Die Reederei Deilmann stoppt endgültig die Ausflaggung, will nun aber auch Unterstützung der Bundesregierung. “Alle müssen helfen.“

Hamburg. Aufatmen auf dem Traumschiff: Die "Deutschland" wird nun doch nicht ausgeflaggt, sondern bleibt deutsch. Nach den "emotionalen Auseinandersetzungen" der vergangenen Tage habe man sich entschlossen, von dem geplanten Flaggenwechsel abzusehen, teilte die Reederei Deilmann gestern in Neustadt (Holstein) mit. Die Entscheidung sei endgültig. Die 175 Meter lange "Deutschland" - Fernsehzuschauern aus der ZDF-Serie "Das Traumschiff" bekannt - liegt derzeit als Hotelschiff für Olympiabesucher in London. Nach den Spielen soll sie das deutsche Team nach Hamburg bringen.

Ursprünglich hatten die Schiffseigner geplant, das einzige noch unter deutscher Flagge fahrende Kreuzfahrtschiff künftig in Malta registrieren zu lassen. Dadurch hätten sich erhebliche Kosteneinsparungen, auch bei der Bezahlung der Mitarbeiter, ergeben.

Gestern dann der Sinneswandel: "Der Malteser bleibt im Schrank, jetzt müsst ihr uns aber auch alle dabei helfen", sagte Reederei-Geschäftsführer Konstantin Bissias. Deilmann hoffe auf die Unterstützung all jener, die sich in den vergangenen Tagen so nachdrücklich für die deutsche Flagge eingesetzt haben. So setze das Unternehmen darauf, dass der maritime Koordinator der Bundesregierung, Staatssekretär Hans-Joachim Otto, die in Aussicht gestellte deutliche Erhöhung der Flaggenförderung tatsächlich umsetze. Die geplante Kürzung der Fördermittel für die Schifffahrt durch die Bundesregierung um mindestens 80 Prozent war laut Reederei der Hauptgrund für die geplante Ausflaggung.

+++"MS Deutschland": Kritik an drohender Ausflaggung+++

+++Proteste gegen Ausflaggung des Traumschiffs+++

Vor allem der Kapitän des Schiffes, Andreas Jungblut, hatte sich vehement gegen den geplanten Flaggenwechsel ausgesprochen und eine öffentliche Auseinandersetzung mit der Reederei riskiert. Die "Deutschland" sei immer mit Gewinn gefahren, sagte Jungblut der "Bild"-Zeitung. Deshalb sei eine Ausflaggung unnötig. "Man muss einfach nur ein guter Reeder sein, um Gewinne mit so einem herrlichen Schiff einzufahren." Meldungen, wonach Jungblut bei einem Besuch in London "von Bord gejagt" worden seien, wurden von der Reederei aber dementiert. Jungblut befinde sich im Urlaub, hieß es. Gestern sagte Geschäftsführer Bissias: "Wir setzen darauf, dass unsere Kapitäne Andreas Jungblut und Andreas Greulich auch weiterhin unser Traumschiff sicher über die Meere führen."

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di begrüßte die Entscheidung, das traditionsreiche Kreuzfahrtschiff nicht auszuflaggen. "Ohne das klare Signal der Besatzung und ihres Kapitäns, für Arbeitsbedingungen und Löhne kämpfen zu wollen, wäre dieses Ergebnis nicht zustande gekommen", sagte der Schifffahrtsexperte der Gewerkschaft, Karl-Heinz Biesold. Damit zukünftig wieder mehr Schiffe unter deutscher Flagge fahren könnten, sei aber ein grundsätzliches Umdenken in der Politik erforderlich. "Steuerliche Erleichterungen wie die Tonnagesteuer sollten ausschließlich an die deutsche und nicht an die europäische Flagge gebunden sein", so Biesold. Nur durch die falsche europäische Regelung sei Deilmann überhaupt auf die Idee gekommen, die "Deutschland" in Malta registrieren zu lassen.

Der Verband Deutscher Reeder mit Sitz in Hamburg verlangte hingegen die Lockerung der bisherigen Regelung. "Ob unsere Unternehmen die deutsche Flagge auf Dauer führen können, hängt davon ab, ob sich zumindest in Europa die Wettbewerbsbedingungen dafür verbessern", sagte das geschäftsführende Präsidiumsmitglied Ralf Nagel dem Abendblatt. Dies könnte durch eine flexiblere Besetzung mit weniger deutschem Personal oder durch eine zentrale Anlaufstelle für die Schiffseigner erreicht werden. Bislang hätten es Reeder, die Schiffe unter deutscher Flagge fahren ließen, mit zwölf verschiedenen Dienststellen zu tun.