Die Stadt vergibt im Juni erste Grundstücke in der östlichen HafenCity. Die Miete im Baakenhafen soll je nach Förderung bei 6 bis 11,50 Euro liegen.

Hamburg. Das Baakenhafen-Areal in der HafenCity gilt neben der Neuen Mitte Altona als größtes neues Städtebauprojekt der Hansestadt. Gut 1800 Wohnungen sollen dort in den kommenden Jahren gebaut werden. Mit der Vergabe der ersten Grundstücke auf der großen Halbinsel in der Norderelbe startet Hamburg in diesem Monat. Zudem hat die städtischen HafenCity GmbH jetzt auf Anfrage des SPD-Bürgerschaftsabgeordneten und Stadtentwicklungsexperten Dirk Kienscherf erstmals das detaillierte Konzept für das neue Quartier vorgestellt. Das Besondere: Der Baakenhafen wird vor allem Wohngebiet, rund 200.100 der insgesamt 297.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche sollen vier bis siebengeschossigen Wohngebäuden vorbehalten werden.

Es sollen nicht hauptsächlich Luxusbehausungen entstehen wie in anderen Teilen der HafenCity, sondern zu großen Teilen geförderte Wohnungen, selbst in den guten Lagen: "Wir bekommen dort Sozialwohnungen in der ersten Reihe mit Elbblick", sagt Kienscherf.

Die geförderten Wohnungen werden dem Konzept zufolge tatsächlich überwiegend südlich der Erschließungsstraße direkt an der Elbe gebaut. Allerdings nicht in den technisch aufwendigen Wasserhäusern, die dort ebenfalls geplant sind.

Insgesamt wird im Baakenhafen rund ein Drittel der Wohnungen - wie vom SPD-Senat gefordert - als Sozialwohnungen gebaut, ein Teil im ersten Förderweg mit Kaltmieten von sechs Euro pro Quadratmeter, ein weiterer Teil im zweiten Förderweg mit Mieten von 8,50 Euro. Auch Baugemeinschaften und Genossenschaften sollen bei der Grundstücksvergabe besonders berücksichtigt werden. Die Stadt entscheidet dabei nach einem Punktesystem, wobei das Preisangebot mit 30 Prozent berücksichtigt wird, das Konzept - etwa ein Bau mit Sozialwohnungen - aber zu 70 Prozent. Vom früheren Höchstpreisverfahren ist Hamburg damit völlig abgerückt, man verzichtet damit aber auch auf Einnahmen.

Weil auch Haushalte ohne Anspruch auf Förderung zunehmend Probleme bei der Wohnungssuche haben, soll im Baakenhafen erstmals auch ein Modellverfahren zum "mietpreisgedämpften" Bauen gestestet werden. Investor und Stadt legen dabei eine Mietobergrenze von 11,50 Euro pro Quadratmeter fest, die unter Berücksichtigung der Inflationsrate auf 15 Jahre festgeschrieben bleibt. Im Gegenzug macht die Stadt Abstriche beim Verkaufspreis der Grundstücke. Bis zu zehn Prozent der Wohnungen im Baakenhafen könnten nach Einschätzung des SPD-Bauexperten Kienscherf nach diesem neuen Modell gebaut werden.

Das sogenannte mietpreisgedämpfte Wohnen ist jedoch nicht das einzige städtebauliche Pilotprojekt, das Hamburg dort testen will. Erstmals soll ein ganzes Quartier auch als autoarmer Stadtteil geplant werden: Die Zahl der Stellplätze soll dabei auf 0,4 pro Wohnung festgeschrieben und ein Drittel davon für Carsharing-Angebote reserviert werden. Üblich ist in Hamburg eine Stellplatzforderung von 0,6 pro Wohnung (bei Sozialwohnungen) bis 1,0 bei Eigentumswohnungen. Allerdings können üblicherweise auch mehr Parkplätze gebaut werden, im Baakenhafen gilt die Zahl 0,4 jetzt erstmals auch Maximalzahl. Mit anderen Worten: Mehr Stellplätze dürfen nicht gebaut werden. Folge: Das Bauen wird günstiger, weil weniger Tiefgaragenplätze benötigt werden: die verringerte Zahl von Stellplätzen macht nach Schätzung der HafenCity GmbH die Herstellungskosten pro Wohnung um fast 20.000 Euro günstiger. Sichtbare Folge dürfte zudem sein, dass das Areal deutlich weniger von Autos geprägt sein wird als andere Stadtteile. Zumal öffentliche Parkplätze ausschließlich zum Kurzeitparken angeboten werden sollen. Begründet wird diese neue Stellplatzzahl mit dem großen Angebot von U-Bahn, Bussen sowie Rad- und Fußwegen.

Zusätzlich sieht das Konzept einige Bürogebäude sowie ein kleines Nahversorgungszentrum an einem zentralen Platz mit etwa 25 kleineren Läden, einem Discounter und Gastronomie vor. Geplant ist zudem der Bau einer neuen, dreizügigen Grundschule und einer Kita sowie eine "Freizeitinsel" mit Spielhaus und Spazierwegen.

Der gesamte Baakenhafen soll den heutigen Plänen zufolge bis etwa 2017 weitgehend fertig gebaut sein. Zunächst jedoch wird in diesem Sommer noch die große Stahlbrücke zur Baakenhafen-Halbinsel montiert, die Pfeiler dazu sind bereits zu großen Teilen fertig. Von August an soll dann der Verkehr in die südlichen Hafengebiete zunächst bis etwa 2016 über diese Brücke und eine provisorische Straße an der künftigen Promenade geführt werden. Gleichzeitig soll auch die U 4 in Richtung Baakenhafen verlängert werden. Die Versmannstraße wird in dieser Zeit auf sturmflutsicherem Niveau völlig neu angelegt und soll später wieder den Durchgangsverkehr aufnehmen. Der Baakenhafen wird dann wieder eine ruhige Halbinsel sein, eine Wohn-insel nahe der Innenstadt, wenn man so will.

Am Ende, so sagt SPD-Bauexperte Dirk Kienscherf, "haben wir im Baakenhafen ein gemischtes Quartier - innovativ und mit gerechter Flächennutzung".