Der Leiter des Instituts für Klimaforschung am Helmholtz-Zentrum in Geesthacht hatte die Aussagekraft des jüngsten Gutachtens zu möglichen Folgen der Elbvertiefung in Zweifel gezogen.

Hamburg. Die Naturschutzverbände BUND und Nabu haben den Hamburger Klimaforscher Hans von Storch attackiert. Der Leiter des Instituts für Klimaforschung am Helmholtz-Zentrum in Geesthacht hatte die Aussagekraft des jüngsten, aus Holland stammenden Gutachtens von Professor Johan C. Winterwerp zu möglichen Folgen der Elbvertiefung in Zweifel gezogen (wir berichteten). Die Wirkungen der letzten Elbvertiefungen seien deutlich geringer ausgefallen als die früherer Ausbaggerungen. Wer jetzt behaupte, eine kleine weitere Veränderung könne plötzlich eine sehr große negative Wirkung entfalten, argumentiere mit der Chaostheorie, so von Storch. "Nur: Um festzustellen, dass man an so einem Kipppunkt ist, muss man das System sehr gut beschreiben können und Parameter sehr genau anpassen. Aber dies System ist hochdimensional und stochastisch, sodass die Bestimmung von solchen Kipppunkten praktisch unmöglich ist." Nach Ansicht von Storchs hätte eine neuerliche Fahrrinnenanpassung "keine gravierenden Folgen".

Der Hamburger Nabu-Chef Alexander Porschke wies diese Einschätzung jetzt als falsch zurück. "Herr von Storch ist ja vielleicht ein kompetenter Klimaforscher, als Kronzeuge gegen die Expertise von Professor Johan Winterwerp taugt er allerdings wenig", sagte Porschke. "Ihm scheint nicht einmal bewusst zu sein, welche drastischen Änderungen beim Sedimentregime in der Elbe nach der letzten Elbvertiefung zu beklagen waren." Immerhin koste die Unterhaltung der vorhandenen Wassertiefe Bund und Land Hamburg jährlich etwa 100 Millionen Euro. "Und wenn der Anstieg der tidal-gepumpten Sedimentmengen nach einer weiteren Elbvertiefung wieder so drastisch ausfällt, wird das nicht nur große ökologische, sondern auch drastische Kostenprobleme aufwerfen", so Porschke.

BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch schloss sich der Kritik an. "Ohne von Storch zu nahe zu treten, sehe ich die Kompetenzen zu Fragen der Tideasymmetrie und anderen Regimefragen in Ästuarien doch eher bei Professor Winterwerp", so Braasch.