Vom 9. Dezember an verkehren keine Busse mehr in der HafenCity. Und eine Station an der neuen Linie U 4 wird erst gar nicht angefahren.

HafenCity. Es fährt ein Zug nach nirgendwo, mit mir allein als Passagier - so heißt ein bekannter deutscher Schlager aus den 70er-Jahren. In der HafenCity könnte es sich in Kürze ähnlich anfühlen: Hier wurde zwar die Haltestelle HafenCity-Universität für die neue Linie U 4 gebaut, doch aus- und einsteigen können die Fahrgäste nicht. Bis auf unbestimmte Zeit wird die Station überhaupt nicht angefahren.

Der Grund: Wer aus einem der vier Ausgänge der Haltestelle tritt, steht mitten in einer endlosen Sandwüste. Rundherum Bagger, Baustellengeräusche und in Sichtweite eine halb fertige HafenCity-Universität. Bis 2018 soll hier auch das neue Büro- und Wohnquartier Baakenhafen entstehen, zu sehen ist davon jedoch noch nicht viel. Das sieht im Bauch der neuen Haltestelle allerdings ganz anders aus: Bunt beleuchtete Container hängen von den Decken, Arbeiter säubern den Bahnsteig und Liftbauer legen an den Fahrstühlen letzte Hand an. Es gibt auch schon einen Fahrkartenautomaten. Hier unten ist alles fertig und wird wohl für den 28. November auf Hochglanz poliert. Denn dann soll die neue Linie U 4, die eigentlich regulär zwischen dem Jungfernstieg und der Haltestelle HafenCity-Universität verkehren sollte, schon mal feierlich mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), einem Staatssekretär und Ehrengästen eingeweiht. Es ist davon auszugehen, dass Scholz und seine Gäste auf der Premierentour auch bis zur Endhaltestelle fahren.

Allerdings hält sich die Hochbahn auf Abendblatt-Anfrage noch bedeckt: "Die Planungen für die Premierenfahrt laufen noch. Wir können uns deshalb zu Details nicht äußern", sagt Hochbahn-Sprecherin Maja Weihgold.

Die Fahrgäste können dann zunächst vom Jungfernstieg nur die Haltestelle Überseequartier anfahren. Die U 4 soll offiziell am 9. Dezember in Betrieb genommen werden.

Aber warum wird eine Haltestelle gebaut, wenn diese gar nicht angefahren wird? Schuld daran sind wohl die Verzögerungen beim Bau der HafenCity-Universität. Denn eigentlich hätten hier bereits zum Wintersemester 2012 die Studenten einziehen sollen. Aber da es bei den Planungen Verzögerungen gab, wird die Fertigstellung des Gebäudes für Sommer 2013 erwartet. Ein genaues Datum gibt es noch nicht: "Die Planung ist, dass die Studenten zum Wintersemester 2013 einziehen", sagte Alexander von Vogel, Sprecher der Behörde für Wissenschaft und Forschung. Dass die Haltestelle jetzt zunächst gar nicht genutzt wird, findet die Stadt nicht weiter tragisch: "Wenn man ein solches Projekt wie die HafenCity entwickelt und umsetzt, muss die Infrastruktur vorweglaufen", sagte Susanne Meinecke, Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. In einem fertigen Stadtteil könne man nur schwer eine U-Bahn bauen, das gelte auch für die U 4, sagte Meinecke weiter. Und die Sprecherin kündigte an, dass es schon jetzt an den Wochenenden Schnuppertouren für interessierte Besucher zu der Haltestelle geben werde - und dann auch sichere Ein- und Ausgänge zur Verfügung stünden.

Bald wird es in der HafenCity auch keine Linienbusse mehr geben. Mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember sollen dort keine Busse mehr verkehren - so sieht es die Neuplanung des öffentlichen Nahverkehrs für die HafenCity vor. "Das Überseequartier wird nach dieser Planung die einzige Anlaufstelle des öffentlichen Nahverkehrs in der HafenCity sein", sagt Michael Osterburg, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Hamburg-Mitte. "Das hat bei uns nur Kopfschütteln ausgelöst." Die Querung durch die HafenCity werde nur noch mit dem Auto oder zu Fuß möglich sein - für viele Berufstätige und die gesamte nördliche Wohnbevölkerung wäre das ein unhaltbarer Zustand. "Die HafenCity muss an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen bleiben", fordert Osterburg. Es könne nicht sein, dass Fahrgäste gezwungen würden, mit der U-Bahn zu fahren.

Und so sehen die Fahrplanänderungen nach Abendblatt-Informationen im Einzelnen aus: Die Metrobuslinie 3 wird in Zukunft über Mönckebergstraße und Billhorner Brückenstraße zum Kraftwerk Tiefstack fahren. Der Metrobus 4 endet künftig an der Brandstwiete an der Willy-Brandt-Straße. Und der Metrobus 6 fährt abwechselnd zu den Endhaltestellen Auf dem Sande (Speicherstadt) oder U Feldstraße.

Angefahren wird die HafenCity dann bald nur noch aus Richtung Altona: Die neue Stadtbuslinie 111 pendelt im 20-Minuten-Takt zwischen dem Bahnhof und der Shanghaiallee.