Eine große Nachfrage wie beim Lions-Treffen lässt die Hotelpreise in Hamburg steigen. Dasselbe Zimmer kostet mal 30 und mal 328 Euro.

Hamburg. Hamburg ist die Stadt der Großveranstaltungen. Erst Hafengeburtstag, dann Harley Days – und an diesem Wochenende der Lions-Weltkongress mit rund 23.000 Teilnehmern. Die Hotels in der Hansestadt profitieren von der großen Anzahl der Besucher und nehmen deshalb Spitzenpreise.

Als das Abendblatt vergangene Woche recherchierte, sollte die Übernachtung von Sonnabend auf Sonntag im Drei-Sterne-Hotel Novum Accord am Steindamm 280 Euro inklusive Frühstück kosten. Nach oben ist noch Luft: So bot das Fünf-Sterne-Superior-Hotel Atlantic Kempinski an der Alster auf seiner Internetseite ein Superior-Doppelzimmer inklusive Frühstück für 517 Euro an. Direktor Peter Pusnik gibt sich selbstbewusst: „Wir freuen uns sehr über eine große Nachfrage nach unserem Luxusprodukt, natürlich aktuell im Besonderen bedingt durch eine internationale Veranstaltung wie die Lions Convention.“ An diesem Wochenende erreichten die Hamburger Luxushotels ein Preisniveau, das in Metropolen wie München zum Oktoberfest oder auch in Barcelona, Paris und London gängig sei.

Auch Novum-Geschäftsführer David Etmenan – die Gruppe betreibt allein in Hamburg 14 Häuser meist in Citylage – verteidigt seine Preise: „Unsere Preisstrategie ist so ausgelegt, das wir uns an der Nachfrage orientieren. Dann kann ein Zimmer eben auch mal 280 Euro pro Nacht kosten, wenn es der Markt hergibt.“ Aber Etmenan ist wichtig: „Dasselbe Zimmer bekommt man dann zum Beispiel in einer Nacht von Sonntag auf Montag auch mal für 30 Euro.“ Allerdings sind die 280 Euro im Novum Accord noch nicht der Spitzenpreis: Eine Stichprobe hat ergeben, dass am Wochenende vom 5. auf den 6. Oktober eine Übernachtung mit Frühstück im Doppelzimmer 328 Euro kostet, allein deshalb, weil das Hotel heute schon gut gebucht ist. Damit ist das Drei-Sterne- Hotel an dem Tag teurer als die Luxusherberge Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten am Neuen Jungfernstieg. Dort kostet das Doppelzimmer mit Frühstück an dem Termin 305 Euro.

Gute Buchungszahlen

An diesem Wochenende zum Lions- Weltkongress könnten gut betuchte Touristen noch ein Doppelzimmer mit Frühstück für 465 Euro im Vier Jahreszeiten buchen. Auch die Radsportveranstaltung Vattenfall Cyclassics beschert den Hotels gute Buchungszahlen und entsprechende Preise: Eine Nacht im Vier-Sterne-Superior Empire Riverside Hotel auf St. Pauli kostet vom 24. auf den 25. August im Doppelzimmer inklusive Frühstück 271 Euro. Dass es Preisschwankungen gibt, erklärt Dehoga-Geschäftsführerin Ulrike von Albedyll so: „Dass die Hotels in Hamburg die Preise bei Großveranstaltungen erhöhen, ist durchaus üblich. Denn wie in jeder anderen Branche wird hier der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt.“ Aber wirklich extreme Preissteigerungen bei den Hamburger Häusern kämen nur äußerst selten vor, sagt sie.

Die Hamburger Hotelbranche – es gibt mehr als 48.500 Betten in 309 Häusern – boomt. Viele neue Hotelprojekte werden zurzeit geplant und gebaut. Einen Spitzenplatz im bundesweiten Vergleich nimmt die Hansestadt auch bei der Auslastung ein, die im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 74,5 Prozent lag. Damit liegt Hamburg auf Platz zwei hinter München, aber noch vor Berlin. Den vierten Platz hinter Frankfurt, München und Düsseldorf nimmt Hamburg bei den Zimmerpreisen ein, die bei durchschnittlich 103 Euro liegen.

Gästezahlen steigen

Ein großes Potenzial für die Hotelbranche sieht Hamburg-Tourismus- Sprecher Sascha Albertsen: „Die Gästezahlen steigen seit Jahren dynamischer als die Bettenkapazität. Die positiven Marktaussichten für die Hamburger Tourismuswirtschaft ziehen Investoren an.“ Die Zahl der Hotelübernachtungen steigt seit Jahren, im vorigen Jahr waren es mehr als zehn Millionen, und 2020 hält Albertsen sogar 18 Millionen Übernachtungen pro Jahr für möglich.

Was Hamburg fehlt, sind weitere Häuser im internationalen Luxussegment. Hotelketten wie Mandarin Oriental, Shangri-La oder Waldorf Astoria haben sich in der Hansestadt noch nicht angesiedelt. Wenn es jedoch nach den Plänen von Milliardär Klaus-Michael Kühne geht, wird bald auf dem Gelände des seit Januar geschlossenen Intercontinental an der Fontenay, das „beste Hotel der Stadt“ entstehen. 130 Millionen Euro will der Unternehmer dort investieren. Das Gebäude soll abgerissen werden, und Kühne will sein Hotel dann 2016 eröffnen. Ein Luxushotel soll auch in der umgebauten Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt Platz finden. Es sollen mehrere internationale Hotelketten Interesse haben, in das denkmalgeschützte Gebäude einzuziehen.