Puffs und Partys, Kunst und Kneipen, Lukullus und Lofts: Willkommen auf der Reeperbahn, der heißesten Ecke der Stadt - pardon, der Welt!

Puffs und Partys, Kunst und Kneipen, Lukullus und Lofts: Willkommen auf der Reeperbahn, der heißesten Ecke der Stadt - pardon, der Welt! Schreibt die britische "Financial Times", die als Wirtschaftszeitung wissen muss, was gerade hoch gehandelt wird. St. Pauli sei "the next neighbourhood". Was so viel bedeutet wie: Der Kiez kommt - der Höhepunkt (der Immobilienpreise) ist noch nicht erreicht.

Hamburgs Partymeile sei ein bisschen wie die einst so verruchte Bourbon Street in New Orleans. Natürlich bevor Hurrikan Katrina das bunte Treiben im historischen French Quarter abrupt beendete ... Das Amüsierviertel, in dem nicht allein die Südstaaten-Schwüle die puritanischen Gemüter in Wallung brachte, hat sich längst vom Armenhaus zum Lieblingsplatz der Wohlhabenderen gewandelt.

Genau wie Soho in London - womit es St. Pauli auch locker aufnehmen könne, meint die "Financial Times". Das "In-Viertel" zwischen Oxford Street und Piccadilly Circus ist mittlerweile so hip, dass selbst der englischen Sprache die Wörter wegbleiben. Also muss eine Anleihe aus dem Deutschen her, das bisher eher mit "Kindergarten" und "Angst" in den angelsächsischen Sprachraum eingezogen ist. Londoner Yuppies steigern ihre Euphorie für Soho derzeit mit der Beschreibung "ueber-cool".

Ja, Bertolt Brecht wäre überrascht. Siedelte er doch seine "Dreigroschenoper" im Soho des 18. Jahrhunderts an. Einem Sündenpfuhl, in dem die Bettler bettelten, die Diebe stahlen, die Huren hurten. Ein Treffpunkt für Außenseiter, den dann die "Insider" entdeckten - und alle, die welche sein wollten. Zwischen Tabledance-Schuppen und Tattoo-Studios machten Kaffeeketten und Edelrestaurants auf. Ein Stadtteil, der früher vor allem im Licht der Dunkelheit erstrahlte, wurde fürs bürgerliche Tagsüber aufgemotzt.

Diese Entwicklung sagt die "Financial Times" nun auch für die "rote Meile" vorher. In den vergangenen fünf Jahren seien die Kaufpreise für Wohnungen um mehr als 22 Prozent gestiegen. Das neue St. Pauli habe mit "St. Aufsmauli" keinen Schlag mehr zu tun. Junge Familien würden künftig dort die große (bürgerliche) Freiheit suchen. Als Vorbild wird die Schanze angeführt, deren Wandlung gern mal mit Protest gefeiert wird.

In Soho hat Paul McCartney übrigens seinen Musikverlag. Früher war er mit den Beatles auf dem Kiez. Als St. Pauli noch nicht "cool" war. Sondern nur echt.