“Gute Chance“ oder “Instant-Stadt“: Die Parteien streiten. Bei der zuständigen Baubehörde sei bislang kein Projektantrag von Ikea eingegangen.

Hamburg. Die Pläne der Ikea-Schwestergesellschaft Inter Ikea, in Hamburg ein neues Wohnquartier zu bauen, hat eine heftige Debatte über die Entwicklung der Stadt ausgelöst. Die FDP bezeichnete die Idee des Unternehmens, auf einem fünf Hektar großen Grundstück Wohnungen, Büros und Geschäfte für Tausende Hamburger zu errichten, als "gute Chance". Die Linke lehnte hingegen "Instant-Städte von einem Investor" ab. Die Senatskanzlei reagierte zurückhaltend auf die Offerte und verwies auf die zuständige Baubehörde. Dort hieß es, bislang sei kein Projektantrag eingegangen.

Hintergrund sind Absichten der in Belgien residierenden Inter Ikea, unweit der Innenstadt oder in Flughafennähe ein Quartier zu errichten (das Abendblatt berichtete). Dabei gehe es darum, die Neubauten in das Stadtleben zu integrieren und keinen "Elitewohnraum" zu schaffen, sagte der zuständige Manager Harald Müller. Vorbild sei ein ähnliches Projekt in London. Dort plant Inter Ikea ein Projekt mit rund 1200 Wohnungen, Büros, Hotels und Gewerbeflächen.

+++ "Träumst du noch, oder denkst du schon?" +++

+++ Ikea verdient eine Chance +++

+++Ein Stadtteil nach dem Ikea-Prinzip in Hamburg+++

Der Sprecher des Unternehmens, Kristian Sjöholm, unterstrich gestern, ein Projekt wie das Strand East in London sei in Zukunft auch für deutsche Städte interessant. "Hamburg hat grundsätzlich die richtige Größe und könnte daher in Betracht gezogen werden." Voraussetzung sei, dass die jeweilige Stadt Interesse an einem solchen Projekt habe und Inter Ikea eine entsprechende Fläche finden würde. Sjöholm machte allerdings auch deutlich, dass es aktuell noch keinen konkreten Plan gebe - "weder für Hamburg noch für eine andere Stadt in Deutschland".

In Hamburg ist der Bedarf nach bezahlbaren Wohnungen groß. Laut Darstellung des Mietervereins fehlen derzeit bis zu 40 000 Wohnungen. Vor allem in Citynähe und für nicht so einkommensstarke Bürger gilt die Wohnungssituation als kritisch. Der SPD-Senat hat den Bau von 6000 Wohnungen jährlich versprochen. Ein Drittel davon sollen Sozialwohnungen sein. Der Senat stellt dafür jährlich rund 100 Millionen Euro zur Verfügung. Zu Beginn dieses Jahres wurde mit der Wohnungswirtschaft und den sieben Bezirken ein "Bündnis für das Wohnen" geschlossen.

Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Dirk Kienscherf, forderte das Unternehmen Ikea auf, seine Ankündigung "zu unterfüttern". Jeder Investor sei willkommen. "Sonderrechte für Ikea wird es aber nicht geben." Kienscherf verwies zudem auf die in Hamburg geltende Regelung, nach der bei Neubauprojekten mindestens ein Drittel Sozialwohnungen sein müssten.

Diese Regelung ist für Inter Ikea offenbar kein Problem. In London würden 40 Prozent der Wohnungen familiengerecht gebaut, und ein Anteil von einem Drittel Sozialwohnungen sei kein Thema, sagte Müller gestern der Nachrichtenagentur dpa. Zur Frage Miete oder Eigentum erklärte der Manager: Deutschland sei ein starker Mietmarkt. "Wir richten uns nach dem Marktverhalten." Im Stil würden sich die Gebäude dem Umfeld anpassen.