Die Schau in Hamburg soll um drei Monate verlängert werden. Was die Besucher aus ganz Deutschland gut finden und was nicht.

Hamburg. Im November 1922, vor 87 Jahren, wurde es entdeckt: das Grab des Pharaos Tutanchamun. Die Faszination ist bis heute ungebrochen. Und so wird nächste Woche bereits der 100.000. Besucher in Hamburg erwartet, der sich in der Ausstellung "Tutanchamun - Sein Grab und die Schätze" die goldenen Statuen, die großen Schreine und vor allem die legendäre Maske anguckt. Die wenigsten stört es dabei, dass alle Exponate Repliken sind.

"Ich hatte mir 1981 extra Urlaub genommen, als die Originalmaske in Hamburg war", erinnert sich Eduard Baumgartner (53). Der Kfz-Meister aus Hittfeld nahm damals, ebenso wie mehr als 600 000 andere Menschen mit ihm, scheinbar endlose Warteschlangen in Kauf, um einen Blick auf das berühmte Stück im Museum für Kunst und Gewerbe werfen zu können. "Das Thema hat mich schon immer fasziniert." Die jetzige Ausstellung am Stephansplatz findet er "sehr gut gemacht": "Vor allem der Audioguide ist klasse, hier wird alles viel besser beschrieben als sonst oft", sagt Baumgartner.

Lina (11) und Henri (12) können gar nicht sagen, was ihnen am besten gefällt: Während Henri die Götterfiguren "echt gut" findet, schwärmt Lina von dem Schmuck. In einem sind sich beide einig: "Das ist total cool, dass alles vergoldet ist", finden die Schüler der Klasse 6d des Gymnasiums Kronwerk aus Rendsburg. Mit 73 anderen Schülern aus insgesamt drei Klassen sind sie extra für die Ausstellung mit dem Zug angereist. "Im Geschichtsunterricht bleibt oft so wenig Zeit für alles", sagt Lehrerin Friederike Döhrer (35). "Es ist toll, dass die Schüler an alles so dicht herankönnen, keine Glasscheiben vor den Objekten sind - das ist Entdecken pur."

Rechtsreferendarin Sara Buske (27) kritisiert, dass es in der Grabkammer durch die Audioführung zu laut war: "Ich mag es lieber ruhiger." Außerdem bemängelt sie, dass die Exponate keine Originale sind: "Dafür ist der Eintritt in die Ausstellung relativ teuer."

Christel (50) und Herman Spielmann (50) sind für die Schau aus dem Sauerland angereist. Das Ehepaar stört es nicht, dass es sich nur um Plagiate handelt: "Ich habe die Goldmaske im Original in Kairo gesehen. Also war dieses Ausstellungsstück mein Test, wie originalgetreu die Exponate sind. Ich kann nur sagen: Test bestanden!", sagt Christel Spielmann. Auch Wilfried Schröder (59) aus Bremervörde hat die Originale bereits in Ägypten gesehen. "Dass hier nur Nachbildungen gezeigt werden, habe ich ja vorher gewusst, das stört mich nicht. Ich schwärme schon immer für Ägypten."

Sigrid (59) und Ingo (60) Witt sind gemeinsam mit mehreren Mitgliedern ihrer Kirchengemeinde gekommen. "Mit der Gruppe mussten wir nicht anstehen und haben außerdem Ermäßigung für den Eintritt bekommen", freut sich das Hamburger Ehepaar. "Der Film am Anfang hat das Interesse noch mehr geweckt", sagt Ingo Witt. Seine Frau interessiert sich schon seit ihrer Schulzeit für Ägypten. "Die Führung mit dem Audioguide hat mir sehr gut gefallen - der sympathischen Stimme von Christian Brückner habe ich gerne zugehört", sagt Sigrid Witt.

Christoph Scholz, Ausstellungsprojektleiter von Semmel Concerts, ist sehr zufrieden mit dem Zuspruch in Hamburg: "Das knüpft nahtlos an unseren Erfolg in München an - großartig!" Deshalb, so Scholz, sei eine Verlängerung der Ausstellung bis April (ursprünglich war bis Januar 2010 geplant) in Vorbereitung. Die Hamburger scheinen es außerdem besonders genau wissen zu wollen, wie Scholz sagt: "Wir haben festgestellt, dass das Hamburger Publikum im Durchschnitt fast zwei Stunden in der Ausstellung verbringt. In München waren es nur 75 Minuten."

Vielleicht sind die Hamburger Besucher auch einfach froh, den Eingang zur Ausstellung endlich gefunden zu haben. So waren Christel und Herman Spielmann erstaunt, dass in U-Bahn-Stationen kein Hinweis auf die Ausstellung zu finden war. Scholz kennt die Kritik an der Ausschilderung schon: "Wir wissen, dass das nicht ganz optimal ist. Aber unsere Beschilderung ist das, was an Größe und Menge erlaubt ist."