Zu hohe Miete vertreibt Salamander vom Jungfernstieg. Die Schuhhandelskette weicht Vodafone und mit ihr auch Lurchi.

Hamburg. Es herrscht leichtes Durcheinander in der sonst so ruhigen Filiale von Salamander am Jungfernstieg. Kundinnen stöbern in Körben mit herabgesetzten Sommersandalen, beäugen um 20 Prozent reduzierte High Heels und schlüpfen kurz in Pumps zu Schnäppchenpreisen. "Preisalarm! Totalräumungsverkauf" steht auf großen roten Schildern. "Wegen Geschäftsaufgabe zum 31. Januar 2013". Jetzt muss erst einmal die Sommerware raus.

Mit der Schuhhandelskette verlässt ein weiteres traditionsreiches Geschäft den Boulevard an der Binnenalster. Generationen von Hamburgern probierten in dem Haus mit der Nummer 14 schon ihre Schuhe an. "Gerade hatte ich einen älteren Herrn als Kunden, der hier schon als Kind eingekauft hat", sagt eine Verkäuferin mit belegter Stimme.

Erst im Herbst vergangenen Jahres musste das Modehaus Beutin dem neuen, 2000 Quadratmeter großen Geschäft des Computerherstellers Apple weichen. Zudem könnte das traditionsreiche Streit's-Kino schon bald aus der zentralen Lage verschwinden, weil die Eigentümer gern einen zahlungskräftigeren Mieter als ein Filmtheater hätten.

Nach Informationen des Abendblatts hat auch Salamander vor den kräftig gestiegenen Mieten am Jungfernstieg kapituliert. Nach Auslaufen des Mietvertrags zum Ende des Jahres soll der Eigentümer des Gebäudes das Dreifache der bisherigen Miete verlangt haben. "Wir wären sehr gern am Jungfernstieg geblieben, das war uns unter den veränderten Rahmenbedingungen aber nicht mehr möglich", sagt Peter Prange, Geschäftsführender Gesellschafter der Wuppertaler Klauser-Gruppe, zu der Salamander seit 2009 gehört. "Im Gegensatz zu großen Konzernen müssen wir mit jedem Geschäft Geld verdienen und können die Kosten für einen Laden in einer Toplage nicht einfach als Werbeausgaben verbuchen." Zwei weitere Filialen in Hamburg seien von der Schließung nicht betroffen.

In der Spitze werden in der 1-a-Lage mittlerweile Mieten von bis zu 200 Euro pro Quadratmeter verlangt, wie aus einer aktuellen Erhebung der Hamburger Maklergesellschaft Lührmann hervorgeht. Teurer sind Läden in der Hansestadt nur noch am Neuen Wall, an der Mönckebergstraße und an der Spitalerstraße, wo bis zu 290 Euro pro Quadratmeter aufgerufen werden.

Der Eigentümer des Salamander-Hauses, die Immobilienfirma Sahle Wohnen aus dem münsterländischen Greven, wies den Vorwurf des Mietwuchers zurück. "Der Mietvertrag ist ganz normal ausgelaufen und Salamander wollte ihn selbst nicht weiter verlängern", sagte die Sprecherin des Eigentümers, Sybille Jeschonek, dem Abendblatt. Der neue Mieter dürfte allerdings deutlich potenter sein als die Schuhhandelskette: Es ist der Mobilfunkanbieter Vodafone, der neben Apple einen Flagship-Store auf insgesamt 900 Quadratmetern eröffnen möchte.

Salamander hat hingegen schon seit Jahren unter den schwierigen Rahmenbedingungen im deutschen Schuhhandel und hausgemachten Problemen zu leiden. Die wachsende Konkurrenz von Onlinehändlern wie Zalando, Überkapazitäten sowie das ausgebliebene Sommerwetter setzen der Branche zu. Der Hamburger Schuhhändler Görtz hat vor diesem Hintergrund 2011 erstmals einen Verlust eingefahren, will Stellen streichen, 30 kleinere und unrentable Filialen schließen.

Die Klauser-Gruppe und Salamander mussten im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von vier Prozent auf rund 200 Millionen Euro verkraften. Auch in diesem Jahr liegen die Erlöse unter dem Vorjahr. Immerhin ist es der Gruppe aber gelungen, Salamander nach Jahren der Krise zurück in die schwarzen Zahlen zu führen. "Wir arbeiten profitabel", sagt Geschäftsführer Prange.

Das war nicht immer so. Vier Eigentümerwechsel innerhalb von zehn Jahren und gleich zwei Pleiten hat die Marke mit dem bekannten Feuersalamander Lurchi hinter sich. Im Jahr 2000 stieg der Energieriese EnBW in den damals noch breit aufgestellten Mischkonzern Salamander ein. Drei Jahre später ging die Schuhsparte an die Düsseldorfer Garant Schuh+Mode AG. Doch die Kette verhob sich an dem Zukauf und musste 2004 Insolvenz anmelden. Salamander landete beim Luxusgüterkonzern Egana Goldpfeil, der ebenfalls ins Straucheln geriet. Im Februar 2009 erwarb dann der Langenfelder Schuhhersteller Ara Salamander, behielt das Auslandsgeschäft und reichte die deutschen Filialen an Klauser weiter. "Wir haben das Sortiment erweitert und einen Teil der Filialen modernisiert", sagt Peter Prange. In der Hamburger Innenstadt würde er nach der Schließung des größten Geschäfts am Jungfernstieg gern wieder eine neue Filiale eröffnen. "Noch fehlt uns aber ein passender und vor allem auch bezahlbarer Standort."