studium nicht beendet. Hört sich viel an, ist im Vergleich zu anderen Fächern aber unterdurchschnittlich – dort liegt die Abbrecherquote sogar bei 35 Prozent.

Wer trotzdem durchhält, hat laut einer Studie gute Zukunftsperspektiven: Demnach sind 37 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler nach fünf Jahren in einer Position mit mittlerer oder hoher Leitungsfunktion und verdienen entsprechend. Klingt fast nach einem Sechser im Lotto.