Der Deutsche Radiopreis stärkt Hamburgs Ruf als Hauptstadt des Journalismus

Der Deutsche Radiopreis ist ein Wunder. Erstens, weil es den Machern um Joachim Knuth vom Norddeutschen Rundfunk innerhalb weniger Jahre gelungen ist, aus einer ambitionierten Idee glamouröse Wirklichkeit werden zu lassen - die Verleihung muss schon bei ihrer dritten Auflage den Vergleich mit großen Vorbildern nicht scheuen.

Zweitens, weil an sich erbitterte Widersacher, hier die öffentlich-rechtlichen, dort die privaten Radiosender, gemeinsame Sache machen. Und drittens, weil sich heute Abend in Hamburg ein Medium feiert und feiern lässt, das vor nicht allzu langer Zeit von Experten mitleidig als Dinosaurier der Medienwelt verspottet wurde. Radio, das war vom Aussterben bedroht, galt bei vielen wirtschaftlich und publizistisch nicht als überlebensfähig.

Von wegen.

Die Botschaft, die vom Deutschen Radiopreis mit seiner langen Liste von prominenten Laudatoren und Gästen ausgeht, ist eine andere. Mit ungeahnter Kraft demonstriert ein Medium ein Selbstbewusstsein, an dem sich der eine oder andere Konkurrent um die veröffentlichte Meinung ein Beispiel nehmen könnte. Die deutschen Radios zeigen, was sie können, anstatt darüber zu diskutieren, ob oder gar wie lange es sie noch gibt.

Eine Frage, die sich angesichts erstaunlicher wirtschaftlicher Stabilität und nicht zu unterschätzender journalistischer Relevanz sowieso nicht ernsthaft stellt. Wer Letztere angesichts der Vielzahl eher bunterer Radioprogramme infrage stellt, macht einen Fehler. Denn tatsächlich haben Radiojournalisten, allen voran jene von NDR Info, in den vergangenen Jahren ihre Leistungsfähigkeit im Bereich Investigation eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das fällt genauso auf Hamburg zurück wie der Radiopreis selbst.

Die Hansestadt muss bekanntermaßen seit Längerem um den Ruf, die Medienmetropole der Bundesrepublik zu sein, kämpfen. Berlin hat aufgeholt, Köln ist stark, München nicht weniger.

Überall gibt es große Medienereignisse, überall hätte auch der Deutsche Radiopreis ausgetragen werden können. Dass er nun in Hamburg ist, und hoffentlich auch bleiben wird, ist ein Glücksfall. Denn genauso ein, im wahrsten Sinne des Wortes weit ausstrahlender, Abend hat der Stadt gefehlt. Der Radiopreis wird flächendeckend auf Deutschlands Radiostationen und zeitversetzt im Fernsehen übertragen.

Selbstverständlich wird auch Bürgermeister Olaf Scholz dabei sein, der die Stabilisierung und vor allem die Entwicklung der Medienstadt Hamburg zu einem der wichtigen, persönlichen Ziele in seiner Amtszeit erklärt hat. Dass ihm dabei ausgerechnet der Deutsche Radiopreis hilft, hat deshalb etwas Wunderbares, weil Hamburg seinen Ruf als Hauptstadt des Journalismus bisher vor allem seinen großen Printmarken wie "Stern", "Spiegel" oder "Zeit" zu verdanken hat.

Nun also auch Radio. Und künftig? In einer neuen Gruppe arbeiten seit dem vergangenen Monat Journalisten und Unternehmen an der Zukunft, an der neuen Medienmetropole. Gelingen soll die Verschmelzung von alten (Print, TV, Werbung) und jungen (Online-Nachrichten, Spiele, etc.) Stärken zu einem Hamburg, das vielleicht nie so "sexy" sein wird wie Berlin, dafür aber zum Glück auch nicht so "arm".

Auf dem Weg dorthin kommt Robbie Williams gerade recht. Es bleibt zu hoffen, dass der Popstar heute Abend tatsächlich wie angekündigt beim Deutschen Radiopreis eine Laudatio hält und für eine "Überraschung" sorgt. Das würde der Auszeichnung zu einem weiteren Schub verhelfen sowie zu maximaler bundesweiter Beachtung. Und der Medienstadt Hamburg damit auch.

Hört sich gut an, oder?