Die Hochbahn lud auf einer ersten Fahrt für Medienvertreter zu einer Besichtigungsfahrt in den neuen Tunnel ein. Tunnel vollständig befahrbar.

Hafencity. Nach einem ohrenbetäubenden Pfeifen der Lok setzt sich die offene Lore in Bewegung und taucht in den dunklen Tunnel ein. Die Luft ist feucht und kalt im zugigen Tunnel der neuen U-Bahn-Linie 4. Im spärlichen Licht der Arbeitslampen ruckelt der mit 42 Passagieren beladene Waggon der HafenCity entgegen.

Die Hamburger Hochbahn präsentiert auf dieser ersten Fahrt für Medienvertreter ihre fast fertige Linie U 4. Ab dem 9. Dezember sollen auf der Strecke die Züge rollen, die die HafenCity mit der Hamburger Innenstadt verbinden. Auf der neuen Strecke rechnet die Hochbahn nach dem vollständigen Ausbau der HafenCity mit 35 000 Fahrgästen pro Tag. Nach oben hin sei jedoch Platz. Pro Stunde und Richtung könne die Linie bis zu 20 000 Passagiere transportieren, so das Unternehmen.

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Die seit 2007 laufenden Bauarbeiten stehen kurz vor dem Abschluss. "Der Tunnel ist jetzt vollständig befahrbar", sagt U-4-Projektleiter Dirk Göhring. Nur noch ein paar kleinere Arbeiten, wie beispielsweise die Installation der Mobilfunkantennen und einiger Instandsetzungswege, seien nötig.

Die Besichtigungsfahrt stoppt etwa in der Mitte der 2,8 Kilometer langen Strecke zwischen den Haltestellen Jungfernstieg und Überseequartier in der Nähe eines blauen Lichtes. "Hier befinden wir uns am tiefsten Punkt der U 4", sagt Dirk Göhring, "40 Meter unter dem Gelände des Alten Steinwegs." Das blaue Licht kennzeichne einen der Notausgänge. Außerdem habe man an dieser Stelle einen Feuerwehraufzug installiert, mit dem die Einsatzkräfte im Notfall schnell den U-Bahn-Tunnel erreichen könnten. "Bei einer solchen Tiefe ist das auch nötig", fügt er hinzu, "für Strecken, die tiefer als 30 Meter liegen, ist der Rettungsfahrstuhl Pflicht."

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Von hier an geht die Fahrt wieder leicht bergan in Richtung Überseequartier. Kurz vor der 20 Meter tiefen Station fällt ein großes Stahltor an der Decke auf. Das sei ein Wehrtor, das zum Hochwasserschutz geschlossen werden könne, erklärt Göhring. Die Haltestelle befände sich vor der Hamburger Deichlinie. "Im Ernstfall können wir mit diesem Tor den Schacht abdichten und einen Wassereinbruch verhindern", so der Projektleiter.

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Die Haltestellen orientieren sich thematisch am Hafen. Sie sollten beeindrucken und dennoch schlicht sein, erläutert er das Konzept der Architekten. Zwei verschiedene Planungsbüros haben je eine Station entworfen. Die Haltestelle Überseequartier solle den Eindruck einer Unterwasserwelt erwecken. Die hell ausgeleuchtete Halle ist zu diesem Zweck ganz in Blau gehalten. An der Decke verstärken wellenförmige Lochmuster den Eindruck einer Wasseroberfläche. In der Station HafenCity-Universität wird mit Lichteffekten gearbeitet. "Die Wände sind komplett aus eloxiertem Stahl ohne jede Lackierung", sagt Jens Lang, Bereichsleiter Infrastruktur der Hochbahn. Von der Decke hängen riesige leuchtende Quader, die langsam ihre Farbe wechseln. Ein Durchlauf dauere fünf Minuten, sagt Lang, so könne jeder Fahrgast in der Zeit zwischen zwei Zügen das Schauspiel einmal angucken.

Insgesamt dauert die Probefahrt mit Zwischenstopps etwa zwei Stunden. So viel Zeit werden die Passagiere später nicht haben. In vier Minuten werden sie dann vom Jungfernstieg an die HafenCity-Universität befördert. Aber zum Staunen bleibt ja an den Stationen Zeit und Gelegenheit.