Am Stephansplatz werden ab dem 1. Oktober das Grab des Pharaos und kostbare Beigaben zu sehen sein.

Hamburg. Draußen fliegen die Funken. Auf dem Bürgersteig vor der Alten Oberpostdirektion am Stephansplatz schweißen zwei Arbeiter Metallteile aneinander. Auch im Innern des Gebäudes dreht sich aktuell vieles um Metall - wenngleich um ein edleres: Kaum eine Transportkiste, aus der es nicht golden schimmert. Die ersten Exponate der Ausstellung "Tutanchamun - Sein Grab und die Schätze" sind in Hamburg eingetroffen. Vorsichtig, mit weißen Baumwollhandschuhen, hebt Frank Mehlin (43) eine goldene Götterfigur aus einer Kiste. "Es sollen keine Fingerabdrücke und kein Fett auf die Oberflächen kommen", erklärt Mehlin. Der "Hüter der Schätze", wie er sich mit einem Lachen nennt, koordiniert das Auspacken und den Aufbau der mehr als 1000 Ausstellungsgegenstände. "Morgens um 7 Uhr fangen wir an, abends um 22 Uhr ist Schluss - für die meisten der rund 50 Mitarbeiter. Einige arbeiten auch nachts", sagt er.

Alles läuft auf Hochtouren: Kaum war die Ausstellung in München geschlossen (hier hatte sie im April Deutschlandpremiere gefeiert und bis zur ersten Septemberwoche 330 000 Besucher angelockt), machten sich täglich drei Sattelschlepper mit Ausstellungsgegenständen auf den Weg in den Norden. Insgesamt 16 Wagen brachten ihre exotische Fracht nach Hamburg - und in nur 14 Tagen sollen hier die ersten Besucher auf den Spuren Howard Carters, des Entdeckers der Grabstätte, wandeln können.

Lange war es fraglich, ob Hamburg noch einmal ins Tutanchamun-Fieber geraten würde. 1981 hatten mehr als 600 000 Hamburger angestanden, um im Museum für Kunst und Gewerbe die berühmte goldene Totenmaske des Pharaos zu sehen. Doch nachdem der Hamburger Unternehmer Paul Heinen zusammen mit dem Grafikdesigner Wulf Kohl 2002 die Idee entwickelt hatte, erstmals die Grabkammern und ihre Inhalte originalgetreu nachbilden zu lassen, fanden sich vorerst keine geeigneten Räume für das aufwendige Projekt.

"Durch die Berichterstattung im Abendblatt kamen wir schließlich in Gespräche mit dem Hamburgischen Amt für Wirtschaftsförderung und der Hamburg Tourismus GmbH", sagt Projektleiter Christoph Scholz von Semmel Concerts. Und so kam die Alte Oberpostdirektion ins Gespräch, die von der DWI-Gruppe gekauft worden war und renoviert werden soll. "Im Spätherbst beginnt der Umbau. Dieser wird zwei Jahre dauern", sagt DWI-Prokurist Jan Kuschnik. "Die Tutanchamun-Ausstellung ist eine Wertschätzung des denkmalgeschützten Gebäudes."Um die nötigen 3000 Quadratmeter für die Ausstellung zusammenzubekommen, mussten der Post-Innenhof, die alte Sortierhalle und ein Bürotrakt zusammengefasst und durch das Herausnehmen von Wänden und Decken neu strukturiert werden. "Aber es hat sich gelohnt. Wir freuen uns riesig auf die Ausstellung hier in direkter Innenstadtlage", sagt Scholz. Als Neuerung hat er in Paris ein 3-D-Modell des Grabes fertigen lassen. Scholz: "Und jeder Besucher erhält einen Audio-Guide."

Jetzt muss nur noch der Aufbau klappen, doch da sind alle optimistisch: "Bisher ging nichts kaputt. Alle, auch die Besucher, respektieren die handgefertigten Gegenstände, auch wenn es nicht die Originale sind", sagt Mehlin. Doch wie bei den Originalen kommt das Beste zum Schluss: Die Totenmaske wird als Letztes aufgestellt.