Party in der Hafencity: Deutsches Team wird nach den Spielen offiziell in Hamburg empfangen - mit Barkassen-Korso und Beachclub-Party.

Hamburg/London. Hamburg steht vor einer der größten Sport-Partys der vergangenen Jahrzehnte: Wenn in London am 12. August die Olympischen Spiele ausklingen, nähert sich die Hansestadt dem eigentlichen Höhepunkt, denn in Hamburg wird am 15. August die offizielle Willkommensfeier der Deutschen Olympiamannschaft mit zahlreichen Sportlern und Medaillengewinnern in der Hafencity zelebriert.

Für den HSV-Weitspringer Sebastian Bayer, 26, und seine Freundin, die Hürdensprinterin und gebürtige Hamburgerin Carolin Nytra, 27, war dieses Ansinnen keine Überlegung wert. "Als die Einladung eintraf, haben wir maximal 0,2 Sekunden darüber nachgedacht. Dann haben wir uns kurz angeschaut, gelacht und uns gesagt: Na klar, wir sind dabei", erzählte Bayer dem Abendblatt.

Die beiden Leichtathleten, beides Medaillenhoffnungen bei den anstehenden Sommerspielen, dürfen deshalb am Abend des 13. August in London an Bord, wenn die MS "Deutschland", das ZDF-"Traumschiff", mit der deutschen Olympiamannschaft zu ihrer Fahrt nach Hamburg ablegt. Dort wird das Team am Mittwoch, 15. August, um 10 Uhr am Cruise Terminal in der HafenCity erwartet - von Zehntausenden Schaulustigen. Das erhofft sich zumindest die Hamburg Tourismus GmbH, hiesiger Organisator des Empfangs. Motto der Begrüßung: "Von London nach Hamburg" .

Andere griffen nicht so schnell zu wie Bayer und Nytra - und müssen erst einmal draußen bleiben. Die Hockey-Nationalmannschaft der Herren, 2008 in Peking Olympiasieger und an jedem Ort der Welt für eine Party gut, sagten erst ab und später wieder zu. Das war dann zu spät. Alle 200 reservierten Kabinen waren bereits belegt, zusätzliche Kapazitäten bis heute nur schwer zu beschaffen. Von dieser Nachfrage wurden selbst der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Deutsche Sport-Marketing GmbH (DSM) überrascht.

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+++ Erster Eklat: Falsche Flagge beim Frauenfußball +++

In ihren Verträgen mit den Hamburger Veranstaltern hatten DOSB und DSM nur die Hälfte der Olympiamannschaft für die Überfahrt garantiert. Intern wurde jetzt beschlossen, wenigstens so viele Medaillengewinner wie möglich von London mitzunehmen. Das deutsche Team zählt einen Tag vor der Eröffnungsfeier der Sommerspiele 392 Athleten plus 16 Reservisten, die aus ihren Hotelzimmern ins olympische Dorf umziehen dürfen, wenn ein Nominierter ausfällt. Dem Rest der Mannschaft wird nun eine Luftbrücke gebaut.

+++ Die Deilmann-Reederei +++

Wer nicht am 13. August auf die MS "Deutschland" kann, die dann wahrscheinlich schon unter der Flagge Maltas fährt, wird am 15. August nach Hamburg geflogen. Ein Zwischenstopp des Traumschiffs in Cuxhaven, um die Nachzügler aufzunehmen, war nach Angaben der Reederei Deilmann aus Zeitgründen nicht möglich. Selbst der Lotse muss bei Brunsbüttel bei laufender Fahrt über Strickleitern an Bord. Das wollte niemand den Olympioniken zumuten, allein schon aus Sicherheitsgründen. In Hamburg warten dann sechs Stunden offizielles Programm auf die Olympiamannschaft. Den Willkommenstag dürfen die Konditionsstärksten vom späten Nachmittag an im Beach-Club StrandPauli bei einer großen Party unbeobachtet beschließen.

Politiker und Prominente aus ganz Deutschland haben sich angekündigt. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) will sich entgegen protokollarischer Gewohnheiten bereits in der HafenCity die Ehre geben. Die Bürgerschaft verschiebt ihre Sitzung auf den frühen Abend. Die Sportler verlassen gegen 10.30 Uhr das Schiff, geben auf einer Showbühne Interviews und schreiben Autogramme, bevor sie gegen 13 Uhr in fünf Barkassen steigen, die sie über die Fleete zum Senatsempfang im Rathaus bringen. Der beginnt um 14.30 Uhr.

+++ Aufstieg mit Olympia +++

Einzig der frühe Beginn am Mittwochmorgen (10 Uhr), könnte möglicherweise einige Hamburger davon abhalten, zu kommen. Die Schulbehörde überlegt deshalb sogar, ob sie am 15. August einen Wandertag ansetzt, damit auch viele Jugendliche die Sportler begrüßen können. Die Stadt hofft zudem, dass möglichst viele Arbeitgeber, deren Büros entlang der Barkassen-Route liegen, ihren Arbeitnehmern erlauben, dem Korso aus den Fenstern zu winken und mitzufeiern. Schließlich bleibt ein zentraler Sinn der Feier, dass die Sportstadt Hamburg eine gute Visitenkarte abgibt.

Es ist erst das zweite Mal, dass eine deutsche Olympiamannschaft - nach dem Vorbild der Fußballer - nach ihren Spielen in Deutschland an einem Ort empfangen wird. 2010, nach den Winterspielen im kanadischen Vancouver, begrüßte München bei strömendem Regen das Team. Das war die Premiere.

Oder doch nicht? Schon 1932, nach den Sommerspielen in Los Angeles, fuhren deutsche Sportler per Schiff in die Heimat, auch mit einer "Deutschland", einem Passagierliner der Hamburger Reederei Hapag. Und bereits damals endete der Trip mit einem Empfang im Hamburger Rathaus.

Damit enden die Parallelen wohl schon. Die Olympiamannschaft musste nach der Abschlussfeier der Spiele am 15. August erst mit dem Zug durch die USA reisen. Die "Deutschland" wartete in New York auf sie. Dort legte das Schiff in der Nacht vom 24. auf den 25. August ab. Wo es genau am 2. September in Deutschland ankam, bleibt in den historischen Quellen unklar. Hamburg, Bremen oder Cuxhaven stehen in unterschiedlichen Chroniken zur Auswahl. Etwa 80 der damals 87 deutschen Olympioniken, das scheint wiederum sicher, machten die 1000 Mark teure Reise mit, die sie zum Teil selbst bezahlen mussten. Das bleibt den deutschen Sportlern diesmal erspart - wie hoffentlich auch kritische Kommentare der Medien. Die fanden 1932 das Abschneiden der deutschen Mannschaft mit dem neunten Platz in der Nationenwertung "enttäuschend".

Auf der interaktiven Karte können Sie die Route der Sportler auf der "MS Deutschland" und den weiteren Ablauf im Hamburger Hafen verfolgen.