Im Verkehr müssen Erwachsene auf Abc-Schützen Rücksicht nehmen. Die Polizei verstärkt die Kontrollen in der Nähe der Grundschulen.

Altona-Nord. Auf den Straßen Hamburgs sind heute 13.120 Erstklässler unterwegs, um zum ersten Mal in die Schule zu gehen. Alle von ihnen sind Verkehrsanfänger, weshalb besonders Autofahrer in den nächsten Wochen auf die Abc-Schützen achten müssen. Damit die Einschulung problemlos verläuft, haben am Montag rund 50 Viertklässler der Grundschule Arnkielstraße zum Auftakt der Aktion "30 000 Schultüten für Hamburgs Autofahrer" Flyer verteilt, mit denen sie andere Verkehrsteilnehmer auffordern, auf ihre jüngeren Mitschüler Rücksicht zu nehmen.

Es sah so aus, als würden an der Kreuzung Alsenstraße/Gefionstraße in Altona-Nord lauter kleine Schultüten zwischen den Autos umherlaufen, weil sich die Kinder passend zur Aktion verkleidet hatten. Bildungssenator Ties Rabe (SPD), Polizeipräsident Wolfgang Kopitzsch und Elternrat Thomas Jokerst-Gracias unterstützten die Schüler bei ihrem Werben um Rücksichtnahme.

Zusammen klopften sie, wenn die Autos an der roten Ampel stehen blieben, an die Scheiben, überreichten die Flyer und wiesen auf den heutigen ersten Schultag hin. Auf den Umhängen der Kinder waren deren Bitten an die Autofahrer und das Wort "Danke" in mehreren Sprachen zu lesen. Amberjot, der ebenfalls eifrig Schultüten verteilt, warnt davor, schneller als Tempo 30 zu fahren. "Die Autos müssen sich ja auch an die Verkehrsschilder halten", sagt der Neunjährige.

"Wir brauchen Autofahrer, die aufpassen", forderte Bildungssenator Ties Rabe. Die Erwachsenen müssten umdenken. Schließlich würden selbst die Eltern von Grundschülern oft zu schnell fahren, eine Ampel missachten oder am Steuer telefonieren.

+++ Polizei kontrolliert wieder verstärkt vor Schulen +++

Besonders in den ersten Wochen nach der Einschulung sind Abc-Schützen auf dem Schulweg gefährdet. Für die Erstklässler ist alles neu und unbekannt. Oftmals können sie nicht einmal über geparkte Autos drüber schauen.

Im vergangenen Jahr verunglückten 741 Kinder, 103 wurden dabei schwer verletzt. Die Hälfte der Unfälle verursachten Autofahrer, wie die Verkehrsunfallstatistik der Hamburger Polizei zeigt.

Die Zahlen sind zwar insgesamt rückläufig, noch im Jahr 2002 gab es mehr als 1100 verunglückte Kinder. "Dennoch darf man sich darauf nicht ausruhen", sagt Gunter Beyer von der Behörde für Schule und Berufsbildung. 2011 seien die Zahlen durch eine "Extremsituation, ein Busunfall mit 20 verunglückten Kindern" wieder leicht angestiegen, sagt Beyer.

Damit Derartiges dieses Jahr verhindert werde, zeigt die Polizei mehr Präsenz in der Nähe der Grundschulen. Bis zum 31. August werden deshalb rund 600 Kontrollen und Aktionen zusätzlich durchgeführt. Dazu zählen auch mehr Radarkontrollen in Tempo-30-Zonen. Polizeipräsident Kopitzsch verspricht, dass seine Kollegen konsequent einschreiten werden. "Das ist keine Abzocke, sondern zum Schutz der Schüler", sagte er.

Elternrat Jokerst-Gracias nennt die Sorge der Eltern: "Viele haben Angst um ihre Kinder im Straßenverkehr und bringen sie dann lieber mit dem Auto zur Schule." Das jedoch verstärke die Verkehrsproblematik rund um Hamburger Grundschulen. "Zu viele geparkte Autos versperren den Schülern die Sicht, und wenn Eltern in Eile sind, steigt die Gefahr für Fußgänger", sagt der Elternrat. Man müsse auf die anderen Kinder jedoch genauso achtgeben wie auf das eigene. Auch daran soll die Schultüten-Aktion erinnern.