Nach der Internationalen Gartenschau 2013 sind für die Pflege des Parks 1,4 Millionen Euro pro Jahr fällig. Der Bezirk hat dafür kein Geld.

Hamburg.Der 100 Hektar große Park, der zurzeit für die Internationale Gartenschau (igs) im nächsten Jahr in Wilhelmsburg entsteht, dürfte in seiner Pracht selbst den etwa 150 Hektar großen Hamburger Stadtpark in Winterhude in den Schatten stellen. Doch was bleibt von der Grünlandschaft nach dem Ende der Gartenschau im Oktober 2013?

1,4 Millionen Euro pro Jahr müsste die Stadt Hamburg aufbringen, um das Gartenschaugelände nach Ende des Großereignisses als Park zu erhalten. Diese Summe nannte jetzt die für das Nachhaltigkeitskonzept zuständige igs-Landschaftsarchitektin Astrid Höhn im gemeinsamen Bürgerbeteiligungsgremium der igs und Internationalen Bauausstellung (IBA). Die Hamburger Bürgerschaft soll im Herbst über das Budget für das von der igs vorgeschlagene Nachhaltigkeitskonzept entscheiden.

Mit einem Jahresbudget von 1,4 Millionen Euro für den neuen Park auf der Elbinsel würde die Stadt Hamburg einen neuen Maßstab in der Unterhaltung ihrer Parks schaffen. Zum Vergleich: So stehen für den 90 Hektar und damit ähnlich großen Harburger Stadtpark nach Angaben des Bezirksamtes Harburg pro Jahr nur etwa 300 000 Euro zur Verfügung. Davon seien gut 200 000 Euro Personalkosten für die fünf Mitarbeiter in der Grünpflege.

Die Stadt Winsen im benachbarten Landkreis Harburg war im Jahr 2006 Ausrichter der niedersächsischen Landesgartenschau. 120 000 Euro wendet die Stadt heute pro Jahr auf, um das frühere, 15 Hektar große Gartenschaugelände als Park zu erhalten. Hochgerechnet auf einen 100 Hektar großen Park, also ähnlich wie der in Wilhelmsburg, käme Winsen theoretisch auf gut 800 000 Euro Folgekosten.

Die Gartenschau in Wilhelmsburg sei die erste, sagt Astrid Höhn, die sich schon vor der Eröffnung mit den Kosten der Nach-Ausstellungszeit beschäftige. Die Gesellschaft Internationale Gartenschau Hamburg 2013 schafft einen modernen Stadtpark, versieht ihn mit Preisschildern für die Pflege- und Entwicklungskosten in den nächsten zehn Jahren und versucht so den Politikern zu vermitteln, dass ein Park mit hohem Aufenthaltswert nun einmal seinen Preis hat. "Mit dem Personal und den Geräten, die dem Bezirk Hamburg-Mitte jetzt zur Verfügung stehen", sagt Astrid Höhn, "kann der Park in Zukunft nicht erhalten werden."

Das 1,4-Millionen-Euro-Budget ermögliche es, die Parkphilosophie über die Gartenschau hinaus lebendig zu halten. Bootsanleger und Gewässerstraßen sollen erhalten bleiben, damit der Wassersport möglich bleibt. Vorgesehen sei auch, die zwei Spielplätze, einen Sand- und einen Wasserspielplatz, in Wilhelmsburgs neuer grüner Mitte zu erhalten. Nur die aufwendigen sogenannten Wechselflächen mit Beeten für Stiefmütterchen oder sehr pflegeintensive Rosen wird es nach 2013 nicht mehr geben, sagt Astrid Höhn. Stauden auf einigen ausgesuchten Flächen sollen dagegen weiter gepflanzt werden.

Der Zaun, der das Gartenschaugelände umgibt und heute eine abgeriegelte Enklave auf der Elbinsel schafft, werde nach Ende der Gartenschau zügig verschwinden. Der Rückbau der Gartenschau beginne einen Tag nach Ausstellungsende und werde voraussichtlich bis Weihnachten oder früher abgeschlossen sein, versichert Claus Kriegs, zuständig bei der igs für die Bürgerbeteiligung.

Weil der Park viele öffentliche Sportangebote wie die Schwimmhalle oder eine Skateranlage bietet, schlägt die igs ein Parkmanagement für die Ära nach der Gartenschau vor. Die igs versucht schon heute in Gesprächen mit Investoren, private Betreiber für die Unterhaltung der Parkanlage zu gewinnen. Die Idee: Wenn Kleingärtner mitpflegen, könnten die Unterhaltungskosten der Stadt sinken. Eine Kletterhalle ist heute bereits in Betrieb, ein Restaurant hat im alten Wasserwerk eröffnet und ein Hochseilgarten entsteht.

Das auf der Elbinsel kursierende Gerücht, der Pächter des Wasserwerks habe nur einen Vertrag für das Jahr 2013 erhalten, weist Claus Kriegs zurück. Der Pachtvertrag laufe über zehn Jahre, das Restaurant bleibe also auch nach Ende der Gartenschau in dem Park. Fahrradfahrer würden den Park in der Nach-Gartenschau-Ära durchqueren können, noch bevor die Wilhelmsburger Reichsstraße verlegt werde, versichert Astrid Höhn. Zurzeit durchschneidet die Bundesstraße das Gartenschaugelände. Die geplante Verlegung der vierspurigen Straße aus der Wilhelmsburger Mitte heraus ist verschoben worden.

Für die Internationale Bauausstellung Hamburg (IBA) im nächsten Jahr in Wilhelmsburg gebe es keine vergleichbare Berechnung der Folgekosten für die Stadt Hamburg, sagt IBA-Sprecherin Anna Vietinghoff. Die Nachhaltigkeitsfrage stelle sich für die meisten IBA-Projekte nicht, weil private Investoren sie finanzieren. Für die neu geschaffenen städtischen Bildungshäuser in Wilhelmsburg allerdings, etwa das Bildungszentrum Tor zur Welt, sei eine Kalkulation der Folgekosten in Arbeit.