Der Konzernumbau bei Beiersdorf erreicht die Mitarbeiter. Die Öffentlichkeitsarbeit wird zusammengelegt, die Pressesprecherin geht.

Hamburg. Die geplante Neuausrichtung des Nivea-Herstellers Beiersdorf erreicht nun auch die Mitarbeiter. Nachdem der Vorstand sich bereits vor einigen Wochen neu aufgestellt hat , wurde gestern die erste Führungsriege unterhalb der Chefs über die Zukunftspläne informiert. Etliche Manager werden sich auf neue Aufgaben einstellen müssen. Nach Informationen des Abendblatts betrifft dies vor allem den Bereich Marketing. Nachdem dessen Vorstand Pieter Nota vor einigen Tagen Beiersdorf verlassen hat, wurde das Ressort Markus Pinger unterstellt. Er ist zudem für die Supply Chain zuständig, also die Kette von der Produktion eines Produkts bis hin zur Platzierung im Ladenlokal. Pinger will den Markenbereich neu ordnen.

Zwar soll ein "Stellenabbau nicht das Ziel" der Umstrukturierung sein, aber gestern wurde bekannt, dass eine Mitarbeiterin aus der Führungsriege das Unternehmen verlässt. Claudia Fasse, seit drei Jahren Pressesprecherin des Konzerns, geht zum 30. Juni auf eigenen Wunsch. Zuvor wurde die Interne mit der Externen Kommunikation zusammengelegt. Fasse war Leiterin der Kommunikation nach außen (extern). Chef des neuen Gesamtbereichs wird Thomas Schönen, bislang Leiter der Internen Kommunikation.

"Ich hoffe, dass nach den Veränderungen auf Vorstandsebene bald wieder Ruhe einkehren wird", sagte der Beiersdorf-Betriebsratsvorsitzende Thorsten Irtz dem Abendblatt. Hintergrund der Umstrukturierung ist, dass Beiersdorf wegen der weltweiten Finanzmarktkrise seine früher gesetzten Wachstumsziele nicht mehr erreichen kann. Um sich an die veränderte Lage anzupassen, hat sich der sechsköpfige Vorstand neu aufgestellt. Fünf Mitglieder haben neben den üblichen Stabsfunktionen wie Finanzen oder Logistik die Verantwortung für je eine wichtige Wachstumsregion, zum Beispiel Asien oder Europa, übernommen.

Damit will Beiersdorf näher an den großen Verbrauchermärkten sein und sich so schneller auf die Vorlieben der Kunden einstellen können. Der Druck zu mehr Kundennähe ist groß. 2009 wuchs die Kosmetiksparte des Unternehmens mit der Marke Nivea als Flaggschiff weltweit nur um 1,2 Prozent. Ein Jahr zuvor betrug das Plus noch 8,4 Prozent.

Der überraschende Wechsel von Pieter Nota zum niederländischen Philips-Konzern dürfte Beiersdorf-Vorstandschef Thomas-B. Quaas sehr ungelegen gekommen sein. Erst kurz zuvor hatte er für das bereits seit Wochen vakante Ressort Europa mit Peter Feld einen neuen Chef gefunden, schon ergibt sich durch Nota eine neue Lücke. Der neue Vorstand, der noch gesucht wird, soll sich um die USA kümmern. Pinger gab den Bereich ab, als er das Markengeschäft von Nota übernahm.

Erschwert wird die Suche dadurch, dass Beiersdorf sich rühmen kann, das DAX-Unternehmen mit den niedrigsten Vorstandsgehältern zu sein. Zwar sind 1,1 Millionen Euro, die Quaas 2009 bekam, kein Pappenstiel, aber Karsten Rorsted, Chef des Wettbewerbers Henkel, erhielt 2,647 Millionen Euro. Vielleicht ging Nota auch, weil der Beiersdorf-Großaktionär Michael Herz detailverliebt dem Vorstand ins operative Geschäft reinredet - oder es war einfach so, dass Nota in seine niederländische Heimat zurückkehren wollte.