Nach Garantie für Hamburgs Galopp-Derby bis 2028: Stadt und Pferdesport setzen auf Ausbau des Horner Geläufs. Finanzierung noch offen.

Hamburg. Im Rathaus traf gestern Post von den Galoppern aus Horn ein. Darin schreibt der Hamburger Renn-Club (HRC) dem Bürgermeister, dass die Zukunft des Deutschen Derbys in der Hansestadt gesichert ist. Nunmehr, hoffen die Turf-Manager, könnte Olaf Scholz den Start einer Doppelrennbahn für Traber und Galopper forcieren.

Die Bestandserklärung für den Wettstreit um das Blaue Band bis 2028 an traditioneller Stätte kam zum jetzigen Zeitpunkt überraschend. Denn unmittelbar nach dem 143. Derby am 1. Juli dieses Jahres hatte das Galopper-Direktorium in Köln den Hamburgern quasi die Starterlaubnis entzogen und das renommierteste deutsche Rennen bundesweit ausgeschrieben. München bewarb sich, Köln gleichfalls, mit Vorbehalt Baden-Baden.

Nachdem der HRC Juristen ins Feld führte, gaben die Funktionäre des Dachverbandes klein bei, garantierten das Derby indes nur für ein weiteres Jahr auf dem Horner Hippodrom. Dagegen reklamierten die Hanseaten ihr angestammtes Recht und verwiesen auf seit Jahrzehnten verbriefte Rechte.

Dies wurde jetzt definitiv bestätigt: Mindestens weitere 16 Jahre kann es in Horn weitergehen - die wirtschaftliche Solvenz des HRC vorausgesetzt. In einem Brief bekräftigte der Kölner Direktoriums-Chef Albrecht Woeste diese Tatsache und äußerte gleichzeitig sein Bedauern für den seit Wochen laufenden Skandal, der die Turfwelt erschütterte. Das ganze Tohuwabohu hätte Hamburg und dem gesamten Rennsport erspart bleiben können.

Der allseits erwartete Rücktritt seines Geschäftsführers Andreas Tiedtke jedoch wurde bisher nicht vollzogen. Der umtriebige Manager hatte die Initiative gegen Horn vorangetrieben, sich aber innerhalb der Turfszene ins Abseits gestellt, als er sich mehr oder weniger direkt als Derbyausrichter in Baden-Baden oder anderswo ins Spiel gebracht hatte.

Für den kommenden Montag um 14 Uhr hat Hamburgs Rennclub-Präsident Eugen-Andreas Wahler eine Vorstandssitzung einberufen. Dabei sollen Maßnahmen angestoßen werden, das Deutsche Derby fortan zugkräftiger zu gestalten. "Nach der langfristigen Bestandsgarantie wollen wir nun mit Elan neu durchstarten", sagte Wahler.

Denn trotz des grundsätzlichen Zuspruchs gab es erhebliche Kritik an der Veranstaltung. Die Hauptvorwürfe: Es werde mehr verwaltet als gestaltet, es mangele an einem zukunftstauglichen Konzept und neuen Sponsoren. Außerdem nähmen der Zuschauerzuspruch sowie die Medienpräsenz vor allem im Fernsehen von Jahr zu Jahr ab. Selbst Freunde des Galoppsports und des HRC streiten dies nicht ab. Eugen-Andreas Wahler und sein Vizepräsident Albert Darboven haben erste Schritte zur Verbesserung der Lage im Visier. So soll die Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor Sparda-Bank, dem Namenspatron des Derbys, verlängert werden. "Man hat uns eine langfristige Partnerschaft signalisiert", sagte Wahler. Zudem werde der ehrenamtliche Vorstand um eine zusätzliche Person aufgestockt.

Im zweiten Stock der Haupttribüne soll eine neue Lounge für Mitglieder und Besitzer etabliert werden. Weiterhin soll die allgemeine Sicht auf das Geläuf verbessert werden. Der Rasen selbst, dessen Zustand besonders von Trainern und Jockeys kritisiert wurde, soll sich im kommenden Jahr besser präsentieren. Deswegen wurde der "Rasenpapst" Malte Roschen aus Lilienthal bei Bremen engagiert.

Ob diese Maßnahmen die Lösung sind? Hamburger Sportmarketing-Experten üben einvernehmlich Kritik an fehlenden Visionen und angeblich mangelhafter Zukunftsplanung - aber nur hinter den Kulissen. Der Tenor: "Es hilft nicht, öffentlich auf eine Traditionsveranstaltung in unserer Stadt zu hauen." Fakt ist, dass kein namhafter Vermarkter bereit ist, sich auf Dauer in Horn zu betätigen und auf eigene Rechnung Sponsoren zu akquirieren.

Auch Volker Wulff, Macher des erfolgreichen und im Fernsehen stundenlang präsenten Deutschen Springderbys in Klein Flottbek, hält sich zurück. "Hauptziel muss sein, die Veranstaltung zu einem Event zu entwickeln. Es genügt heutzutage nicht mehr, ausschließlich den Sport anzubieten", sagte Wulff am Rande eines Turniers in China am Telefon. "Wichtig sind die Akzeptanz und das Standing in den Medien - das ist unerlässlich. Daran muss jeder Veranstalter kontinuierlich arbeiten."

Natürlich ist alles eine Frage frischer Ideen, anpackender Visionen, aber auch des Geldes. Zwar will HRC-Präsident Wahler nichts zu konkreten Zahlen sagen ("Ich frage ja auch nicht nach dem Kontostand anderer Leute"), dennoch ist bekannt, dass der Renn-Club von Schulden geplagt wird. In der Finanzbehörde weiß man, dass die Stadt die Galopper mit jährlich 200 000 Euro fördert - wie grundsätzlich auch anderen Spitzensport. Allerdings wurde vor wenigen Jahren noch das Doppelte bezahlt.

Umso sehnsüchtiger setzt der Verein auf eine neue Kombirennbahn für Galopper und Traber auf dem Areal des Horner Moors. Doch der Weg ist noch sehr weit. Zwar will der Senat das Projekt im Prinzip, doch nicht in eigener Regie. Die Elbphilharmonie lässt grüßen.

"Ohne Galoppsport macht die Doppelrennbahn keinen Sinn", sagte Senatssprecher Christoph Holstein gestern dem Abendblatt. "Richtig ist, dass Hamburg bereit ist, eine Doppelrennbahn zu bauen, wenn es eine maßgebliche Beteiligung des Pferdesports und eine abgestimmte Konzeption von Trab- und Galoppsport gibt." Über Summen - weder brutto noch was die Beteiligung der einzelnen Akteure betrifft - könne man deshalb jetzt noch nichts sagen.