Verständigung im allerletzten Augenblick. Hamburg nur noch klassischer Bauherr. Hochtief trägt das Risiko. Mehrpreis von 198 Millionen Euro.

Hamburg. Nach monatelangem Tauziehen ist die Entscheidung gefallen: Der Essener Baukonzern Hochtief soll die Elbphilharmonie weiterbauen. Das hat der SPD-geführte Hamburger Senat nach einer dreistündigen Sondersitzung einvernehmlich beschlossen. Wegen fortlaufender Meinungsverschiedenheiten zwischen der Stadt und dem Baukonzern ruhen seit Ende 2011 die Arbeiten auf Hamburgs bekanntester Baustelle weitgehend. Die Alternative, dass die Stadt Hochtief kündigt und in Eigenregie weiterbaut, ist damit zumindest vorerst vom Tisch.

Als Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) das Ergebnis bekannt gab, hatte er zwei dicke Wermutstropfen im Gepäck: Die Elbphilharmonie wird noch einmal um 198 Millionen Euro teurer, sodass sich die Gesamtkosten jetzt auf 575 Millionen Euro belaufen. In ersten Planungen war von 77 Millionen Euro die Rede gewesen. Und: Die Fertigstellung des Konzerthauses verzögert sich um ein weiteres Jahr auf Juli 2016. Die ursprünglich für 2010 vorgesehene Eröffnung soll nun erst 2017 kommen.

Verantwortlich für die erneute Verzögerung ist in erster Linie der aktuelle Baustopp. Hinzu kommt, dass in dem nun vereinbarten Fertigstellungstermin ein zeitlicher Puffer vorgesehen ist. Für Hochtief wird eine hohe Vertragsstrafe von 575.000 Euro für jeden Werktag der Überziehung fällig.

Scholz bekannte, es falle ihm "unglaublich schwer", den Mehrpreis von 198 Millionen Euro zu akzeptieren. "Andererseits wissen wir, dass wir mit einem Betrag in vergleichbarer Höhe rechnen müssen, wenn wir allein weiterbauen", sagte der Bürgermeister.

Es war eine Verständigung im allerletzten Augenblick. Noch während der Sondersitzung des Senats am Sonnabend hatte Hochtief sein Angebot nachgebessert und der Stadt schriftlich ein außerordentliches, fristloses Kündigungsrecht zugestanden. Für den Fall einer Kündigung durch die Stadt verpflichtet sich Hochtief, die Baustelle sofort zu übergeben.

Bis zum 28. Februar sollen die städtische Bau KG und Hochtief nun die vertraglichen Details vereinbaren. "Sollte es nicht zu einem Vertrag kommen, werden wir den Weg allein gehen und kommen auch gleich auf die Baustelle", sagte Scholz. So sieht die generelle Vereinbarung aus: Hochtief verpflichtet sich, das Konzerthaus schlüsselfertig und betriebsfähig zu einem "endgültigen Pauschalfestpreis" bis Juli 2016 fertig zu bauen. "Zukünftige Nachforderungen jedweder Art" sollen ausgeschlossen sei. Der Konzern übernimmt alle Risiken und die Gewährleistung. Die Stadt ist nur noch klassischer Bauherr und nimmt das Gebäude am Ende ab. Die Generalplaner, das Baseler Architekturbüro Herzog & de Meuron, arbeiten künftig unter dem Dach von Hochtief.

Die städtische Realisierungsgesellschaft (ReGe) ist an Planung und Organisation des Baus nicht mehr beteiligt. Zum 1. Januar 2013 wird ReGe-Geschäftsführer Heribert Leutner ein dritter Geschäftsführer zur Seite gestellt: Der frühere Manager der ECE-Projektmanagement GmbH, Martin Heyne, soll sich ausschließlich um die Elbphilharmonie kümmern.