Neue Geschäftsführer sollen traditionsreiches Hamburger Schuhhaus restrukturieren

Hamburg. Für Ludwig Görtz und seinen Bruder Friedrich war es kein schöner Tag. Gestern, als die beiden erfolgsverwöhnten Unternehmer in einer Betriebsversammlung vor die Mitarbeiter traten, über Verluste berichten und einräumen mussten, dass in der Vergangenheit vom Management Fehler gemacht wurden. Die Führungsebene wurde inzwischen zwar ausgetauscht, doch die Folgen der Fehler belasten das Unternehmen weiter.

Jetzt wird das traditionelle Hamburger Schuhhaus von seinen neuen Geschäftsführern Thorsten Hermelink, Christian Moritz und Jörn Peters restrukturiert, bis zu 100 der rund 250 Mitarbeiter in der Hamburger Unternehmenszentrale müssen dabei um ihren Job fürchten. Zuvor hatten frühere Geschäftsführer die Aktivitäten des Schuhhauses stark ausgebaut und viele neue Dinge erprobt, um in Zukunft massiv wachsen zu können.

Doch es kam die Krise mit der Folge, dass inzwischen - nicht nur bei Görtz - immer weniger Kunden in die Schuhgeschäfte kommen und weniger kaufen. Der Markt ist für die Branche unberechenbarer geworden. Allein im vergangenen Jahr büßte die gesamte Branche rund zwei Prozent an Umsatz ein. Nur das Billigsegment in der Schuhbranche kann derzeit lautExperten noch kleine Wachstumsraten vorweisen.

Doch in diesen Bereich will sich die hanseatische Kette nicht treiben lassen. "Wir wollen mit mehr Service, einer besseren Qualität und einer vernünftigen Beratung punkten", sagte Christian Moritz. Große Filialen, wie etwa die an der Spitalerstraße mit vier Stockwerken, sollen wieder mehr Kunden locken, während rund 30 kleine und unrentable Filialen der insgesamt 260 deutschen Geschäfte auf der Kippe stehen.

Mit der neuen Strategie besinnt sich das Unternehmen wieder auf seine Wurzeln, den Verkauf von Schuhen mit Qualitätsanspruch. Das Management ist zuversichtlich, dass sich dies bereits im kommenden Jahr in der Bilanz widerspiegelt. Dann will Görtz wieder aus den roten Zahlen kommen und inden Folgejahren an die guten Zeitenvor 2011 anknüpfen. Auch den Onlinehandel will das Unternehmen weiter ausbauen. "Es ist nicht entscheidend, wo der Kunde seine Schuhe kauft - im Netz oder im Geschäft -, Hauptsache, sie stammen von Görtz", so Geschäftsführer Thorsten Hermelink.