Der Umbau der Universität beginnt am Campus Bundesstraße. CDU und AStA kritisieren, dass die Erweiterung kleiner ausfällt als geplant.

Rotherbaum. Ein Gebäude mit Wiedererkennungswert, ein Leuchtturm - etwas, das Wissenschaftler im In- und Ausland sofort mit der Universität Hamburg verbinden: Ginge es nach dem Universitätspräsidenten Dieter Lenzen, müsste noch wesentlich mehr auf dem Campus passieren als derzeit von der Stadt für die Neuausrichtung des Campus im Bezirk Eimsbüttel geplant wird. Zumindest, wenn man den Anspruch habe, in der "internationalen Liga" mitzuspielen, meint der Universitätspräsident.

Die Gebäude der Hamburger Universität sind auf das komplette Stadtgebiet verteilt - einen übersichtlichen Campus, wie er einmal vorgesehen war, gibt es nicht. Nachdem die Entscheidung gegen einen Umzug auf den Kleinen Grasbrook in die HafenCity 2010 gefallen war, entschied man sich, den Campus in Eimsbüttel zu erneuern und auszubauen.

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+++ Universität Hamburg - Die Stadt, die alles weiß +++

Wünschenswert sei eine "architektonische Marke", sagt der Uni-Präsident, "denn ein Problem der Uni ist, dass wir kein markantes Gebäude haben, das beispielsweise auch ein Professor in Chicago kennt. Auch das vor 100 Jahren errichtete Hauptgebäude ist kaum über Hamburg hinaus bekannt." Der Erziehungswissenschaftler Lenzen hat einen etwas höheren Anspruch. Er denkt an etwas wie das Schloss der Uni Münster, den Lichthof der Ludwig-Maximilian-Universität München oder die Bibliothek des Star-Architekten Norman Foster an der Freien Universität Berlin. Aber obwohl sich einiges an der Universität bewegt, weiß Lenzen: "Momentan ist so etwas nicht in Sicht."

Der Umbau des Campus an der Bundesstraße soll rund 320 Millionen Euro kosten, davon allein 140 Millionen Euro für die Neubauten des KlimaCampus. Bauherr ist das städtische Bauunternehmen Saga GWG , von dem die Universität dann die Nutzflächen mietet. Die Kosten trägt die Stadt. Insgesamt sieht der Plan der Uni-Erweiterung vor, in den kommenden 20 Jahren mehr als 500 Millionen Euro in Gebäude der Hochschule zu investieren.

Der Umbau beginnt demnächst am naturwissenschaftlichen Mathematik-Informatik-Campus (MIN) rund um das Geomatikum an der Ecke Schlump/Bundesstraße. Geplant ist, ein neues Gebäude über Eck zu bauen und das alte Geomatikum zu sanieren. Neben dem Hochhaus sollen zudem weitere Gebäude entstehen und sich über die Bundesstraße in Richtung Grindelviertel ziehen. Auch mit dem Ziel, die beiden Uni-Zentren Von-Melle-Park und MIN-Campus besser zu verbinden.

Allein im Abschnitt Bundesstraße sollen 21 000 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche für die Uni geschaffen werden. Insgesamt wird die Universität deutlich wachsen; allein 2012 um rund 41.000 auf 304.000 Quadratmeter. Ein erster Schritt war die Verlagerung der Verwaltung in das ehemalige Milchstraßen-Verlagsgebäude am Mittelweg. Bis 2020/25 werden laut Entwicklungsplan der Universität sogar 100.000 Quadratmeter zusätzliche Flache benötigt.

Thilo Kleibauer, hochschulpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, kritisiert nun aber, dass das MIN-Forum an der Bundesstraße von der Wissenschaftsbehörde schon jetzt massiv verkleinert werde. Aktuelle Planungen sähen statt 21.000 Quadratmeter nur noch 17.800 vor. Betroffen seien Hörsäle, die Mensa und die Bibliothek. "Dies ist ein enttäuschendes Signal", sagt Kleibauer. "Es geht zulasten der Hochschulen und Studierenden." Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ist empört: Die Mensa verliere 200 Plätze, die Bibliothek 50.000 Bücherstellplätze, die Arbeitsplätze der Studierenden schrumpften.

"Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Behörde Erfahrungswerte und Empfehlungen missachtet", sagt AStA-Referentin Anna-Sophie Rolof. "Wenn sich die Behörde verrechnet, darf die Uni nicht darunter leiden", sagt Luise Günther aus dem AStA-Vorstand. Den Vorwurf des Abgeordneten, "still und heimlich Flächen gekürzt zu haben", weist die Wissenschaftsbehörde zurück. Bereits im Mai habe man die Abgeordneten im Vorwege des Haushaltsausschusses von der Reduzierung der Nutzfläche informiert.

Viele alte Uni-Gebäude könnten nach Ansicht des Eimsbütteler Bezirksamtsleiters Torsten Sevecke (SPD) abgerissen werden. Lediglich zehn Gebäude wurden als "historisch erhaltenswert" eingestuft, darunter der Philosophen-Turm und das Audimax. Der "WiWi-Bunker" etwa könnte weichen. Die Neubauten sollen enger zusammen stehen und im Schnitt sechs Stockwerke hoch sein. Weil kaum Grundstücke aufgekauft werden müssen, könnten die Kosten hierfür gering bleiben. Ob das Postgebäude an der Schlüterstraße einbezogen werden kann, ist ungewiss.

Weil Uni-Präsident Dieter Lenzen jedoch nicht mehr so lange mit der Aufwertung des Campus warten will, hat er sich zur Aufgabe gemacht, mit kleinen Mitteln das Universitätsgelände umzugestalten.

Sein Ziel: Das Uni-Gelände soll sich vom Stadtbild abheben. "Wir wollen sichtbare Marken schaffen, die auf den Campus hinweisen. Ich bin mit einem Gestalter im Gespräch, in welcher Form das realisiert werden könnte, und würde mich natürlich freuen, wenn wir Bürger dafür gewinnen könnten, dass sie sich einbringen."