Fehlende Wegweiser, „Betonwüste“, hohe Preise - am Eröffnungswochenende lockte die igs dennoch rund 10.000 Besucher nach Wilhelmsburg. Angebote für die ganze Familie.

Wilhelmsburg. Es war das Wetter, auf das alle gewartet haben. Bei Sonnenschein und freundlichen Temperaturen strömten am Sonntag rund 4000 Besucher zur Gartenschau igs. Sie eroberten das 100 Hektar große Gelände, auf dem Spiel- und Sportflächen, Liegewiesen, Wasser- und Gartenanlagen entstanden sind. Kinder kommen bei der Schau, die mindestens ebenso Freizeit- und Erlebnispark ist wie Blumenausstellung, besonders auf ihre Kosten. Schilder wie "Betreten des Rasens verboten" gibt es hier nicht.

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Für gute Stimmung sorgen auch die Konzerte auf den verschiedenen Bühnen im Park und die vielen Stelzenläufer in ihren fantasievollen und prächtigen Kostümierungen: Schmetterling und Flamingo-Reiter, Elfe, Wüstenprinzessin und Paradiesvogel.

Bei manchen Besuchern ist die Stimmung jedoch ein bisschen getrübt. Sie kritisieren fehlende Wegweiser - sowohl am S-Bahnhof als auch auf dem Gelände selber, empfinden die Situation rund um den Haupteingang an der Neuenfelder Straße als "Betonwüste", bedauern, dass der Blick auf die erste Themenwelt, die "Welt der Häfen", von einem Informationszelt und quietschenden Metall-Segeln versperrt wird, vermissen Papierkörbe - und monieren die Preise.

Vieles stufen die Gartenschau-Besucher aber als "Startschwierigkeiten" ein. "Man darf nicht vergessen, dass heute ja erst der dritte Tag ist", sagt Gisela Schumann, die mit ihren erwachsenen Töchtern Susanne und Christin aus Berlin angereist ist. Auch wenn die drei ein bisschen mehr Programm am Eröffnungswochenende erwartet hatten, sind sie von der Parkanlage und den vielen Attraktionen begeistert. Besonders die "Welt der Bewegung" mit ihren vielen Sport- und Mitmachmöglichkeiten hat ihnen gefallen. Da ist auch Kara, 11, mit ihrer kleinen Geburtstaggesellschaft schon gewesen. Die vier Mädchen sind in den verschiedenen Gärten balanciert, geklettert und rumgetobt. Danach haben sie in der "Welt der Kontinente" die unterirdischen Glitzer-Tunnel des Garten Atlantis erkundet. Jetzt lümmeln sie sich im südlichen Teil des igs-Parks in bunten Hängematten und ruhen sich aus. Karas Eltern haben sich am Eingangsbereich einen der kostenlosen Bollerwagen geliehen und mit Verpflegung vollgeladen. Gleich will der Trupp sich einen Picknickplatz suchen.

Jasmin, 2, und Johannika, 8, aus Hannover vergnügen sich gerade auf dem Spielplatz "Hütten und Paläste", dessen Klettertürme verschiedene Dächer haben. Dass er - wenig malerisch - unmittelbar neben der Lärmschutzwand der Bahntrasse und einer Trafostation liegt, trübt ihre Begeisterung nicht. "Zuerst sind wir mit der Schwebebahn gefahren und haben uns einen Überblick verschafft, jetzt erkunden wir das Gelände zu Fuß", sagt Papa Andreas Feller. Für die ganze Familie werde viel geboten: Die Kinder können herumlaufen, die Eltern sich Anregungen für den eigenen Garten holen.

Linnea, 10, ist ebenfalls schon mit der Monorail gefahren. "Das ist aber eher etwas für Ältere, die nicht so gut laufen können", findet sie. Sie möchte sich lieber bewegen. Ihre Eltern Karsten und Hannah Kuphaldt aus Rellingen picknicken derweil auf einer der zahlreichen Bänke. "Der Gartenschau-Besuch ist eine schöne Unternehmung", sagen sie. "Es gibt viele Besonderheiten und Hingucker." Nur die Preise, die seien "happig", sagen die Kuphaldts. Diese Meinung teilen fast alle Besucher. "Zu den Eintrittskosten noch die Fahrt mit der Schwebebahn, ein Eis oder ein Saft - da kommt für eine Familie schon viel Geld zusammen", sagt Iris Holst, die mit ihrem Mann und den Kindern Hannah und Greta gekommen ist. Der Eintritt kostet 21 Euro für Erwachsene und 6 Euro für Kinder zwischen sechs und 17 Jahren. Die Nebenkosten sind beträchtlich: für die Schwebebahnfahrt 7,50 Euro (Kinder ab sechs Jahren 2,50 Euro), für Würstchen mit Kartoffelsalat (nur zusammen erhältlich) 7,50 Euro, für 0,75 Liter Wasser 3,50 Euro.

Die hohen Kosten werden - neben der Umwandlung und Privatisierung einer einst öffentlichen Naturlandschaft - von igs-Kritikern besonders moniert. Kaum ein Wilhelmsburger könne sich einen Besuch der Gartenschau leisten, heißt es bei Initiativen wie "IBA?nigsda!". Die igs bietet daher das "Nachbarschaftsticket" an, mit dem Wilhelmsburger die Gartenschau an drei Tagen kostenlos besuchen dürfen. Erforderlich ist aber eine Meldebestätigung. Trotzdem liegen bereits 14 000 Anmeldungen vor. Am Wochenende wurden gut 100 eingelöst. Von diesem Montag an gibt es jeden Abend zwischen 18.30 Uhr und 20 Uhr ein kostenfreies Sportangebot - von Yoga, Laufen und Skaten bis Boule und Wasserfußball.