Die Elmshornerin ist eine von 2.379 Schulanfängern im Kreis Pinneberg. Sie fiebert ihrem großen Tag entgegen. Schülerzahlen sinken allerdings.

Kreis Pinneberg. Evi ist sechs Jahre alt und fiebert ihrem großen Tag entgegen. "Ich möchte lesen und schreiben lernen. Und natürlich rechnen", sagt die kleine Elmshornerin. Und worauf sie sich noch freut? "Auf meine Lehrerin. Und natürlich auf die Pausen."

Evi Brodersen ist eine von 2379 Abc-Schützen, die in der nächsten Woche im Kreis Pinneberg eingeschult werden. Und wenn die Sechsjährige am 8. August erstmals ihren Klassenraum betritt, ist es nicht nur für sie eine Premiere, sondern auch für ihre Schule. Die Elmshornerin wird die neue christliche Schule namens "Next" besuchen. Die Einrichtung in privater Trägerschaft nimmt an der Hamburger Straße mit neun Schülern den Betrieb auf.

Für die Schulwahl tragen ihre Eltern, Maren und Holger Brodersen, die Verantwortung. "Wir sind überzeugt, dass sie hier optimal gefördert aufwachsen kann." Christliche Werte würden nicht nur in der Theorie vermittelt, sondern praxisbezogen in den Unterricht eingebracht und von den Lehrern vorgelebt. "Auch das Konzept, das es neben dem Lehrer eine sozialpädagogische Assistenz in jeder Klasse gibt, hat uns überzeugt", sagt Holger Brodersen. So könne sich der Lehrer auf das Lehren konzentrieren. "Dieses System aus den skandinavischen Ländern gibt es so an staatlichen Schulen in Deutschland nicht."

Dass Evi eine andere Schule besucht als ihre älteren Geschwister, stört sie nicht. Morgens wird sie sich mit ihrer Mutter und einer ihrer Schwestern per Fahrrad auf den Schulweg machen. Sie wird bis zum Schulgebäude begleitet - und nachmittags wieder abgeholt. Den roten Schulranzen, den sich die Sechsjährige ausgesucht hat, ziert ein Pferdebild. Auch auf den noch leeren Schreibheften prangen Tierbilder. "Tuschkasten, Federbeutel, Hefte, alles da", strahlt die Kleine, als sie ihren Ranzen auspackt. Eine Schultüte hat sie (noch) nicht. "Die wird noch gebastelt", verrät Mutter Maren. Wie sie aussehen soll, weiß Evi genau. "Rot wäre schön. Und da sollen Pferde, Katzen und Hunde drauf sein."

+++ Viele Privatschulen +++

Mit neun Abc-Schützen hat "Next" nicht einmal die rote Laterne inne. Am wenigsten Kinder werden auf der zum Kreis gehörenden Hochseeinsel Helgoland eingeschult. Dort begrüßen die Lehrer nur sieben Neulinge. Den größten Jahrgang stellt mit 106 Kindern die Albert-Schweitzer-Schule in Wedel, gefolgt von der Grundschule Bickbargen (89) und der Moorwegschule - ebenfalls Wedel - mit 84 Kindern. Die Pinneberger Helene-Lange-Schule, im Vorjahr noch mit 110 Neuaufnahmen die Nummer Eins, stürzt in diesem Schuljahr mit 83 Abc-Schützen auf Rang vier der Einschulungs-Hitliste ab.

Im freien Fall befindet sich die Zahl der Abc-Schützen. Bis zum Jahr 2007 lag die Zahl der Neulinge an den Grundschulen bei mehr als 3000. Dann kam jedoch der Einbruch - 2008 wurden nur noch 2665 Abc-Schützen begrüßt. 2011 reckten 2688 Steppkes stolz ihre Schultüte in die Luft. Diesmal sind es nur 2379.

"Als ich anfing, lag die Zahl der Einschulungen noch bei 3300", erinnert sich Schulrat Michael Doppke. Der 62-Jährige sieht die 2012er-Zahl jedoch nicht als Alarmzeichen. "Die Gesamtzahl der Grundschüler wird sich nicht entscheidend ändern." 10 918 Kinder besuchen im Schuljahr 2012/2013 die 52 Grundschulen - im vorigen Schuljahr lag die Zahl bei 10 957. "Es wird noch dauern, bis es zu dramatischen Einbrüchen kommt", sagt Doppke.

Er erwartet auch für die nächsten Jahre, zumindest was den Kreis Pinneberg angeht, stabile Schülerzahlen. "Die spannende Frage wird sein, wohin die Schüler nach der Grundschulzeit gehen." Gerade im Großraum Pinneberg gebe es ein Überangebot an weiterführenden Schulen. Genaue Prognose über Schülerwanderungen und Schülerzahlen hat der Kreis übrigens nicht: Auf eine Fortschreibung der kreisweiten Schulentwicklungsplanung wird derzeit mangels Personal verzichtet.

Schulen, die die Mindestgröße von 80 Kindern unterschreiten und damit von der Schlie0ung bedroht sind, gibt es im Kreis keine. Das liegt daran, dass acht Einrichtungen, die diesen Zwängen unterlagen, organisatorisch zu vier größeren Einheiten verschmolzen wurden. So haben sich Lutzhorn und Klein Offenseth-Sparrieshoop zusammengetan, Bokholt-Hanredder ist eine Partnerschaft mit der Barmstedter James-Krüss-Schule eingegangen, die Grundschule Haseldorfer Marsch entstand aus der Hetlinger und der Haseldorfer Einrichtung und auch Hemdingen und Ellerhoop haben sich vereinigt. Das Besondere daran ist, dass die alten Standorte erhalten blieben.

Daher gibt es 46 reine Grundschulen, vier Außenstandorte sowie sechs Regional- oder Gemeinschaftsschulen, die über einen Grundschulzweig verfügen. Kleinste Schule ist Seester mit 91 Kindern, gefolgt von Tangstedt (100) und Heist (102). Größte Einheit ist die Helene-Lange-Schule (420), gefolgt von der Albert-Schweitzer-Schule (378) und der Grundschule Kaltenweide in Elmshorn (356).

Ein Problem in diesem Schuljahr ist, dass die Lehrerstundenzuweisung in Abhängigkeit von den Schülerzahlen erfolgen muss. "Das rechnet sich im Grundschulbereich bei 22 Schülern pro Klasse", sagt Doppke. Jedoch seien viele Schulen gezwungen, kleinere Klassen zu bilden. Erschwerend komme hinzu, dass im vorigen Schuljahr nicht benötigte Lehrerstunden aus den Regional- und Gemeinschaftsschulen an die Grundschulen abgegeben worden sind, was diesmal nicht möglich sei. "Die Grundschulen erhalten im Schnitt acht bis zehn Prozent weniger Lehrerstunden als im Jahr 2011/2012. Die stehen unter Druck, das organisatorisch hinzukriegen", sagt Doppke. Schließlich sei festgelegt, dass 20 Unterrichtsstunden in den Klassen 1 und 2 sowie 26 Stunden in Klassen 3 und 4 verlässlich sein müssen. Durch die knappe Zuteilung fehle jedoch die Flexibilität, wenn es zu krankheitsbedingten Ausfällen kommt. Doppke: "Für uns ist kein Spielraum für höhere Zuteilungen vorhanden."