Faszinierende Exponate: Es ist ein Erlebnis, in die opulent ausgeschmückte Grabkammer des ägyptischen Herrschers einzutauchen.

Hamburg. Es wird nicht lange gefackelt: Schon im Foyer der Alten Oberpostdirektion am Stephansplatz geht es richtig los. Eine Zeitleiste ordnet das Leben Tutanchamuns ein: Wann lebte der junge Pharao, dessen Gesicht uns dank der aufwendigen Totenmaske so bekannt ist? In welche Zeit fiel seine Herrschaft? Drei erste Exponate (wie alle rund 1000 Stücke sorgfältige Nachbildungen) stehen im Raum: Eine Steinstatue des Pharaos, die zerbrochen in einem Massen-Statuen-Grab entdeckt wurde, der Rosette-Stein, der maßgeblich zur Übersetzung der ägyptischen Hieroglyphen beitrug, und ein kleines Modell des Grabes, damit man eine Vorstellung von der Tiefe und Anordnung der Kammern bekommt. "Die Besucher sollen hier etwas erleben", sagt Rainer Verbizh, der Architekt der Ausstellung. "Aber ich bin kein Showmensch. Deshalb fußt nicht nur alles auf wissenschaftlichen Fakten, sondern wir machen diese den Besuchern auch zugänglich."

Mit Basisinformationen ausgestattet geht es vom Eingangsraum weiter in zwei kleine Filmtheater: Erst werden in kurzen Vorfilmen die wichtigsten Personen der damaligen Zeit in Bezug auf Tutanchamun (darunter Echnaton, Nofretete und Amenophis) vorgestellt, dann wird dem Besucher mit dem Film über Howard Carter und seine Entdeckung des Grabes der rote Faden für die Ausstellung an die Hand gegeben. Verbizh: "Unsere Geschichte der Ausstellung ist auf Carter aufgebaut - dem Urahn des Indiania Jones." Und genauso spannend und unterhaltsam wie der "Jäger des verlorenen Schatzes" ist auch der zehnminütiger Film, der zurückführt in die Jugend Carters. Er vermittelt mit nachgestellten Szenen und Originalaufnahmen den Eindruck, dass man an der Seite des Autodidakten die Entdeckung des Grabes begleitet. Auf dem Spannungshöhepunkt, als Carter das 3300 Jahre alte Grab öffnet und einen ersten Blick hineinwirft, endet der Film - und die Besucher werden in das nachgebaute Grab entlassen. Die Entdeckungsreise durch die Ausstellung beginnt.

Im schummrigen Grab werden die drei Hauptkammern gezeigt: Die vollgestellte Vorkammer mit goldenen Bettgestellen, Vorratsgefäßen und den beiden die Sargkammer bewachenden Wächterstatuen (Verbizh: "Diese Anhäufung kann man mit Originalen nicht machen, das ist so einmalig"), die Schatzkammer , unter anderem mit dem atemberaubenden Kanopen-Schrein und den goldenen Königsfiguren und schließlich die Grabkammer , bei der Verbizh eine Szene von einem alten Carter-Foto nachstellen ließ: Die Hebung des inneren Sarkophags aus einer der äußeren Hüllen mithilfe eines Flaschenzugs.

Viele Eindrücke auf einmal stürzen auf den Besucher ein, der Audioguide führt durch das Wirrwarr, dem sich schon Carter stellen musste, hindurch. Hier wird das Ausstellungskonzept deutlich: Der Besucher soll nicht nur Einzelstücke sehen, sondern ihre Anordnung, so wie der Entdecker des Grabes sie vorfand. Deshalb entschied sich Verbizh auch fürdas darauf folgende Herzstück: die Allee der Schreine . "Als ich sagte, dass ich die ursprünglich ineinander verschachtelten Schreine nacheinander aufgereiht zeigen wollte, um die Dimensionen zu verdeutlichen, sagten anfangs alle: 'Du spinnst!'", erzählt Verbizh. Doch er blieb dabei, und die vergoldeten Hüllen und die goldenen Sarkophage mit der berühmten Maske sind einer der atemberaubendsten Anblicke der Ausstellung. Gold, so weit das Auge reicht - und weil nichts so glänzt wie echtes Gold, wurde hier auch nur das Edelmetall zur Beschichtung verwendet.

Hat man das große Gefüge verinnerlicht, leitet einen der Rundgang nun zu einzelnen Exponaten, die in der Grabkammer gefunden wurden: So unter anderem der Kanopen-Schrein mit dem Wächter Anubis davor, die zahlreichen, aufwendig gearbeiteten Götterfiguren , die Möbel Tutanchamuns, seine I nsignien der Macht (so zum Beispiel der kunstvolle Thronsessel) und schließlich ein goldener Staatswagen , von dem gleich mehrere dem Grab beigegeben waren. Der Rundgang endet im Museumsshop , der mit Literatur und Kunsthandwerk erfreulicherweise mehr zu bieten hat als Plastikbecher mit Tutanchamun-Konterfeis.

Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze: Alte Oberpostdirektion, Eingang Dammtorwall 8. Geöffnet: 1. Oktober bis 31. Januar 2010, täglich 10–18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr. Erwachsene zahlen montags bis freitags 16 Euro, sonnabends, sonntags und feiertags 19 Euro. Internet: www.tut-ausstellung.com