Der Hamburger Kosmetikkonzern steigert Umsatz und Gewinn. Vor allem das Geschäft mit Sonnencreme floriert.

Hamburg. Wenn sich Thomas-B. Quaas am sonnigen Mittelmeer im Urlaub befindet, legt er seine Nivea- oder Eucerin-Sonnencreme demonstrativ sichtbar neben sich auf die Liege. Manchmal reiht er eine ganze Sammlung von Tuben und Sprays von Beiersdorf um sich auf. Klar, das sieht nach übertriebener Werbung aus. Darf es ausnahmsweise auch: Denn Quaas ist Chef des Hamburger Nivea-Herstellers. Und der Gedanke an den Sommer lässt auch den Manager Quaas frohlocken. Denn gerade mit Sonnenschutzmitteln verdient Beiersdorf derzeit viel Geld.

Mit Nivea Sun liegt das Unternehmen nach Angaben des Marktforschungsinstituts Euromonitor mittlerweile weltweit an der Spitze - der Marktanteil beträgt fast zwölf Prozent. Dahinter folgen Garnier (Marke Ambre Solaire Delial) mit acht Prozent und der US-Konzern Coppertone mit sechs Prozent. Weiteres Wachstumspotenzial für dieses Geschäft sieht der Konzern vor allem in Nordamerika und Indien. Eine Gesamtumsatzzahl für den Weltmarkt wurde bislang nicht ermittelt.

In Deutschland hingegen hat das Marktforschungsunternehmen Nielsen sämtliche Statistiken penibel zusammengetragen. Danach stieg der Umsatz mit Sonnenpflege zwischen März 2009 und März 2010 von 125,7 Millionen auf ein Volumen von 129,8 Millionen Euro. Über Anteile auf dem deutschen Markt wollen weder Nielsen noch Beiersdorf sprechen. Nach Recherchen des Abendblatts stammt aber inzwischen bereits rund jedes dritte Sonnenpflegeprodukt, das gekauft wird, von Beiersdorf. Vor 15 Jahren lag der Marktanteil des Konzerns erst bei rund 21 Prozent.

Dennoch gibt es auch in Deutschland Nachholbedarf. Während Quaas, ein begeisterter Skifahrer, nach eigenen Aussagen niemals ohne Sonnenpflege auf die Piste geht, schützen sich Deutschlands Männer kaum gegen die gefährlichen Strahlen. Nur 60 Prozent der Männer ab 14 Jahren tragen laut der Gesellschaft für Konsumforschung Sonnencremes und -sprays auf - allerdings nur gelegentlich. Bei den Frauen greifen immerhin 80 Prozent zur Sonnencreme. Für Beiersdorf ein Grund mehr, mit weiteren Innovationen den Marktanteil noch zu steigern. Dabei helfen soll nun eine Sonnencreme, die nicht nur schützt, sondern gleichzeitig die Haut bräunt.

Doch auch mit Blick auf andere Produkte des Hauses kann der Chef zufrieden sein. Denn Beiersdorf hat sich in Krisenzeiten trotz sinkender Umsätze besser entwickelt als die meisten Wettbewerber. Und im ersten Quartal 2010 legt das Geschäft sogar wieder zu. Der Umsatz kletterte um 6,9 Prozent auf 1,54 Milliarden Euro, das Ergebnis nach Steuern um 22 Prozent auf 122 Millionen Euro (siehe Tabelle). "Wir haben gezeigt, dass wir wieder auf Wachstumskurs sind. Die Entwicklung entspricht zwar noch nicht ganz unseren anspruchsvollen Erwartungen, aber wir sind auf dem richtigen Weg", so Quaas.

Gewachsen ist das Unternehmen vor allem auf dem nordamerikanischen Markt mit einem Umsatzplus von 22 Prozent. Aber auch in Lateinamerika konnte der Nivea-Hersteller um mehr als 20 Prozent zulegen. Beiersdorf will sich künftig auf die Bereiche Gesichts- und Hautpflege konzentrieren, wo die Marke Nivea - weltweit 149-mal in einem Land die Nummer eins - auch preisgünstigere Produkte im Sortiment hat. Zugelegt hat auch der Bereich Pflegemittel für Männer sowie das in der Krise zusammengebrochene Luxussegment mit der Marke La Prairie.

Nicht nur die Produkte aus dem Pflegebereich konnten um vier Prozent wachsen. Auch die Tochter Tesa machte Boden gut und steigerte den Umsatz um 20,2 Prozent oder 38 Millionen Euro. Der Klebstoff- und Folienhersteller macht inzwischen drei Viertel seines Geschäfts mit Industriekunden wie etwa der Autobranche. Und deren Aufträge brachen 2009 wegen der Krise weg. Jetzt kommen wieder Bestellungen bei dem Unternehmen an. Der Gewinn von Tesa stieg in den ersten drei Monaten des Jahres von einer auf 25 Millionen Euro. Die Tendenz dürfte auch hier nach oben gehen. Denn Tesa bietet bald neue Produkte an. Dann gibt es Medikamente zum Aufkleben auf die Haut.