Schärfere Maßnahmen auch gegen Alkoholmissbrauch. Sicherheitsstreife der Bahn kontrolliert Einhaltung der Regeln und bekommt mehr Personal.

Hamburg. Schmuddelige Ecken, der Boden übersät mit Zigarettenkippen und Bierdosen, Gruppen von Betrunkenen - seit Jahren reißen die Beschwerden über die Verhältnisse am Hauptbahnhof nicht ab. Jetzt wollen Stadt und Bahn durchgreifen. Nach monatelangen Verhandlungen um die Zuständigkeit unterzeichneten sie gestern einen Vertrag, der die Bahn für zehn Jahre berechtigt, auch unter den Hallenvordächern sowie im Fußgängertunnel zur Mönckebergstraße ihre Hausordnung anzuwenden.

"Das heißt Rauchverbot, kein übermäßiger Alkoholgenuss und kein Betteln mehr", sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Außerdem müssten die Rettungswege frei gehalten werden - künftig dürfe niemand mehr auf Treppen, am Boden und in Durchgängen sitzen oder liegen.

Kontrolliert werden soll die Einhaltung der neuen Regeln von der bahneigenen Sicherheitsstreife, die dafür möglicherweise mehr Personal erhält. Auch für die Sauberkeit unter den Bahnhofsdächern und im Mönckebergtunnel ist die Bahn zuständig. Das, so betont der Bahnsprecher, sei eines der vorrangigsten Themen. Ein weiterer Fußgängertunnel wird komplett geschlossen. Er führt zur Spitalerstraße und wurde seit Jahren nicht mehr von Passanten genutzt, sondern diente Obdachlosen und Bettlern als Aufenthaltsstätte und Urinal. Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen wurde bereits gestern Morgen begonnen. Im Tagesverlauf wurden auch die Stelen für Raucher unter den Vordächern umgestellt und die Menschen durch die Sicherheitsstreife auf das Rauchverbot hingewiesen. Bei der Kontrolle des Alkoholkonsums will die Bahn schrittweise vorgehen.

Eigentümer der Flächen bleibt die Stadt. Sie wird auch die Sanierung der Hallenvordächer, die Erneuerung der Beleuchtung und die beschlossene Vertreibung der Tauben finanzieren. Nach Abschluss dieser Arbeiten soll die Deutsche Bahn die Verkehrssicherung und kleinere Instandhaltungsarbeiten übernehmen. Sie kümmert sich in ihrem Zuständigkeitsbereich künftig auch um die Beseitigung der dort abgestellten Schrottfahrräder - das hatte bislang die Stadtreinigung getan.

Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) begrüßt die neue Regelung. "Durch die erweiterte Zuständigkeit der Bahn können jetzt im gesamten von der Bevölkerung als Bahnhof wahrgenommenen Bereich einheitliche Regelungen umgesetzt werden", sagt er. Um die öffentlichen Wegeflächen außerhalb der Hallendächer kümmert sich weiterhin der Bezirk. Allerdings will das Bezirksamt in Kooperation mit der Wirtschaftsbehörde eine Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes 2013 intensiv prüfen. Dabei soll auch die Einrichtung eines sozialpädagogisch begleiteten Trinkerraums erneut thematisiert werden. Ohne diese Vereinbarung hätte die Stadt den Vertrag mit der Bahn nicht schließen dürfen, sagt Birgit Müller vom Straßenmagazin "Hinz& Kunzt". "Die Verdrängung der Obdachlosen und Alkohol trinkenden Menschen vom Hauptbahnhof ist nicht die Lösung des Problems". Wichtig sei die soziale Betreuung dieser Menschen vor Ort. Erörtert worden waren die jetzt beschlossenen Maßnahmen an einem runden Tisch, der sich weiterhin alle drei Monate treffen will.