Lösung für missglücktes Experiment? Die Rahlstedter Palmen sind erfroren - jetzt sollen gute alte Eichen gepflanzt werden.

Rahlstedt. Die Rahlstedter Palmen sind nicht totzukriegen. Nicht, dass sie wieder treiben würden. Die zwölf kahlen Stumpen auf dem Platz am Ende der Schweriner Straße ragen noch immer in stummer Klage gen Himmel. Als Zeichen für ein erfrorenes botanisches Experiment in Hamburgs Nordosten. Aber Ersatz ist geplant, und Palmen sollen es auf keinen Fall wieder werden. Womit das Problem der Baumauswahl mit voller Wucht über Rahlstedts Regionalausschuss hereinbricht.

Erst, so hieß es nicht ohne Seitenhieb auf Bürger und Geschäftsleute, seien alle begeistert gewesen von der Idee mit den Südsee-Pflanzen im hohen Norden. Viel Flair, viel Ehr. Schöner Schatten, kein Laub, nichts, was runterrieselt auf Milchschaum oder Folienkartoffel. Aber dann, als mit dem Frost das Siechtum einsetzte und der Spott, da wollte keiner mehr dafür gewesen sein.

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Die Wandsbeker Baumexperten sind angereist, Jörg Bastaert und sein Chef Bernd Baumgarten, Leiter des "Fachamtes Management des öffentlichen Raumes". Zunächst das Grundsätzliche: "Die Rahlstedter Fußgängerzone ist eine Steppe." Trocken ist sie und heiß, weil der Granitboden sich mit Wärme auflädt und die Bäume sich nicht selbst beschatten können. "Ein Stressstandort." Auch wegen des Streusalzes im Winter.

Bäume wachsen da nicht in den Himmel. Sollen sie aber auch nicht. Vier Meter Höhe reichen, aber die Krone soll auch die 2,50 Meter nicht unterschreiten. Der Radler darf nicht von tief hängenden Ästen aus dem Sattel gehoben werden. Totholz, nein danke, und der Schatten, den die Bäume werfen, darf nichts dunkel machen. Der Rahlstedter will zwar nicht schwitzen, aber hell und sonnig soll er es schon haben.

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Das Votum der Experten: Schmal wachsende Säuleneichen als Kulisse, ergänzt von leichten, flirrenden Gledizien. Kronen o. k., langlebiges Holz und super Laub. Das Blatt fällt früh und kommt spät. Der Baum ist schön licht, weil lange kahl. Vielleicht eine unbewusste gestalterische Reminiszenz an die trieblosen Palmen heutiger Tage.

Die Gledizien finden wenig Fans im Regionalausschuss. Die Grünen bemängeln, dass er heimischen Insekten keine Nahrung biete und die Vögel in ihm nicht nisten mögen. Weitere Beratungen im Umweltausschuss werden beschlossen, dann soll der Bürger zu Wort kommen. Im Oktober in der Schule Neurahlstedt. Die Politik sucht den breiten Konsens. Gepflanzt werden soll aber noch in diesem Jahr.